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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 18:35 
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Hallo zusammen,

erstmals in meiner Bastlerkarriere muß ich mich mit einem Endstufenproblem der ECLL800 herumschlagen. Wenn so eine Schaltung mal auffällig wurde, dann wegen verschlissener Röhren, das dürfte hier auch der Fall sein, ist aber nicht das Hauptproblem.

Hier ist erst einmal das Sockelschaltbild der komplizierten Röhre:

Bild

Und dann die Saba-Endstufenschaltung im Detail:

Bild

Orange eingerahmte Bauteile habe ich schon getauscht, der grün umrahmte Kathodenwiderstand wurde gut geprüft. Natürlich habe ich diese Aktionen auf dem anderen Kanal synchron gemacht.

Damit ergeben sich nun die folgenden Spannungswerte:

Bild

Wie man sieht, arbeitet die Triode der linken Röhre fast nicht, mithin kommt fast kein Signal am Pin 6, dem Steuergitter der zweiten L-Stufe an.

Erstaunlicherweise spielt das Radio auf dem betroffenen Kanal ohne direkt hörbare Verzerrungen, ich frage mich aber, wie der Fehler zustande kommt und wie er sich beheben läßt.

Der Fehler wandert beim Tausch der beiden ECLL800 NICHT mit, bleibt also mit dem Kanal und der Röhrenfassung verbunden.

Wer hat eine Idee, wie dem beizukommen ist ?

Vielen Dank
Holger

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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 19:55 
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Hallo Holger,

lt. deiner Messwerte sieht das Ganze etwas unlogisch aus, denn die Stufe mit den 0,49V am pin2 sollte eigentlich die fehlerhafte sein. Denn korrekterweise sollten an der Stelle, wie an pin6, ca. 0V zu messen sein. Es kann aber nicht schaden die Gitterableitwiderstände R530, R529 und R541 zu überprüfen. Ebenso kann man noch ein Auge auf den GK-Kondensator C519 richten.
Sonst sind da kaum noch Bauteile, welche Ärger machen könnten. Aber es ist auf jeden Fall eigenartig, dass die Stufe mit der erhöhten postiven Gitterspannung die 'Gute' ist. - Wenn der Fehler beim Röhrentausch nicht mitwandert, sollte eines der genannte Bauteile der Täter sein.
Wenn die Röhrenfassung keine vom Typ mit den geschichteten Pertinaxscheiben ist, kann man diese weitgehend als Ursache ausschließen.

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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.


Zuletzt geändert von glaubnix am Fr Apr 07, 2023 20:03, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 20:02 
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Hallo Peter,

die positiven Spannungen an den Steuergittern habe ich fürs Erste mal auf Isolationsfehler in den Röhren zurückgeführt, wenn man die Röhren tauscht, ändert sich das auch etwas, aber auf Null komme ich da in keinem Fall. Gemessen habe ich das mit dem alten Nordmende DIVO 3362, dem ich schon glaube, auch das RVM von HP brachte solche Ergebnisse.

Das ist aber nicht das Kernproblem - warum läuft die verflixte Triode der linken Röhre nicht mit ? Die drei Gitterableitwiderstände hatte ich auch schon in Verdacht, es handelt sich baujahrtypisch um diese komischen Teile aus Preßkohle mit rauher Oberfläche, denen ist bekanntlich nicht zu trauen.

Ich tausche die als nächste und melde mich wieder. Kann aber Sonntag werden....

Gruß & Dank
Holger

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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 20:16 
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Also ich fasse mal zusammen: Das Triodensystem zieht praktisch keinen Anodenstrom. Die Röhre ist in Ordnung. Die Gitter- und Kathodenspannung auch.

Das einzige, was mir dazu einfällt, wäre eine Unterbrechung an der Anode des Triodensystems. Also zum Beispiel in der Röhrenfassung. Du hast wahrscheinlich die Spannung am Lötpunkt auf der Platine gemessen.

Lutz


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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 20:22 
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Hallo Holger

Nachtrag: Ich habe soeben erst gesehen, dass das Gerät bereits in gedruckter Schaltung ausgeführt ist. Dort gab es bei den 'heissen' Röhren oft Probleme mit kalten (bzw. durch Erhitzung gerissene) Lötstellen - und wenn die Platine schon leicht verkokelt aussieht, waren gelegentlich auch Kriechströme am Werk. - Die Bilder vom Radiomuseum Org. belegen, dass zumindest korrekte Röhrenfassungen zum Einsatz kamen.

