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BeitragVerfasst: So Jul 10, 2022 21:52 
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Registriert: So Jul 10, 2022 21:08
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Hallo,

ich bin neu im Forum, heiße Daniel und komme aus Bonn. Ich beschäftige mich eigentlich mit allem, was man zwischen 1900 und 1940 in Haushalten so finden konnte (Möbel, Uhren, Haushaltsgeräte, Fahrzeuge etc.). Nun habe ich mir ein Stassfurt Imperial 60WK angeschafft. Nach Reinigung, Überprüfung und Wechsel der obligatorischen Bauteile (Teerkondensatoren, Elkos) funktioniert das Gerät wieder gut, wobei ich es eigentlich fast nur über den TA-Eingang bespiele. Zwei Fragen konnte ich allerdings noch nicht zufriedenstellen beantworten:
- verstehe ich den Schaltplan richtig, dass auf den externen Lautsprecheranschlüssen dauerhaft 230 bzw. 260 V gegen Masse anliegen? Gemessen habe ich es jedenfalls so. Je nachdem, mit welchem Stecker man da evtl. rangeht, wäre das ja nicht ungefährlich?
- ich bin irgendwie nicht ganz zufrieden mit dem Klang, ist aber schwer zu beschreiben. Das Radio spielt eigentlich sehr druckvoll, laut und hat einen erstaunlich guten Bass. Die Mitten und Höhen klingen aber irgendwie gedämpft, als hätte man eine Decke über den Lautsprecher gelegt. Nicht wirklich dumpf, aber doch etwas zu dunkel alles. Als Vergleich habe ich leider nur (Stereo)Geräte aus den 50er/60er Jahren, die klingen deutlich "freier". Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob mein Klang einfach "Stand der 30er" und damit normal ist oder ob noch ein Fehler im Gerät vorliegt.
Danke schonmal und viele Grüße

Daniel


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BeitragVerfasst: So Jul 10, 2022 22:21 
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Wohnort: östliches Niedersachsen
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Dass am Zweitlautsprecheranschluss eine hohe Spannung anliegt, hast Du richtig erkannt. Dieser Anschluss ist für einen Lautsprecher gedacht, der einen eigenen Ausgangsübertrager hat. Die Primärwicklung dieses Übertragers liegt direkt im Anodenkreis der Endstufenröhre, wo eine Spannung von etwa 250V anliegt. Das ist bei den meisten Vorkriegsradios, die einen Zweitlautsprecheranschluss haben, und auch bei manchen Nachkriegsradios so. Einen normalen niederohmigen Lautsprecher kannst Du dort also nicht anschließen, und an diesem Anschluss besteht die Gefahr eines elektrischen Schlages.

Als dieses Radio gebaut wurde, gab es Rundfunk nur auf den AM-Bereichen (Lang-, Mittel- und Kurzwelle). Der NF-Übertragungsbereich ist auf diesen Wellenbereichen auf etwa 5 kHz begrenzt. Deshalb machte es damals keinen Sinn, die Radios so zu bauen, dass die Frequenzen von 10 kHz oder mehr wiedergeben können. In den 1950er Jahren änderte sich das: Ab 1949 wurde der UKW-Rundfunk eingeführt, mit einem deutlich erweiterten Übertragungsbereich. Deshalb begann man, die Radios so zu bauen, dass sie diesen erweiterten Hochtonbereich auch wiedergeben können. Größere Radios wurden dafür mit extra Hochtönern ausgestattet.

Lutz


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BeitragVerfasst: Mo Jul 11, 2022 10:39 
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Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Hallo Daniel,

eine Nachfrage: Funktioniert denn der Tonblendenschalter? Vermutlich gibt es bei Drehung in Stellung "hell" einen Rastpunkt, an dem der NF-dämpfende 10nF Kondensator im Anodenzweig der EL11 abgeschalten wird... Es kann aber auch sein, dass am Tonblendenknopf gezogen werden muss...

Grüße,

Jörg

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BeitragVerfasst: Mo Jul 11, 2022 21:35 
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Registriert: So Jul 10, 2022 21:08
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Hallo,

ich verstehe, dann ist das also tatsächlich der Klang der Zeit. Der Tonblendenschalter funktioniert übrigens und hat ganz links noch eine zusätzliche Raste. Der Klangunterschied ist in Raststellung allerdings minimal nach meinem Empfinden. Überhaupt kommt es bei der Klangqualität auch sehr auf die abgespielte Musikrichtung an. Evtl. hilft es ja auch, wenn ich am Zuspielgerät mal einen Equalizer vorschalte. Der eigentliche Radioempfang funktioniert übrigens auch, es gibt halt nur wenige Sender und ich habe noch keine ordentliche Antenne.

Viele Grüße
Daniel


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BeitragVerfasst: Mo Jul 11, 2022 22:01 
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Der 10 nF-Kondensator parallel zur Primärwicklung des Ausgangsübertragers dürfte die Höhen deutlich dämpfen. Vielleicht bringt es eine hörbare Verbesserung, diesen durch 4,7 nF oder 2,2 nF zu ersetzen.

