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 Betreff des Beitrags: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: So Feb 07, 2021 0:30 
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Manche Radios sind wirklich extrem versifft und schmierig, so dass dem Schmutz mit einer herkoemmlichen Trockenreinigung nicht beizukommen ist. Wenn man es nach vielen Stunden muehsamer Putzerei dann endlich geschafft hat, gibt es beim ersten Einschalten trotzdem oft eine boese Ueberraschung - das fertig restaurierte Radio stinkt, wenn es warm wird...

Das war dann fuer mich der Zeitpunkt, es mit einer etwas "groeberen" Reinigungsmethode zu versuchen - der Gartenschlauchmethode. Im Internet finden sich ja immer wieder Berichte und Videos dazu, manche Restaurateure reinigen sogar generell "nass".

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte:

Bild

Die Trafos habe ich alle abgebaut, das ganze Radio mit "Caramba Kunststoffreiniger" eingesprueht, ein paar Minuten einwirken lassen, dann mit einem weichen Pinsel bearbeitet und zum Schluss mit dem Gartenschauch alles abgespuelt. Das Radio mit Druckluft abblasen und anschliessend am besten in der Sonne durchtrocknen lassen. Danach ist das Radio nicht nur sauber, sondern rein!

Wie macht Ihr das so mit der Reinigung und was sind Eure Erfahrungen?

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Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: So Feb 07, 2021 9:22 
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Hallo,

vor einer vollständigen Nassreinigung stromführender Teile habe ich bisher immer die Finger gelassen - zu böse waren auch so schon oft die Erfahrungen mit mehrschichtigen Pertinax-Röhrenfassungen.
Wenn nur eine normale Staubschicht vorhanden ist, pinsele ich die einfach draußen oder unter Zuhilfenahme eines Staubsaugers herunter. Stand das Radio in der Küche oder hat man Rauchergeräte, dann wird das Chassis Quadratzentimeter für Quadratzentimeter mit einem angemessenen Reinigungsmittel (je nach Verschmutzung) mit dem Pinsel benetzt, kurz gewartet und dann der Bereich abgewischt, bei Bedarf auch mehrmals. Das kann unter Umständen natürlich ewig dauern, aber ich habe gute Erfahrungen gemacht.
Hier mal ein schönes Vorher-/Nachher-Bild von der Reinigung eines fettigen Küchenradios nach dieser Methode:
Dateianhang:
SANY0038 komp..JPG

(nachdem man am Ende noch mal drübergeht ist wirklich wieder alles spiegelsauber, Fett konserviert auf der anderen Seite natürlich sehr schön)
Bei Rauchergeräten kommt der Gestank ohnehin meist aus dem Holzgehäuse, wenn man es nach Jahrzehnten das erste Mal wieder aufheizt.
Blechgehäuse reinige ich aber durchaus schon mal unter dem Wasserstrahl und mit schärferen Mitteln, um sie geruchsneutral zu bekommen, aber da kann ja auch nicht viel passieren.
Ich weiß, daß viele Bastler auch gute Erfahrungen mit der Nassreinigung gemacht haben, aber mir persönlich ist das zu heikel. Gerade in HF-Spulen und an anderen kritischen Orten will ich kein Wasser haben.
Ein Bekannter von mir reinigt frühe Platinen aus den späten 60ern oft mit Backofenreiniger und dem Wasserstrahl und das wohl auch schon seit Jahren erfolgreich, er lötet vorher aber alle "heikleren" Bauteile aus und lässt nur Widerstände und Kondensatoren auf der Platte.

Viele Grüße
Max


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Ich sammele keine Radios. - Die haben sich von selbst angesammelt!


