Dampfradioforum

Schönen guten Tag zusammen

Meine Mitbewohnerin hat eine Loewe Opta Sonate-Stereo 5826T/W Musiktruhe angeschleppt und mich gefragt, ob ich es hinbekomme da "irgendwas mit Bluetooth" einzubauen. Ich fände es schön, wenn die originale Technik erhalten bleiben könnte. Das Radio hat Eingänge für einen Plattenspieler und ein Tonbandgerät und wenn ich es richtig sehe, ist der Eingang für das Tonbandgerät ein Stereoeingang. Das heißt dort könnte ich per DIN-Stecker "irgendwas mit Bluetooth" anschließen.

Nun zum eigentlichen Thema: Ich würde gerne zuerst das Radio wieder frischen machen, denn es empfängt zwar UKW, gibt aber ein ziemlich lautes Brummen von sich. Nach meinem Verständnis ließe sich das wahrscheinlich durch das Ersetzen des 50+50+4μF-Becherkondensators erledigen. Allerdings bin ich etwas verunsichert, weil in einigen Foren empfohlen wird alle alten Kondensatoren auszutauschen, da sonst Brandgefahr besteht. Das Gerät wurde in den Jahren 1960/61 produziert und ich konnte auf Anhieb keine "WIMA-Bonbons" oder andere typische Problemkondensatoren entdecken, die scheinbar in den 50ern weit verbreitet waren. Hier ein paar Bilder von der Kiste:

Chassis Oberseite
Chassis Unterseite
Lautstärke/Balance-Drehknopf

Ich bin mir teilweise unsicher, um was für Kondensatoren es sich handelt. Sollte ich pauschal alle tauschen oder gibt es bekannte Problemkinder? Sind die weißen und gelben Kondensatoren Papierkondensatoren, die ich durch Folienkondensatoren ersetzen sollte oder reicht es, wenn ich den Becherkondensator durch einen Eigenbau ersetze? Die Lötarbeiten traue ich mir zu und möchte nur nicht die Sorge haben, dass das Teil sich wegen alter Kondensatoren irgendwann spontan selbst entzündet. Habt ihr sonst irgendwelche Tipps oder Ideen? Ich freue mich über jegliches Feedback.

Beste Grüße,
Felipe

Moin,
diese weissen/hellbeigen Kondensatoren, die so aussehen, als haetten sie einen Wachsueberzug, sollte man tauschen. Die "Senfgelben" sind sehr gute Philips/Valvo Kunstfolienkondensatoren, die tauscht man nur bei Defekt.
Die vier axialen Elkos sollte man auch tauschen, sie koennten nach 60 Jahren trocken sein.

Die Roehrenfassungen, besonders die der Endroehren, sollten nachgeloetet werden. Besonders bei diesen sind durch die Waermebeanspruchung und Temperaturwechsel oft die Loetstellen muerbe.

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Peter

Ich halte nicht viel von pauschalem Tausch. Dazu gefällt mir ein Artikel im RM sehr gut: https://www.radiomuseum.org/forum/alter ... toren.html . Weiter hinten im Text wurden an einem Geräte nach dem "Pflichttausch" auch der Rest erneuert und per Messung verglichen.

Zum Pflichttausch gehören (je nach Fabrikat) all Koppelkondensatoren (zwischen den Stufen und auch Rückkoppelungen, Neutralisation o.ä. wo hohe Spannung an g1 kommen kann) und alle Block-Kondensatoren (a,g2 - die entweder taub sind oder Spannung vernichten). Bei den Netzteil-Elkos bin ich inzwischen dazu übergegangen, alle 350/385V Typen grundsätzlich durch min 400/450 zu ersetzen. In der 220V Stellung des Trafos (primär) kommen die zu oft bei 230V in den Grenzbereich, bei 240V (primär Anzapfung) langt es oft bei der Heizspannung nicht. Außer den Netzteil-Elkos sind in den Schaltungen bei etwas höherer Anodenspannung selten weitere C's gefährdet. Den Röhren macht es in aller Regel am wenigsten aus, nur die Heizspannung sollte passen.

Ansonsten siehe Vorpost ....
Gruß Peter

Nachtrag: weniger an den C-Werten hängen, aber bei den kritischen C's mit 250-300V DC den Leckstrom messen. LCR-Messungen sind meistens bei kleinen Spannungen.

Vielen Dank für die überragenden Antworten! Ich habe nun Teile bestellt und melde mich nochmal, wenn es ein Ergebnis gibt!

Ich habe die Papierkondensatoren und Elkos nach euren Emfehlungen getauscht und die Potis gesäubert. Jetzt läuft das Radio wieder ganz hervorragend! Vielen Dank nochmal für die Hilfe