Zitat:
... aber wenn die Glühbirne bei Leerlauf schon sehr Hell leuchtet, dann müsste auch mit einer solchen Widerstandsmessung etwas fest zu stellen sein
...GENAU DAS ist NICHT der Fall !!! Das kann man sich an folgendem Beispiel klarmachen:
Angenommen, wir haben einen Transformator mit sehr guter magnetischer Kopplung, d.h. geringer Streuung und rel. dicken Windungen. Jetzt überlegen wir, was passiert, wenn EINE Windung (!) kurzgeschlossen ist. Und hier passiert der Denkfehler, den ich auch schon bei studierten Kollegen hatte:
Im Gegensatz zum Kurzschluß an einem offenen Drahtwickelwiderstand bedeutet
schon EINE kurzgeschlossene Windung z.B. der Primär- oder Sekundärwicklung, daß sich die transformatorische Situation (Wechselstromwiderstände) dramatisch ändert, verändert aber den meßbaren Gleichstromwiderstand nahezu nicht. (Gefühlt denken Viele, das eine kurzgeschlossene Windung ja nicht so schlimm ist, weil sie denken, das ist wie bei einem Drahtwickelwiderstand, nur im % oder Promille-Bereich..)
Das wird klar, wenn man sich überlegt, daß die EINE kurzgeschlossene Windung auch eine (..auch GETRENNTE (!)) Sekundärwicklung mit guter Ankopplung an die Primärwicklung sein könnte !! Das bedeutet, daß der Transformator bereits im Kurzschlußbetrieb arbeitet, also bei einer Leehrlaufmessung einen sehr hohen Strom ziehen würde !! (Transformatorisch ist es egal, ob die kurzgeschlossene Windung galvanisch von der Primärwicklung getrennt ist (Voll-Transformator) oder Bestandteil der Wicklung ist (Spartrafo oder Auto-Transformator).
Oder anders gesagt: Der Trafo kann garnicht mehr im Leerlauf arbeiten. Transformatorisch bedeutet eine kurzgeschlossene Windung, daß die Feldlinien aus dieser Windung vetrieben werden, d.h. sich nur noch über den Streufluß (Luft) schließen können, es ist also so, als hätte man den Kern teilweise entfernt !
In der Praxis ist das anfangs nicht ganz so dramatisch, die erste kurzgeschlossene Windung erhöht den Leerlaufstrom nur unwesentlich, weil die Streuung meist größer ist und auch der Übergangswiderstand an der Fehlstelle so groß ist, daß die eine Windung zunächst als "Zusatz-Belastung" wirkt. Das allein wäre sogar gar nicht so schlimm, die Windung wird aber sehr warm (wie bei Lötpistole ! Die hat nur 2...4 Sekundärwindungen sehr dicken Drahtes) und führt nach kurzer Zeit zu einem exponentiellen Ausweiten des Fehlers, der schließlich zu starker Überhitzung, äußerlicher Braunfärbung der Wicklungsisolation... führen kann und dann mißt man auch so langsam den niedrigeren Gleichstromwiderstand.
Anfangs kann man den Fehler wie gesagt NICHT durch Gleichstrommessung, sondern nur durch eine Wechselstrommessung feststellen, d.h. nicht der R sondern das Z = R + jX (Impedanz) wird sich durch dramatisches Absinken des X (Blindwiderstand) durch den Fehler auswirken.
Hoffe, das hilft fürs Verständnis,
Gruß Ingo