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: So Feb 07, 2021 9:44 
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Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16
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Ich säubere Chassis nass eigentlich fast schon so lange wie ich Radios wieder auf Vordermann bringe (das Wort restaurieren will ich hier bewusst nicht anbringen).
Anfangs nur mit Kunststoffreiniger, später dann nur Bref (grün), heute eine Mischung aus beiden und grundsätzlich danach immer Glasreiniger.
Allerdings passiert das bei mir in der Wanne und gaaaanz wichtig - heißem Wasser und mit einem Pinsel. Das hat einmal den Vorteil das die Reinigungswirkung erheblich besser ist als mit kaltem Wasser und was noch wichtiger ist - es verdunstet schneller.
Wichtiger Punkt bei der gesamten Reinigung - alle Trafos und eventuell Motoren müssen abgebaut werden. Bandfilter interessieren nicht weiter. Da hatte ich noch nie (und nochmals - noch nie!!) Probleme.
Dann die Trocknung.
Bei dem augenblicklichen Wetter ist die Sonne kein guter Berater. Das dauert zu lange. Es bilden sich gerade in dieser Situation eventuell sogar Flugrostherde. Hier muß die Heizung im Wohnbereich her. Trockene, warme Luft ist hier ideal. Vorher wird soviel Wasser wie geht vom Chassis geholt. Sei es durch schütteln oder abtupfen.
Ein ganz wichtiger Punkt bei der Reinigung mit Bref. Es holt nicht nur Dreck runter, sondern auch eventuell Beschriftungen und andere Farbe. Bei dem gezeigten Chassis von Grundig hätte ich schon etwas Angst um die goldene Chassisfarbe. Daher eventuell Bref verdünnen oder ganz drauf verzichten (Alternativen siehe oben). Aber das Zeug hat auch einen riesigen Vorteil - alle Kontakte werden wie neu. Seien es die Schalterkontakte oder die Röhrenfassungen. Kontaktprobleme hatte ich nach so einer Reinigung nicht mehr. Man spart sich dadurch eine Menge Arbeit.

Gegner solcher Methoden haben in der Regel so etwas noch nie gemacht und kritisieren gerne mit dem Argument "Wasser und Strom ...usw". Denen würde ich empfehlen mal von der Couch/Schreibtisch aufzustehen und es mal zu probieren.

In der Regel ist so ein Chassis nach einer Nacht vor der Heizung wieder soweit trocken das man damit was anfangen kann. Bei mir wird es dann in das Reparaturgestell gebaut und die fehlenden Teile (welche manuell gesäubert wurden) wieder montiert. Danach die Kondensatoren etc. Nun ist mindestens ein weiterer Tag vergangen im Warmen. Weitere Arbeiten folgen eventuell noch. Bis das Chassis bei mir wieder Strom sieht vergehen mindestens 3 Tage nach der Dusche.
Nicht vergessen an den benötigten Stellen wieder Fett und Öl aufzutragen. Bref wäscht sowas ratz-fatz aus.

paulchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: So Feb 07, 2021 10:13 
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Auch ich wasche meine Geräte seit Jahren so. Alle Trafos ab und den Lade-Siebelko sowie den Gleichrichter mit Folie abdecken, weil sonst die Schrift abgeht. Ich benutze jedoch keinen Kunststoffreiniger, sondern auch Power Bref (mit der grünen Kappe) für Fett und eingebranntes.
Nach der Wäsche sprühe ich das Chassis noch mal mit einer Sprühflasche und dest.Wasser ab. Danach blase ich das Chassis mit Druckluft (geringer Druck) ab und föhne es anschließend mit warmer Luft. Danach sofort einen Tropfen Feinöl an alle beweglichen Teile.
Dateianhang:
P1010567.jpg

Dateianhang:
P1010570.jpg

Dateianhang:
P1010568.jpg


Grüße vom Westerwald
Klaus


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: So Feb 07, 2021 14:29 
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Registriert: Sa Jan 21, 2017 21:25
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Danke fuer Eure ausfuehrlichen Berichte!

Wenn ein Radio nur etwas angestaubt ist, belasse ich es auch bei einer Trockenreinigung mit Pinsel, Staubsauger und Druckluft. Die Nassreinigung ist doch deutlich aufwendiger.

Bis jetzt hatte ich durch die Nassreinigung noch keine Probleme, ausser die erwaehnte Aufschrift auf Siebelko und Gleichrichter. Dem goldenen Chassislack tut der Caramba Reiniger nichts. Elektronikreiniger (oder acetonfreier Bremsenreiniger) hat den Lack bei manchen Geraeten angeloest, die Reinigungswirkung war trotzdem nicht zufriedenstellend. Den Glasreiniger habe ich dann immer zum Nachwischen verwendet und das destillierte Wasser ist auch eine gute Idee!

