Ein Bekannter brachte mit einen Siemens Ätherzepp 47WL mit der Bitte, ihn wieder zum Spielen zu bringen.
Das ist ein Dreikreiser aus dem Modelljahr 1933/34, das ältestes Radio, dass ich je auf dem Tisch hatte:
https://www.radiomuseum.org/r/siemens_47wl.htmlDas Chassis ist baugleich mit dem Telefunken 346WL und dem AEG Ultra-Geadem 304WL, die aber ganz andere Gehäuse haben. Entweder hatte jedes dieser Unternehmen seine eigene Design-Linie, oder man gab sich damals noch mehr Mühe, die Baugleichheit zu verstecken.
Nachdem ich den Besitzer aufgeklärt hatte, dass auf MW und LW kaum noch etwas zu empfangen ist und, wenn überhaupt, nur mit Außenantenne, einigten wir uns darauf, dass ich einen Adapter für den Tonabnehmereingang zum Anschluss externer Signalquellen baue. Nur den NF-Verstärker zu benutzen, ist zwar meiner Meinung nach so ähnlich, als dürfte man mit seinem Oldtimer nur auf dem eigenen Grundstück herumfahren. Aber wenigstens gibt das 87 Jahre alte Radio so noch sinnvolle Töne von sich.
Äußerlicher Befund: Das Gerät ist komplett und optisch recht gut erhalten. Ich würde es nach ein paar Reinigungsarbeiten als wohnzimmertauglich bezeichnen. Ein auf die Skala geklebter Papierstreifen, auf dem handschriftlich Sender wie NWDR und RIAS verzeichnet sind, verrät, dass das Gerät auch nach dem Krieg benutzt wurde.
Dateianhang:
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Auch innen scheint das Gerät komplett und original zu sein, bis auf Lade- und Siebkondensator, die durch am Gehäuse angeschraubte MP-Kondensatoren Jahrgang 1944 (möglicherweise aus Wehrmachtsbeständen) ersetzt wurden. Das Kabel vom der Gitterkappe der zweiten RENS1234 zu einem der Abschirmbecher, in denen sich die Spulensätze befinden, ist zerbröselt.
Eine erste Überprüfung einiger Bauteile ergab:
- Alle Röhren haben gute Emission
- Der Lautsprecher funktioniert (mit extern eingespeistem Signal und Feldspannung) einwandfrei
- Die beiden nachträglich eingebauten MP-Kondensatoren haben Leckströme und sind aufgequollen
- Zwischen Netzstecker und Primärwicklung des Netztrafos ist kein Durchgang messbar. Keiner der Drehknöpfe hat offensichtlich die Funktion des Netzschalters. Wo sich dieser befindet und wie es ihm geht, werde ich nach Ausbau des Chassis sehen.
- Die Madenschrauben der Drehknöpfe lassen sich nach Einsatz von WD40 und angemessener Wartezeit lösen. Also steht dem Ausbau des Chassis nicht mehr im Wege.
Edit: Obwohl das Innenleben kaum Rostansätze zeigt, lassen sich zwei der Befestigungsschrauben für das Chassis nicht ohne weiteres lösen. Da muss ich noch ein wenig laborieren.
Fortsetzung folgt...
Lutz