Dampfradioforum

Wie schon im Stradivari 3 Thread angekündigt stelle ich Euch hier schon mal ein nächstes Projekt vor welches ich soeben heil nach Hause gebracht habe.

Der Stern Radio Rochlitz Stradivari 2 stammt von einem 83 Jahre altem Herrn der dieses Gerät 1959 als Erstbesitzer erworben hatte. Es spielte. Stand dann eine Weile und wurde jetzt weder in Betrieb genommen. Nach ca. 2 min. patsch löste der FI aus. FI wieder rein und Radio wieder an. Es ging an, die Röhren heizten und dann gab's einen lauten Knall und hellen Blitz in der Netzteilecke. Seitdem is Ruhe.

Was is passiert... Ihr könnt es Euch denken. Kurzschluß in einem Kondensator der dann hoch gegangen ist. Das Gerät ist in einem sehr gepflegten gut erhaltenen Zustand. Der optisch größte Makel sind 3 zerbröselt Tasten des Tastensatzes. Seht selbst


Von vorn


Von hinten. Hatte der Stradivari 2 nich noch ne AZ12 als Gleichrichter röhre. Dieser hier ist mit EZ81 bestückt.


Gesamtansicht innen


Netzteil


Chassis


Unten links


Unten rechts


Die beiden Teer bomben waren der Knall und der helle Blitz. Einen hat es zerlegt


Widerstand der heiß geworden ist

Aufgrund der Vorgeschichte gehe ich davon aus das hier im Moment nich viel oder gar nichts geht. Sicherungen habe ich noch nicht geprüft

Desweiteren gab es noch Röhren unbekannten Zustands dazu. Einige sehen nagel neu aus.


Röhren gesamt


1x AZ11
3x UCC85
1x UCL82
4x UCH81
1x UY82


1x EM80
1x ECH81
1x EABC80
1x EBF80
1x ECC83
1x ECC85
2x EF89
2x EL84
1x unbekannt


1x PC88

Also ich fasse es nicht!!

Es ist doch in diesem Forum bestimmt schon 100-mal geschrieben worden, dass Geräte unbekannten Zustands nicht 'einfach so' an's Stromnetz gehören!
Bleibt nur zu hoffen, dass keine nicht mehr beschaffbaren Teile Schaden genommen haben.
Und bei diesem Gerät handelt es sich um ein Spitzenerzeugnis, schon an der Gegentaktendstufe zu erkennen.

N.B.: Auch wenn Röhren noch gut aussehen, heißt das noch lange nicht, dass diese auch gut sind.
Aufschluss kann nur eine Röhrenprüfung geben.


Kopfschüttelnde Grüße

Martin

Wir wissen das. Der bisherige Besitzer nicht. Die Missetaten wurden wie auch beim Stradivari 3 von den Vorbesitzern vorher begangen. Das Radio geht kaputt und dann verkauft man es oder wirft es weg. Ich hoffe auch das es hier nich noch mehr zerlegt hat. Sicher empfehlenswert hier zu allererste den Netztrafo sowie den Ausgangsübertrager primär und sekundär erstmal durchzumessen sowie die Glassicherungen zu kontrollieren.

Moin Marco,
Glückwunsch zum weiteren Stradivari in deiner Sammlung
Die Glassicherungen sind in jedem Radio auf korrekten Wert und Sauberkeit auch des Halters zu prüfen
Die Reinigung dieser beiden sehr wichtigen Bauteile gelingt mittels Glas haar Pinsel am effektivsten.
Sollte die Glassicherung selbst stark oxidiert sein, ist dessen Wechsel die logische Folge, dabei ist unbedingt auf die Art zu achten, oft sind es Träge (T) Sicherungen, seltener sind F = Feinsicherungen vorgeschrieben.
Der Zustand des äußerlich unauffälligen Netz Trafos ist mittels Messung der Stromaufnahme (AC) im Leerlaufmodus zu prüfen

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M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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Na dann hat sich mein Auge wirklich nicht geirrt als ich den Schatz entdeckt hatte (für Dich!) .
Ich wusste zwar durch Deinen Vorbericht wie da was passiert ist, hast Du aber wirklich etwas unglücklich oben geschrieben. Aber ist ja nun erklärt wer da was getan hat.