Zur Trocknung muss ich sagen, dass die Radios bei mir immer Wochen oder Monate dafuer Zeit haben und ich nur im Sommer wasche. Eigentlich koennte ich dafuer einen schwarzen Kasten mit Ventilator dran bauen, faellt mir gerade ein...

Bei den Holzgehaeusen bin ich uebrigens inzwischen dazu uebergegangen, das Holz innen mit einer Schicht Klarlack zu versiegeln, das wirkt gut gegen Muff.

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Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: So Feb 07, 2021 16:31 
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Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16
Beiträge: 7433
Holzgehäuse und der erwähnte Mief.
Ich nehme bei normalen "Gestank" dafür lediglich ein Spüli ("Fit" grün) und wische das Innere mehrmals damit aus. Hier allerdings mehr mit dem Schaum als mit viel Feuchtigkeit. Dazu einfach von dem "Fit" ein paar ordentlich Spritzer in den Lappen geben, darüber etwas Wasser laufen lassen und dann den Lappen erstmal etwas durchwalken. So entsteht genau die richtige Mischung und man spielt nicht mit soviel Wasser auf dem nackten Holz rum.
Das dann mehrmals wiederholen. Hat bisher fast immer geholfen. So man meint das ist nicht genug, kann man auch vorher!! mit Spiritus sein Glück versuchen. Dann aber wie oben nochmals nacharbeiten.

Ich kann mich auf die Schnelle nur an ein Radio erinnern (Kofferradio mit Holzgehäuse) das ich mal in Datteln mitgenommen hatte, wo alle Versuche vergebens waren. Das stank so sehr nach Keller, Schimmel, Feuchtigkeit, das ich das damals entsorgt hatte. Da haben sogar die ausgebauten Bauteile so sehr gestunken das alles abwischen/waschen nichts half.
Da hatte dann alles versagt was ich mir so ausgemalt hatte.
Aber ansonsten hatte ich bisher immer Erfolg mit dieser Prozedur Chassis/-Gehäusereinigung.

paulchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Mo Feb 08, 2021 20:35 
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Registriert: Sa Jan 21, 2017 21:25
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Hallo paulchen,

die Vorgehensweise fuer die Gehaeuse-Innenreinigung muss ich auch einmal ausprobieren. Ich hab da auch schon einmal mit dem Wasserstrahl draufgehalten - das hat sich aber nicht bewaehrt, danach gabs einiges zu leimen... :mrgreen:

Die Stoffreinigung ist auch immer so eine Angelegenheit mit hohem Katastrophenpotential.
Wenn man den Stoff auf der Schallwand waescht, besteht die Gefahr, dass die Schallwand sich verzieht oder aufloest und dass eventuell Beize von der Schallwand den Stoff versaut. Nimmt man den Stoff von der Schallwand ab, wird er dabei womoeglich beschaedigt oder springt beim Waschen ein und man bekommt ihn nicht mehr sauber angeklebt. Egal wie man es auch macht - es kann immer die falsche Methode sein.
Vielleicht geht ja auch was mit Teppichpulver oder -schaum, das koennte ich einmal ausprobieren. :haeh:

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Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Mo Feb 08, 2021 22:02 
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Registriert: Di Jun 19, 2012 22:12
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Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Für den Stoff hab ich einen Spannrahmen gebastelt auf den er vor dem Waschen aufgezogen wird. Nach dem Waschen wird er in nassem Zustand dann minimal überdehnt und so getrocknet. Dadurch behält er seine ursprüngliche Größe. Wenn man ihn dann noch bügelt und mit Wäschestärke behandelt liegt er wunderbar plan und lässt sich gut remontieren.

Gruß,
Achim


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Mo Feb 08, 2021 22:25 
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Registriert: Do Okt 05, 2017 19:39
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Hallo,

Zitat:
... Gegner solcher Methoden haben in der Regel so etwas noch nie gemacht...


naja, die Kritiker, zu denen ich auch gehöre, versuchen halt im Vorfeld möglichst viel zu durchdenken um ein Desaster zu vermeiden. Natürlich ist das sehr reizvoll, das Chassis quasi in den Neuzustand zu versetzen. Es gab ja sogar berichte von Leuten, die eine ausrangierte Spülmaschine dazu verwendeten.