Lutz


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BeitragVerfasst: Di Jul 12, 2022 6:05 
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Beiträge: 7296
Du speist ja Dein Signal über den TA Eingang ein.
Daher meine Frage, mit welchem Gerät speist Du da ein? Plattenspieler, MP3 Player, CD-Spieler...?
Ich vermute das hier eine Fehlanpassung der Quelle vorliegt und damit einen Höhenkiller.
Abhilfe schafft hier eine Anpassung der Eingangswiderstände von TA auf die Quelle. Auch die Frage - speist Du da ein Stereosignal ein und wird das vorher auf Mono geschaltet durch zusammenfassen der Kanäle?

paulchen


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BeitragVerfasst: Di Jul 12, 2022 21:34 
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Registriert: So Jul 10, 2022 21:08
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Ich habe mir für die Zuspielung ein Kabel von Klinke auf Bananenstecker gebaut. Die beiden Stereokanäle sind zusammengeführt mit je einem 10kOhm-Widerstand.
Der Hinweis mit dem Kondensator war super. Ich hatte noch einen mit 2,2nF hier liegen. Jetzt klingt der Ton deutlich runder mit mehr Höhen, das Dumpfe ist vollständig weg.

Viele Grüße
Daniel


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BeitragVerfasst: Do Jul 14, 2022 19:04 
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Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17
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paulchen hat geschrieben:
Daher meine Frage, mit welchem Gerät speist Du da ein? Plattenspieler, MP3 Player, CD-Spieler...?
Ich vermute das hier eine Fehlanpassung der Quelle vorliegt und damit einen Höhenkiller.


Moin.
da kann es eigentlich keine Fehlanpassung geben. Der TA-Eingang ist hochohmig, er sollte an Piezo-Tonabnehmern und magnetischen TA mit Aufwaertstrafo funktionieren.
Daher duerfte der Eingangswiderstand des Radios mindestens 500k Ohm betragen, eher ist es der Wert des Lautstaerkepotis mit typ 1M Ohm.

Zur geringen Hoehendaempfung auf diesem Weg braucht es nur einen kleinen Innenwiderstand der Quelle und den liefern moderne Zuspieler wie MP3- oder CD-Spieler automatisch. Wenn es damit immer noch an Hoehen fehlt, liegt es am Radio, bzw. dessen Verstaerkerfrequenzgang, wie ja auch schon festgestellt wurde. Auch die hier verwendeten 10k Entkopplungswiderstaende sind da als niederohmig anzusehen. Die Kapazitaet des Kabels spielt kaum eine Rolle (zu kurz) und die Widerstaende vermute ich im Bananenstecker, also ist das Kabel aussen vor.

Das Geraet ist ein Vorkriegsmodell und daher reicht es, wenn wie auch schon dargestellt, der NF-Zweig bis etwa 5kHz geht. Der AM-Rundfunk gibt ohnehin nicht mehr her, damalige Schellackplatte auch nicht. Jedes unnoetige Hertz an NF-Bandbreite sorgt da nur fuer einen erhoehten Stoerpegel, also ist die Bandbreite nicht grosser als unbedingt noetig.

73
Peter


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BeitragVerfasst: Do Jul 14, 2022 21:06 
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Etwas ähnliches wie eine Fehlanpassung ist hier schon möglich: Die Kopfhörerausgänge mancher modernen Geräte funktionieren nur mit einer bestimmten Mindestlast, sonst geben sie entweder gar kein oder nur ein leises und/oder verzerrtes Signal aus. Dann muss man je Kanal einen Widerstand mit etwa 100 Ohm anschließen, der die Belastung durch einen Kopfhörer nachbildet.

Aber das ist in diesem Fall nicht das Problem.

Lutz


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BeitragVerfasst: Fr Jul 15, 2022 10:59 
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Darf ich mich nochmals kurz melden?

Sorry, aber das mit den 5kHz NF-Bandbreite möchte ich einfach nicht so stehen lassen... Der 60WK ist ein klasse Gerät... Stassfurt war einer der wenigen Hersteller, der auch nach Kriegsbeginn und Materialrestriktionen das Gerät bis 1941 weiterbauen durfte. Auch scheint es nach Kriegsende eine Neuauflage des Gerätes (als Schrank) von Stern-Radio Rochlitz gegeben zu haben...

Auf meinem Arbeitstisch waren schon mindestens 5 dieser Vorkriegs-Geräte zur Reparatur, bei keinem war mir eine so stark verminderte NF-Qualität untergekommen. Zudem gab es den 60WK auch bereits 1939 als wunderschönen Musikschrank mit DUAL-Plattenspieler und eigenem Hochton-Lautsprecher. Dieser war mit 2uF als Weiche erster Ordnung vom Tiefton-LS abgekoppelt. Das bedeutet, dass (vorsichtig geschätzt) dieser ein Frequenzspektrum von 7,5 bis rund 9kHz abbilden konnte (musste).
Aber auch der Tieftöner ist bereits breitbandig.

Für mich liegt der Fehler immer noch im Schalter begründet. Vermutlich trennt der nicht. Es muss ein signifikanter Unterschied hörbar sein, den 10nF (oder auch einen 2n2) parallel zum AÜ außer Betrieb zu nehmen.

Darf ich fragen, ob denn die ersetzten Kondensatoren wirklich alle die richtigen Werte hatten?

By the way...ich meine mal gelesen zu haben, dass der Freischwinger im VE301 nur bis 5kHz ausgelegt war...

Grüße,

Jörg

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BeitragVerfasst: Fr Jul 15, 2022 17:00 
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Wo steht eigentlich, dass der 10 nF-Kondensator abschaltbar ist? In allen Schaltplänen bei rm.org, gfgf und elektrotanya liegt er permanent parallel zur Primärwicklung des AÜ. Der Schaltkontakt, der in der Nähe eingezeichnet ist, schaltet nicht nur den Kondensator, sondern auch den AÜ ab, wenn die Wiedergabe nur über einen externen Lautsprecher erfolgen soll.

Lutz


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