Ein kleiner Vorspann bitte: Der Post weckt nostalgische Erinnerungen von 1968 (nein, ich bin kein Alt-68er, nur der gleicher Jahrgangsbereich der Berliner Scene). Ich hatte einen "Minerva 519 W" ergattert, Bj. 26.8.1950 (Gehäuse), Chassis 186049F. Das Gehäuse war eine Katastrophe, das Innenleben Tip-Top. Wir (junges Ehepaar) beschlossen Neubau aus 16mm Tischlerplatten (wegen Klang keine Spanplatten). Lautsprecherschlitze per Laubsäge (war in der Tischlerplatte = Tierquälerei), liebevoll geschliffen und lackiert,..... Minerva Radio in Wien angeschrieben, Teile gab's nicht mehr, aber einen Schaltplan bekam ich, im damals üblichen Format der technischen Zeichnungen (420x590). Es lief alles super, nur Kleinkram (außer der Holzhandarbeit), aber der Brumm ......
Ich habe Teile der Schaltung abgezeichnet, das Netzteil neu gebaut mit 2xBY100 (Radio RIM je 1,75 DM, Preisliste wiedergefunden), neue Cs, und die halbautomatische Vorspannung neu vermessen und justiert. Alles super, Klang super, aber der Brumm........
~10 Jahre früher hatte ich als Schulabschluß ein KW-Radio (0V2) gebaute, ebenfalls frei gezimmert und eigene Schaltung (nix Bausatz). Der Brumm hatte meinen Ehrgeiz geweckt, der konnte/durfte einfach nicht sein. Inzwischen im Technischen Außendienst (IT-IBM) durfte ich mir ein (damals) sündteures und sauschweres Tektronix-Scope ausleihen (für den damaligen Mainframe-Service ging das bis in den nsec-Bereich, Typ weiß ich nicht mehr, hatte eigene Sackkarre). Das war das Ende vom Brumm ....

.
Wie hier beschrieben kam der Brumm über Chassisströme der Heizung. Mit dem Scope ließ sich das relativ gut verfolgen. Das Chassis ist stabiles Eisen, wenig Nieten, viel geschraubt (M3), habe ich immer noch ausgebaut, aber betriebsfertig, im Keller und gerade nachgesehen. Ich hatte damals die Erdungspunkte nicht verändert, auch die Heizung einseitig gelassen. Wenn ich heute richtig gezählt habe, hatte ich 4 zusätzliche Brücken zwischen Erdungspunkten verlegt - Adern vom Telefonkabel, deshalb erkennbar. Das hat ausgereicht, um keinen Brumm mehr zu hören und auf dem Scope fast nichts mehr davon zu sehen.
Nach der Erfahrung überbrücke ich bis heute bei ominösen Brummgeschichten temporär mit Meßleitung die diversen Massepunkte. Man findet (hört) sehr schnell, was Erfolg bringt. Entweder hilft dann nachlöten oder Brücken legen. Die Erdungspunkte selbst fasse ich nur in krassen Verrottungsfällen an. Meistens ist dann das Chassis aber auch nur noch ausschlachtreif.
Ich bitte um Nachsicht für den Nostalgiebericht dazu. Das Gehäuse wurde später Kinderschreibtisch, außer der Lautsprecherwand. Die "Schlitze mit Lautsprecher", Chassis und alle Papierunterlagen habe ich noch und bringe es nicht fertig, die zu entsorgen. War unserer erstes "Unterhaltungs"-Möbel, und auch noch z.T. selbst gebaut. Das Radio hat einen guten Kurzwellenteil und irgendwann kommt das Chassis wieder in Betrieb. Steht jedenfalls griffbereit ..... (nur vor kritischen Ehefrauen-Augen zugedeckt

.
Falls mal Minerva 519 W Unterlagen gesucht werden, bitte Nachricht (PN oder besser DB6ZH via DARC, ich bin nicht täglich hier im DR-Forum), habe in diesem Fall alles aufgehoben.
Grüße Peter