Dampfradioforum

Hallo,
vor drei Wochen fand sich hier ein Loewe-Opta Truxa 2731W zur Reparatur ein. Schon beim Hereintragen und Abstellen des Radios auf den Arbeitstisch fiel mir ein Klappergeräusch auf, als ob ein Gegenstand im Radio hin- und her rutscht. Nach dem Entfernen der Rückwand sah ich die Ursache. Links neben dem Chassis lag unterhalb einer Plastiktüte ein Doppel-Elko. Dieser war mit einer ca. 1m langen Litze parallel am Netzteil-Lade-Elko angeschlossen. Der Netzteil-Elko war bereits vor langer Zeit ausgelaufen. An einem ZF-Filtergehäuse war ein weiterer Elko mit Elektriker-Isolierband befestigt. Auch dieser war mit Litze parallel angeschlossen, hier am Netzteil-Sieb-Elko.

Ich baute das Chassis aus. Besonderheit: der Lautsprecher ist auf dem Chassis befestigt. Mit einem Pinsel und dem Werkstatt-Staubsauger wurde der Staub und die Ablagerungen entfernt. Die Bedienknöpfe und die Skalenscheibe wurden abgebaut und separat gereinigt. Ein kurzer Check mit dem Multimeter als Widerstandmesser zeigte: Netztrafo i.O., NF-Ausgangsübertrager primärseitig unterbrochen. Ich suchte in meinem Bestand nach einem Ersatz. Ich fand einen, der vorab in einem Loewe 2781w Dienst tat. Kernabmessungen gleich, Haltelaschen und Laschen für die Lötleiste gleich, Primärwicklungen gleich, nur die Sekundärwicklungen waren anders: 1x für Gegenkopplung, die zweite Wicklung hatte mehr Abgriffe für die Lautsprecheranpassung. Diesen Übertrager baute ich ein.

In der Chassis-Unterseite fand ich viele Papierwickelkondensatoren, einige eingetrocknete Klein-Elko´s und einen angegrillten Siebwiderstand. Diese wurden erneuert. Der Selengleichrichter und der ausgelaufene Doppel-Elko flogen ebenfalls raus. Vermutlich wurde bei dem Einbau der abenteuerlichen „Ersatz-Beschaltung“ des ausgelaufenen Doppel-Elko´s ein Wima-Klotz in die Schaltung gelötet. Der Original-Kondensator war weiterhin vorhanden, eingeklemmt unter einer Lötleiste. Während der „Fehlersuche“ hat der „Reparateur“ einige Papierwickelkondensatoren mit einem Seitenschneider einseitig von der Schaltung abgeknipst und anschliessend wieder angelötet. Den Koppel-Elko C70 mit 25nF Kapazität hatte er nicht wieder angelötet.

Das Netzteil baute ich sekundärseitig mit Siliziumbrücke, Vorwiderstand, Parallelkondensatoren zu den Diodenstrecken und neuem Doppel-Elko wieder auf. Den Doppelelko aus meinem Bestand habe ich dazu über mehrere Tage mit 200V Gleichspannung über einen 30k-Widerstand formiert, bis die Strom-Aufnahme unter 1mA lag und nicht weiter abnahm. Der neue Doppel-Elko wurde an der Stelle eingebaut, an der vorher der Selengleichrichter saß, um mehr Abstand zur Endröhre EL84 zu gewinnen.

Der oxidierte Sicherungshalter wurde gereinigt, eine neue Sicherung eingesetzt. Der Stecker an der Netzzuleitung wurde irgendwann getauscht. Neugierig zerlegte ich den Netzstecker. Wie so oft, fand ich auch hier verzinnte Litzenenden. Die Litze schnitt ich neu ab und schob Aderendhülsen über die abisolierten Litzenenden.