Das Hauptproblem aus meiner Sicht sind alle die Teile, die eine Aufnahme des Wassers in Strukturen bewirken, die ein Entweichen, auch unter Wärme, nicht so wirklich mehr ermöglichen. Dazu zählen die erwähnten Trafos (Ausbauen ist auf jedenfall eine heiße und dringende Empfehlung!), aber auch die ebenfalls erwähnten Pertinax-Schichtsysteme, wie man sie in Röhrenfassungen und Potis findet.
AM-Spulen mit mehreren Lagen, auch in ZF-Bandfiltern, sind ebenfalls eine Schwachstelle, ich staune schon etwas über die Aussage, daß das in der Praxis kein Problem macht. Ich glaub das zwar, aber wurde tatsächlich die Güte der so behandelten und eventuell sorgfältig getrockneten Spulen vorher und nachher gemessen ?

Bei allen anderen Teilen (die Problemkondensatoren würde ich erst nach dem Waschen wechseln) sehe ich keine größeren Probleme, Widerstände, Mechanik etc. hält das gewiß gut aus und bewegl. Teile lassen sich später wieder mit Schmiermittel versorgen.

Mein Punkt sind also wirklich nur die komplexen kapillarwirkungsbehafteten Bauteile.

Aber gut, wer trotzdem durchweg gute Erfahrungen damit gemacht hat... auf jeden Fall ist zu empfehlen, das gewaschene Chassis in einer Trockenkammer zu trocknen, das Innere des Autos im Sommer ist da auch eine Empfehlung. Unter Umständen ist es ja so, daß auch das Wasser in sehr entlegenen Ecken von Filterspulen verdampft, wenn die Gesamt-Temperatur des Bauteils hoch genug ist, z.B. 60°C.

Bis auf Raucher- und Küchenfettverschmierte Chassis stört mich die natürliche Verschmutzung eigentlich garnicht. Raucherteergeräte (aber hier eher TV-Geräte) hatte ich schön öfters in der Mache, das ist wirklich hyper-ekelig, mein Lehrmeister sagte dazu immer "Rußteufel". Sowas hab ich nicht gern im Bestand, da hilft aber normales Waschen auch nicht, diese chassis müßte man in Waschbenzin tauchen und das wär mit Sicherheit nicht gut.

Gruß Ingo


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Mo Feb 08, 2021 23:41 
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Hallo Ingo,

danke auch fuer Deinen Beitrag!

Die Trafos und Drosseln muessen definitiv alle vor der Nassreinigung raus. Die Bleche sind ja oft so schon stark verrostet. Und bei den Spulen waere es wirklich interessant, die Guete vor und nach dem Waschen einmal zu messen.

Ich glaube auch, dass es bei der Reinigung auf die dem Anlass entsprechende Methode ankommt. Bei normalem Staub ist eine Nassreinigung sicher nicht sinnvoll, wenn die Familie Maus im Radio gewohnt hat, ist sie fuer mich ein Muss. Ich werde morgen mal ein Foto hier einstellen...

Was das Nikotin betrifft - das ist nach der Behandlung mit Caramba restlos dahin!
Ich staune jedesmal, was da unten so rausrinnt. Da spuelt es wohl auch aus den Pertinaxfassungen den ganzen Dreck heraus. Jedenfalls hat es bis jetzt nur bei Radios gekokelt, die ich nicht gewaschen habe.

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Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Di Feb 09, 2021 6:55 
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Beiträge: 7433
Die Güte habe ich bisher auch nie gemessen, gute Funktion (wir reden ja hier über die AM-Bereiche) hatte mir bisher gereicht.
Ein "Vorher" in dieser Sache schließt sich da ja aus.
Besagte Pertinaxfassungen haben bisher noch nie Probleme gemacht, auch die Schalterkulissen haben sich bisher noch nicht beschwert.
Und wie gesagt, der Rest vom Chassis ist da recht problemlos. Immer zeitnahe Trocknung vorausgesetzt!