Die AZ 11 ist zwar nett, aber da gehört ne AZ12 rein wenn es mal umgesockelt werden sollte. Ich denke auch bei den Röhren das sind keine neuen, sondern ausgeschlachtete und vom Techniker mal erneuerte. Sowas wurde Dir früher als Beweis mitgegeben. Und dann hat man sowas teures auch nicht weg geworfen, sondern aufgehoben (warum auch immer). Hat mein Vater früher auch gemacht als er ein paar P-Röhren für den Fernseher in die Hand gedrückt bekommen hat. Die habe ich noch Jahre später im Schrank gefunden, da war bei uns schon Farbe eingezogen.

Das mit den Tasten kannst Du später selber lösen - hast ja das Stradi-3 Monster noch rumstehen. Ich denke mal den hier wirst Du eher ins Wohnzimmer lassen. Ob der von Munzel angesprochene AM-Vorteil des Stradi-3 für Dich ne Rolle spielt musst Du selber rausfinden.
Ich finde den Stradi-2 schon von der Formgebung erheblich schöner. Genau dieses Modell stand früher fast 5 Jahre hier im Wohnzimmer bevor ich ihn Scotty - RiP - gegeben habe. Ich denke da steht er heute noch im Gästezimmer.

paulchen

Hallo Marco,

Glückwunsch zu deinen beiden Stradivaris.
Ich habe auch einen Stradivari 2.

Aussage des Verkäufers damals:"Die Kondensatoren sind explodiert".
Nun, ich fand zwar keine, aber nach Tausch der Koppelkondensatoren und vorsichtigem hochfahren an der Vorschaltlampe zeigte sich ein bedenkliches Knistern und die Vorschaltlampe wurde im Tackt des Knisterns heller.
Ich hatte sofort die Netzteilelkos in Verdacht, öffnete sie und höhlte sie zur Neubefüllung aus.
Da waren sehr gut die Funkeneinschläge im Innern eines Bechers zu sehen.

Also bei RFT Becherelkos ist Vorsicht geboten, die sind wesentlich öfter kaputt als "westliche" Pendants.
Auch bei guten Messwerten hatte ich schon welche mit fast komplett durchgerotteten Plusfahnen im inneren. Die hätten nicht mehr lange gehalten.


Viele Grüße,
Axel

Ich habe hier 4 einwandfreie Tasten eines RFT Stradivari 1 bekommen können. Ob die bei Stradivari 2 und 3 passen?

Ich meine ja

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M.f.G.
harry

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Aber da schaue genauer hin. Es gab "gelbe" und weiße davon.
Und ja, die sind untereinander tauschbar.

paulchen

Sind das 0,1uF?


Gammel am Lautsprecherstecker und Schutzschlauch dezent angeschmorkelt. Die EL84 machen gut warm.


Gehäuse innen gereinigt


Rechte Hälfte vom Chassis is sauber. Links nich

Jau, 100n/630V. Die kannst Du drinnen lassen - gute Ware. Aber löte das bitte nochmals nach.
Den Stecker würde ich mit Bref säubern. Das nimmt den Schmodder weg. Danach eventuell noch überpolieren. Ebenso die Buchse nicht vergessen. Bevor Du die dann zusammenführst bitte mit Oszillin leicht einsprühen und zusammenstecken. Das hilft für die Zukunft.
Das Gehäuse innen mit einem feuchten Lappen und "Fit" säubern. Ich spritze dazu den alten, feuchten Lappen mit ein paar Spritzern "Fit" ein und massiere den dann durch. Dadurch hat man ein schaumigen, reinigenden Lappen. Das zweimal gemacht hilft ungemein.
Lässt Du die Röhren beim reinigen des Chassis drin?
Wie genau machst Du das Chassis sauber?
Bevor Du an die Schalter gehst sag mal Bescheid.

paulchen

@paulchen. Danke für die Werte. Ich löte das Klangregister nach. Alle Lötstellen an denen ich dran war da mußte frisches Lötzinn dran. Das alte Zeug taugt nicht zum wieder anlöten.

