Hallo Stephan !!
Ich möchte mal versuchen Dir deine Frage zu beantworten.
Also: Das der Empfang mit zwei angeschlossenen Drähten schlechter ist als mit nur einem ist ganz einfach ein ANPASSUNGSPROBLEM, d.h. ein Problem der SPANNUNGS- und STROMVERTEILUNG auf dem elektrischen Leiter welcher als Antenne dient.
Wie Du sicherlich weißt induziert die Elektromagnetische Welle in einem elektrischen Leiter, hier deinen Drähten, eine elektrische Wechselspannung, welche im Radio in eine hörbare Information "umgewandelt" wird.
Die induzierte Wechselspannung auf der Antenne ist am größten wenn die Länge der Antenne genau der der FREQUENZ entsprechenden WELLENLÄNGE entspricht.
Die Wellenlänge (griech. Buchstabe Lambda) ist der kleinste Abstand zweier Punkte voneinander, die sich im gleichen Wellenzustand befinden.
Lambda lässt sich errechnen mit folgender Formel:
Wellenlänge = Ausbreitungsgeschw. (300.000 Km/sec) / Frequenz in Hz
Lambda = 300 000 000 / Frequenz
Demnach entspricht z. B. die Frequenz von 100 MHz der Wellenlänge von 3 Metern.
Möchtest Du nun eine 100 %ige Anpassung der Antenne an diese Frequenz haben, müssten deine Antennendrähte genau 2 x 3Meter lang sein. Dann entspräche deine Antenne genau einem DIPOL von" 1Lambda".
Da dies in der Praxis jedoch nicht oder zu mindestens schlecht durchführbar ist verwendet man kürzere Antennen die jedoch ebenfalls der Empfangsfrequenz angepasst sein müssen.
Z.B. 1/2 Lambda oder 1/4 Lambda.
Die Anpassung der "Antennenlänge" an die Frequenz geschieht dann mit sog. VERLÄNGERUNGS- oder auch VERKÜRZUNGSKREISEN.
In unseren Röhrenradios findet man ja als eingebaute Antenne oft im Gehäuse verlegte Drähte oder auch verklebte Stanniolstreifen. Diese sind dann, meist an der Innenseite des Gehäuses oben, mit einer Spule verbunden wo auch die zweipolige Leitung mit dem Antennenstecker angelötet ist. Diese Spule ist hier die Verlängerungsspule und passt die Antennenlänge elektrisch an die Empfangsfrequenz an. Wobei allerdings die zweiadrige Zuleitung ebenfalls als Antenne wirkt weil sie nicht abgeschirmt ist. Somit ist sie, auch wenn sie nur kurz ist, in die Berechnung mit einzubeziehen. Eine weitere Anpassung macht man dann auch noch oft mit abstimmbaren Spulen direkt am Antenneneingang. Dies ist selbstverständlich ein Kompromiss, denn 88 MHz haben eine andere Wellenlänge als 108 MHz. Aber es funktioniert recht gut.
So nun konkret zu deinem Fall:
Durch eine Fehlanpassung kann z.B. die induzierte Wechselspannung der einen Antennenhälfte die induzierte Wechselspannung der anderen Antennenhälfte aufheben, weil deren PHASENLAGE nicht übereinstimmen. Dies geschieht wenn die Drähte z.B. unterschiedlich lang sind.
Dann kommt es zu dem von Dir beschriebenen Effekt: Der Empfang wird schlechter weil quasi die eine Antennenhälfte die Energie der anderen Antennenhälfte "löscht".
Hinzu kommen dann selbstverständlich noch so Feinheiten wie die POLARISATION der Antenne bzw. der Antennenhälften. Auch dies verändert die Empfangseigenschaften weil jeder Dipol eine Richtwirkung hat. Wenn Du also den einen Draht horizontal gespannt hast muss auch der andere Draht horizontal gespannt sein. Wobei ich hier die Anpassung der Drahtlänge an die Wellenlänge ( 1; 1/2; 1/4 Lambda) bereits zwingend voraussetze.
In der Sendetechnik sind Fehlanpassungen wesentlich problematischer. Eine falsch angepasste Antenne zerstört die Sendeendstufe!!
Ich hoffe, dass ich es geschafft habe zumindest die Grundzüge darzustellen. Selbstverständlich erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Thematik ist sehr komplex.
Der alte Fernsehtechnikerspruch, den wir im ersten Lehrjahr bereits eingehämmert bekamen hat durchaus seine Berechtigung:
"Hochfrequenz geht seltsame Wege!"
Dem ist, denke ich, nichts hinzuzufügen.
Wer sich in diese Thematik tiefer einarbeiten will, empfehle ich die 683 seitige "Bibel" jeglicher Antennentechnik:
"Antennenbuch" von Karl Rothammel. Erschienen in der "Franck´sche Verlagshandlung, Stuttgart". ISBN 3-440-05853-0.
Das Buch ist sehr gut, hat aber seinen Preis.
Viele Grüße:
Calvin