Die Schallwände. Eines meiner liebsten Experimentierfelder.
Ich will jetzt nicht jeden Schritt beschreiben.Aber nur soviel.
Grundigwände können Probleme machen weil sie mit wasserlöslicher Farbe versehen wurden (braun/schwarz).
Sabawände sind sehr dünn und quellen bei zu nasser Reinigung auf.
Grundsätzlich wird bei mir der Stoff vorher fest getackert. Das spart das spätere neu beziehen. Achims Weg ist da der Königsweg.
Nassreinigung kommt nur für Nachkriegsstoffe in Frage (mein Standpunkt).
Wer es sich am Anfang nicht gleich zutraut das volle Programm abzuspulen kann es ja zuerst mit Teppichschaum versuchen. Auch damit habe ich super Ergebnisse erreicht. Der Reiniger muss dabei am besten mit einem feuchten Schwamm oder Pinsel einmassiert werden.
Diese Art der Reinigung empfiehlt sich grundsätzlich immer bei Vorkriegsstoffen (wieder meine Standpunkt).
Beschreibungen wie das im Detail gemacht wurde findet man hier im Forum viele.

paulchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Di Feb 09, 2021 17:31 
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Hier sind die versprochenen Fotos vom "Tannhaeuser des Grauens":

Bild

Bild

Im feuchten Keller verrottet und von Maeusen und Holzwuermern bearbeitet. Ich bin mir sicher, da macht ein bisschen zusaetzliches Wasser auch nichts mehr aus. Mit was sollte man da sonst noch rangehen?
Aber wenigstens gibts bei diesem Radio keinen Schallwandstoff...

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Viele Grüße,
Günter


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Di Feb 09, 2021 19:29 
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Beiträge: 706
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...also auf den ersten Blick ist das natürlich nicht der beste Zustand, aber so schlimm isses auch wieder nicht, finde ich.

Mäusepisse ist aber schon ein ärgerliches Thema, wenn man immer denkt, daß man mit sowas Kontakt bekommt und wenn es nur die Finger sind... aber solange keine Schnipsel o.ä. auf ein nest hindeutenden Sachen im gerät sind, ist es auch wieder unwahrscheinlicher, daß da so komische Sachen dran sind...

bei dem gezeigten Probanden würde ich folgendermaßen vorgehen (als Alternative zum Totalabwaschen), nur Vorschläge aus meiner Praxis:

- Chassis ausbauen, eigentlich alle Teile aus dem Gehäuse, gehäuse in die Sonne zum totalen Austrocknen stellen ... bei der Beurteilung des Gehäuszustandes und ggf Reparaturen ist es besser, wenn alle teile draußen sind, gleichzeitig kann man dann rel. sicher sein, alle irgendwelche Schädlingsnester (auch diese komischen Käfer...) zu finden.

- erst mit trockenem Pinsel (die flachen Heizkörperpinsel mit langem Stiel gehen sehr gut dafür!) die losen teile...Staub entfernen, später mit einem feuchten Pinsel groben Siff von den Teilen ab"pinseln", durchaus mit kontrolliertem Abtropfen, aber nicht durch die Filterbecher!!, die Platinen begünstigen das Reinigen, wenn sie auch andere Nachteile auch in Verb. mit Rö. haben, man kann auch ruhig mal mit Spiritus oder Spülmittelhaltigem Wasser gewisse Bereiche benetzen bzw. mit Pinsel bearbeiten, ich hab schon öfters modernere Platinen ziemlich vollständig mit Spiritus abgewaschen, natürlich nicht die Wickel-Cs oder gar Spulen aber Widerstände u.a Bauteile wie IC und Transistoren etc. schon, bisher keine feststellbaren Schäden, man könnte ja denken, daß der Spiritus den Lack von Wid. angreift, is aber nicht so.

- Ausnahme: Spulen und besagte Pertinaxteile außen vor lassen bei der Feuchtreinigung!

Zum Schluß nat. gut trocknen (lassen)

Den Flugrost bekommt man u.U. mit einer feineren Drahtbürste weg, später kann man das Chassis leicht einfetten.

Gehäuseschäden ist dann eigenes Kapitel, da bin ich kein Experte, hatte aber schon erbärmliche Gehäuse, das hängt dann vom Einzelfall und den speziellen Holzbearbeitungsfertigkeiten ab.

Ich würde denken, daß man so einen passablen Zustand des Chassis herstellen könnte.