Die Kondensatoren messe ich nach. Der 2uF Kondensator an der Schallwand liegt 10% drüber. Das geht in Ordnung. Darf bleiben. Unter der EZ81 versteckte sich eine 5000pF Y-Teerbombe. Habe ich nach Rücksprache mit Harry ersatzlos entfernt. Ebenso die 2 x 5000pF am Netzeingang gegen Masse unter dem Chassis. Die hatte es völlig zerlegt. Dort gab's den Knall mit Blitz beim nochmaligen Einschalten des Vorbesitzers

Beide 50uF Netzelkos sind Schrott. Einer hat 102uF und der andere 6,2uF. Die anderen Becherelkos habe ich noch nicht geprüft. Erstmal die Reinigung. Die habe ich ganz simpel mit nur einem feuchten Lappen gemacht. Die Röhren müssen dafür weichen. Das Gehäuse habe ich bisher 1x innen und außen gemacht.

Der Lautsprecher Stecker kommt als nächstes dran mit säubern. Frag mich wie ich da gescheit ran komme. Die Lautsprecher und auch Teile des Chassis haben einen gilblichen Belag. Mit Wasser geht der schon mal nich weg. Besonders da wo viel Wärme entsteht.

Gut, dann nochmals hier zu reinigen.
Die das nicht so machen und gleich wieder aufschreien - einfach mal selber probieren und dann was dazu sagen.

Es gibt zwei Wege wie ich das immer mache.
Einmal die Radikaltour, die aber die besten Ergebnisse bringt.
Alles Trafos vom Chassis runter. Die Filter können so bleiben. Dann ab in die Wanne/Duschtasse. Einmal kurz mit heißem! Wasser abspülen, feucht machen. Danach Bref mit dem grünen Sprühkopf (gegen Fett - das ist wichtig!) besprühen. Mit einem entsprechenden Pinsel nacharbeiten. Achtung - das Zeug kann Beschriftungen von Elkos lösen - die sind dann weg! Dann wieder heißes Wasser hinterher und staunen was da runterkommt. Eventuell nochmals punktuell nacharbeiten. Zum Schluß nehme ich immer nochmals Glasreiniger. Den auch danach wieder abspülen. Wenn das mit heißem Wasser passiert und ich das Chassis danach ordentlich abtropfen lasse, vor/auf die Heizung stelle, kann ich davon ausgehen das nach 24 Stunden das Schlimmste überstanden ist.
Die Trafos und alles was ich so nicht mache, werden manuell gereinigt.
Und da sind wir bei der soften Methode.
Dazu in ein Schälchen besagtes Bref sprühen bis da für meine Zwecke genug drin ist. Mit einem Pinsel kann ich dann manuell das Chassis in Abschnitten damit einpinseln. Dann mit einem Staubsauger die Feuchtigkeit und damit auch den Dreck absaugen. Das sooft wiederholen bis das Chassis meinen Wünschen entspricht.Die ganze Prozedur auch hier mit Glasreiniger wiederholen!!

Tipp zur Sache - den Staubsaugerschlauch nach der ganzen Aktion ordentlich mit Wasser und Spüli innen reinigen und zum trocknen aufhängen. Eure Frau wird es Euch danken!
Ich habe das bisher über all die Jahre mit 3 verschiedenen Saugern gemacht. Alle! haben das schadlos überstanden. Alle waren von Sieme...

Noch ein Zusatz. Wenn der Skalenhintergrund elfenbeinfarbig ist (Saba, Grundig, Loewe etc) kann es gut sein, so man es übertreibt, daß sich die Farbe langsam löst. Daher bitte da genau arbeiten.

Ich habe auf diese Weise Hunderte Chassis gesäubert. Noch nie, bis auf einmal, ist etwas passiert!! Und diese eine mal war genau das erste Chassis (Nordmende 187WU) was danach Schrott war. Warum? Weil ich dachte ich bin clever und packe die Trafos nur ein Folie ein. Irrtum - Trafos hin. Danach habe ich die immer abgebaut und es war alles chic. Wer meine Chassis kennt, weiß das die danach Porentief sauber sind. Das ich nun alles neu schmieren muß sollte logisch sein.
Noch ein Vorteil dieser Radikalkur - sämtliche Schalter und Potis sind danach sauber und ich habe in der Regel keine Kontaktschwierigkeiten.

Wenn man unter dem Chassis arbeitet bitte an die Farbe/Beschriftung der Bauteile denke. Siehe oben! Da reicht es in der Regel nur einzusprühen und ohne Pinsel zeitnah wieder abzuspühlen

Jeder der dies macht sollte es mit Köpfchen machen und auf eigenes Risiko.

Selbst für Platinengeräte habe ich mir eine Methode entwickelt, was aus vergammelt neu macht.

paulchen