Die defekten Skalenlampen ersetzte ich mit 7V 0,1A Typen, die taube ECC85 wurde erneuert, die taube EM80 ersetzte ich durch eine EM81 mit Vorwiderstand 100k in der Anodenspannungszuleitung. Inbetriebnahme über die Vorschaltlampe. Empfang einiger Sender auf Langwelle, Mittelwelle und UKW. Aber der LMK-Drehko war schwergängig, die Kupplung rutschte durch, ich musste an der Seilscheibe auf der Drehkoachse drehen. Bei höherer Lautstärke Pfeifen aus dem Lautsprecher. Ich polte den Anschluß der Gegenkopplungswicklung auf dem NF-Ausgangsübertrager um. Kein Pfeifen mehr. Nach einer Stunde Probelauf mit stabiler Leistungsaufnahme nahm ich die Vorschaltlampe heraus. Jetzt guter Empfang auf LMK. Auf UKW geschaltet, schwang der ZF-Verstärker. Ich kontrollierte und änderte die Lage der Bauteile im ZF-Verstärker. Keine Besserung. Ich lötete einige Bauteile, darunter Keramik-Kondensatoren aus und prüfte diese mit dem Bauteile-Komponententester vom Chinamann. Keine Auffälligkeiten, keine Änderung des Schwingens. Jetzt wagte ich mich an den Röhrentausch. Eine ECH81 aus meinem Bestand beendete das Schwingen des ZF-Verstärkers. Auf dem Funke W19S zeigten beide Röhren geringe Abweichungen der Messwerte.

Den LMK-Drehko baute ich aus, die Skalenscheibe fixierte ich mit einer M6-Schraube am Skalenblech. Ich nahm die Spannfeder vom Drehko-Zahnrad, schraubte die Achsdurchführung an. Die Achsdurchführung erhitzte ich mit einem Heissluftföhn und ich drückte die Achse heraus. Das alte Fett wurde entfernt, die Achse und die Beilagscheiben wurden gereinigt. Mit frischem Wälzlagerfett versehen setzte ich die Achse und die Scheiben in die Durchführung ein und setzte den Sicherungsring auf. Die Durchführung wurde wieder in den ebenfalls gereinigten Drehkondensator eingebaut, die Spannfeder wieder eingesetzt und der Drehko auf dem Chassis verschraubt und angeschlossen. Die Seilscheibe wurde aufgesetzt und die Grundstellung des Drehko´s zum Abstimm-Zeiger justiert.

Eine Spannungsmessung zeigte 6,2V Wechselspannung an den Röhrenheizungen und 290V Anodenspannung am Lade-Elko bei Stellung 240V des Spannungswählers bei einer Leistungsaufnahme von 48W. Ich beließ den Spannungswähler in dieser Stellung.

Die gereinigten Bedienknöpfe wurden mit der gereinigten Skalenscheibe wieder auf das Chassis gesetzt, die zerfallenden Unterleg-Gummistücke ersetzte ich durch passend geschnittene Gummistücke aus einem Fahrrad-Schlauch. Die Tasten und Klang-Einsteller wurden vorab vorsichtig gereinigt, denn die Farbe der Schriftzüge auf den Tasten und auf den Anzeige-Walzen der Klang-Einsteller zeigte sich als abwischbar.

Nach mehrstündigem Probelauf und Nach-Abgleich des UKW-Tuners wurde das Chassis in das gereinigte Gehäuse gesetzt und die Hochtöner angeschlossen. Wie erwartet, spielten die elektrostatischen Höchtöner sehr leise. Ich beließ es dabei, denn über die Klangtasten und über die Klang-Einsteller konnte ich schnell ein ausgewogenes Klangbild einstellen.

Bild 01: Rückwand abgenommen
Bild 02: Chassis ausgebaut
Bild 03: Papierwickelkondensatoren, Wima-Klotz und angegrillter Siebwiderstand
Bild 04: Fixierung Seilscheibe am Skalenblech
Bild 05: ausgebauter LMK-Drehko
Bild 06: ausgebaute Achsendurchführung LMK-Drehko
Bild 07: ausgepresste Achse LMK-Drehko
Bild 08: gereinigte Achse LMK-Drehko
Bild 09: gereinigter und zusammengebauter LMK-Drehko
Bild 10: Emission verbrauchte ECC85
Bild 11: Emission neue ECC85
Bild 12: Litzenende verzinnt
Bild 13: Litzenende mit Aderendhülsen
Bild 14: Probelauf komplettiertes Chassis
Bild 15: Chassis eingebaut
Bild 16: Probelauf im Gehäuse
Bild 17: Ausbeute ausgetauschte Bauteile/Einzelteile


Viele Grüße


andreas

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