Gruß Ingo


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Di Feb 09, 2021 22:04 
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Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16
Beiträge: 7433
Mein NM Tannhäuser 8004 war eines meiner ersten* Röhrenradios überhaupt, welches ich für 30,-€ als Selbstabholer in Berlin gekauft hatte. Ist etwa 15 Jahre her.

Bild

Innen nicht ganz so schlimm wie bei Dir, aber für mich damals etwa so, das ich am überlegen war das Hobby gleich wieder zu wechseln. Heute würde ich darüber eventuell müde lächeln. Na sei es drum.
Auf jeden Fall war bei mir das Gehäuse/Lack dahin. Hier bin ich den radikalsten Weg gegangen, weil ich dachte es sei normal so zu arbeiten. Die Holzteile lagen im Endeffekt alle einzeln vor mir und wurden dann später wieder verleimt. Lackiert habe ich mit Bootslack und Rolle.
Zum Innenleben.

Bild

Das habe ich komplett entbeint, die Platinen mit Spiritus gewaschen (waren einige Flaschen :mrgreen: ) und das Chassis nass wie weiter oben gewaschen. Damals noch mit Spüli/Spiritus und Pinsel. Dann alles wieder zusammengelötet und optimiert. Ausgetauscht im üblichen Sinne habe ich da keine Kondensatoren oder ähnliche Dinge. Das ist bei dem Modell (nach meiner Erinnerung) auch nicht nötig. Lediglich später mal ein paar Widerstände und eine ELL80 (wird bei Dir auch nötig sein) die Aussetzer hatte. Ebenso die EMM803 ist später neu gekommen.
Das Verkaufskriterium der Vorbesitzers habe ich erst viel später wechseln dürfen - die Skalenscheibe.

Bild

Die war bei mir zerbrochen. Einen kleinen Furnierschaden am "Grill" musste ich etwas retuschieren, aber das ist eigentlich ganz passabel gelungen.

Bild

Zu Deinem Problem. Als erstes die Frage - was hast Du für Lack drauf? Polyester? Oder hast Du das Glück (wie ich damals) normalen Lack drauf zu haben?
Der Innenraum.
Da hier Mäuse drin waren würde ich da keinerlei Kompromisse eingehen. Zuerst aussaugen mit Pinselunterstützung was geht. Dann würde ich wie bei mir die Hauptplatine ausbauen und ebenso mit Spiritus waschen. Das kannst Du radikal machen wie ich, oder mit einpinseln und händisch abtropfen. Sei aber darauf vorbereitet das dies etwas klebrig werden kann. Hierbei geht es dank des Spiritus auch um das eventuelle Abtöten von Keimen und ähnlichem.
Chassis inkl. Tuner würde ich auch feucht reinigen mit Chemie. Gleicher Grund wie oben.
Auf jeden Fall baue den Trafo und den AÜ-Block vorher aus. Die würde ich händisch mit Bref reinigen. Ebenso die Lautsprecher. Dazu ein Schälchen und Pinsel benutzen, mit Glasreiniger ebenso "neutralisieren".
Den Innenraum würde ich auch so reinigen. Hintergrund auch hier der Hygieneaspekt.
Keine Ahnung wie das ganze jetzt abschließend aussieht, aber sauber sollte es dann sein. Technisch hätte ich da keine Bedenken.

Das so meine Gedanken zur Nacht...

paulchen

*- meiner zweiten Karriere des Röhrenhobbys. Die erste war in der Jugend :mrgreen:


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 Betreff des Beitrags: Re: Radiowaschtag
BeitragVerfasst: Mi Feb 10, 2021 0:26 
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Beiträge: 540
Wohnort: 48xxx
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
Moin!

Beim einem übelst nach Keller und Muff stinkendem 5010 Gehäuse habe ich dieses zunächst für ca. 14 Tage mit 3 Pfund Kaffeepulver in Folie eingewickelt. Das hat schon eine Menge gebracht. Um den Gestank jedoch komplett loszuwerden, habe ich das Gehäuse letztlich auch innen lackiert.

5010 Gehäuse bekommt man leider so gut wie nie angeboten und bei diesem Radio lohnt der Aufwand natürlich.

Einen 50er Standardröhrensatz-Mittelsuper würde ich schlachten und den stinkenden Rest wegschmeissen.

_________________
Grüsse aus dem Münsterland

Thorsten


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