Hallo zusammen,
da ich hier neu im Forum bin, würde ich mich vorab kurz vorstellen, damit allen Lesern mein aktueller Kenntnisstand und meine bisherigen Erfahrungen an Röhrenradios bekannt wird.
Zu meiner PersonMein Name ist Patrick, ich bin 29 Jahre alt und leidenschaftlicher Elektroniker. Meine erste Gehversuche in der E-Technik durfte ich während meiner Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme an einem physikalischen Institut in einer kleinen Elektronik-Werkstatt machen. Da das Institut in den sechsziger Jahren erbaut wurde, sind des öfteren bei Aufräumarbeiten in Schränken alte Röhren aufgetaucht, da begann meine Faszination für dieselben. Nach der Ausbildung habe ich 3 Jahre als Programmierer in der SMT-Fertigung gearbeitet und anschließend den staatlich geprüften Techniker mit Fachrichtung Elektrotechnik absolviert. Um die wissenschaftlichen Hintergründe der bisher "als gegebenen Formeln" zu verstehe, habe ich ein Bachelorstudium der Elektrotechnik angehängt.
Mittlerweile bin bei einem süddeutschen Automobilkonzern angekommen, bei dem ich mir nun die Zeit mit der Steuergeräte-Entwicklung vertreibe.
Da mir das Basteln an konventioneller, analoger Elektronik etwas abhanden gekommen ist, ist es mittlerweile ein Hobby von mir geworden, Röhrenradios vergangener Generationen neues Leben einzuhauchen.
Zu meinem KenntnisstandGenerell kann ich mich für alle technischen Themen begeistern, solange etwas Elektronik mit an Bord ist.
Bei den Röhrenradios gelandet bin ich, als während dem Umzug eines Bekannten auf dem Dachboden ein altes Löwe-Opta Venus Stereo 6786W aufgetaucht ist. Unter der Prämisse, dass ich das Radio wieder zum Laufen bekomme, habe ich das Radio geschenkt bekommen.

Nach einiger Internetrecherche und einer gründlichen Reinigung des Radio wurden folgende Repararturmaßnahmen durchgeführt:
- Drehkondensatoren waren wie üblich verharzt, d.h. Drehko ausgebaut, Lager in Alkohol eingelegt und mit Kugellagerfett neu geschmiert.
- Selengleichrichter wurde durchgebrannt vorgefunden. Austausch durch einen Brückengleichrichter mit 4 Siliziumdioden und Nachschalten eines Widerstands um den Spannungsabfall des Selengleichrichter zu erzielen
(Widerstand wurde so gewählt, dass die Spannung am Ausgang des Netzteils bei erwärmten Zustand der Nennspannung im Schaltplan entspricht).
- Ein relativ lautes 50Hz Brummen bedingt durch Leckströme der Elkos, störte laufend den Empfang. Maßnahme: Formen der Netz-Elektrolytkondensatoren (Schaltung müsste ich nochmal raussuchen, kam aus einem Beitrag im Internet).
Nun zum eigentlichen ProblemAktuell habe ich ein Grundig Type 3040 von einem Bekannten zur Reparatur erhalten, eine erste Analyse mittels Senderverstellung ergab das selbe Problem wie bei meinem Löwe-Opta.
1)
Nach dem Öffnen wurde das Chassis mit Wattestäbchen gereinigt und auf verdächtige Bauteile untersucht.

2)
Direkt neben der ECL86 befindet sich ein ERO100 Paperkondesator (C59, 3,3nF 1000VDC), dieser wurde vorsorglich gegen einen 3nF 1500VDC Folienkondensator getauscht.
Hier ist auch schon meine erste Frage; sind durch die 300pF Differenz Probleme zu erwarten? Leider kenne ich die Funktion des Kondensator C59 nicht. Hierzu möchte ich anmerken, dass ein Kondensator mit 3,3nF und ausreichen hoher Spannungsfestigkeit praktisch nicht im Internet zu finden ist.

3)
Die verharzten Drehkondensatoren wurden analog zum Löwe-Opta ausgebaut, die Lager in Alkohol gereinigt und mit neuem Fett versehen.
4)
Sämtliche Röhrenkontakte wurden mit einem Glasfaserpinsel vorsichtig von Korrosion befreit und mit einem Wattestäbchen mit Ballistol versehen.
Nachdem sich die Sender nun wieder einstellen lassen und man ohne Rauschen dem Radio lauschen kann, war ich vorerst zufrieden.
Nach ca. 30min Betriebszeit (hängt vermutlich mit der Erwärmung zusammen) wird das Radio allerdings extrem leise. Da ich hier in einem Forumbeitrag gelesen habe, dass es früher wohl eine Art Röhrenhammer gab, um eine defekte Röhre zu identifizieren, habe ich vorsichtig mit einem Kunststoffkugelschreiber alle Röhren "angehämmert". Sowohl ein Klopfen auf die UKW-Röhre (ECC85) als auch auf das UKW Gehäuse bringt die normale Laufstärke kurzzeitig wieder zurück.

Naiv wie ich war, habe ich die ECC85 für defekt erklärt und eine gebrauchte, aber funktionsfähige ECC85 aus der Bucht ersteigert.
Leider ohne Besserung, das Radio verliert nach wie vor nach einiger Zeit seine Lautstärke für einige Sekunden/Minuten.
Nun meine Frage an die Experten hier im Forum:
Was wären nächste Maßnahmen um dem Fehler auf die Schliche zu kommen?
Eine Grundausstattung an Werkzeug und Mess-Equipment ist vorhanden (Röhren-Oszilloskop, Digital-Multimeter HP34401A, ein Gleichspannungsnetzteil und ein Lötkolben + etliches Werkzeug und Bauteile).
Liebe Grüße
Patrick