Noch'n Nachtrag: Das von Lutz Gesagte passt auch nahtlos in den Bereich kalter Lötstellen...

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Mit freundlichen Grüßen, Peter R.


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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 20:40 
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Hallo Lutz und Peter,

eben nicht - ich habe mit Prüfsockeln und aufgesteckten Röhren von oben gemessen. Von daher halte ich die Spannungen für echt. Die Platine sieht von unten auch nicht angebrutzelt aus.

H.

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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 20:54 
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Dann käme noch ein Schluss oder eine relativ niederohmige Verbindung zwischen der Anode des Triodensystems und einer höheren Spannung in Frage, zum Beispiel Stift 9.

Lutz


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BeitragVerfasst: Fr Apr 07, 2023 20:58 
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Hallo Lutz,

im Fall einer Verbindung zu einer höheren Spannung müßte die Triode aber doch arbeiten, sogar mehr, als sie sollte. Und dann müßte Signal an Pin 6, dem Steuergitter der zweiten Pentode ankommen, richtig ? Tut es aber nicht wirklich, man sieht es im Scope und hört es mit dem Signalverfolger.

H.

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BeitragVerfasst: Sa Apr 08, 2023 9:10 
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Hallo Holger,

welche Spannungen an den Fassungs-pins (von oben eigentlich Weibchen) misst du denn bei jeweils einer gezogenen Röhre? Da ein Röhrenfehler auszuschließen ist, muss da etwas mit der Peripherie nicht stimmen.
Leider kann ich nicht mehr auf deine Bilder und Messwerte zugreifen, aber ich habe ja das gesamte SB vorliegen...

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Mit freundlichen Grüßen, Peter R.


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BeitragVerfasst: Sa Apr 08, 2023 10:42 
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Stimmt, die Links zu den Bildern funktionieren nicht mehr.

Wenn zwischen Stift 1 und Stift 9 bzw. über R532 ein Schluss vorliegt, liegt die Spannung an Stift 1 bei 200V, und das NF-Signal wird durch die Siebkapazität der Spannung +5 (C608) kurzgeschlossen. Folglich gibt es an Stift 6 dann auch kein Signal. Also alles so, wie Du beschrieben hast.

Lutz


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BeitragVerfasst: Sa Apr 08, 2023 17:05 
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Moin,
dem Schaltbildausschnitt nach ist es ein Saba.
Und ein Platinenradio, wie ich vermute.
Bei den Saba-Platinenradios die Fassungen der Endroehren ausbauen, darunter putzen und auch die Loetstifte der Fassung reinigen.
Zumindest bei Sabas ECL86-Platinenradios hatte ich es, dass es Stoerungen durch "Dreck" unter der Fassung gab, schlimmer aber war, dass sich einzelne Loetstifte nicht mehr nachloeten liessen, weil sie kein Zinn mehr annahmen. Daher ausbauen und in Ordnung bringen, gibt eine Fehlerquelle weniger.

Bei positiver Spannung am Triodengitter auch C519 auf Isolation pruefen.

73
Peter


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BeitragVerfasst: Sa Apr 08, 2023 19:57 
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Hallo zusammen,

Lutz, Du bist ein Fuchs - und die anderen lagen auch gut. Mit aufgesteckten Zwischensockeln habe ich jeweils zwischen Pin 1 und Pin 9 gemessen. Bei der ordentlich funktionierenden Endstufe zeigte sich ein Widerstand von etwa 150 Kiloohm (auch bemerkenswert), bei der streikenden ging das Isolationsmeßgerät sofort in den Vollausschlag. Bilder anbei.

Ich werde also morgen einmal die Fassung genauer betrachten und ggfs. auslöten, dann berichte ich wieder. Ob ich so ein Ersatzteil im Fundus habe, muß ich sehen. Folgten die Pinabstände bei Printfassungen einer Norm ?

Danke erstmal, dem Problem ist mit Eurer Hilfe beizukommen. Daß eine solche solide Fassung ein Problem haben könnte, hätte ich nicht gedacht. Wieder einmal der bewährte Spruch: MAN LERNT DOCH NIE AUS.

H.


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BeitragVerfasst: Sa Apr 08, 2023 20:04 
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Na dann bin ich gespannt, was letztendlich die Ursache ist: Ein Schluss in der Fassung oder ein Schluss in der Platine.

Ich würde das Triodensystem der ECLL, die die genze Zeit unter diesen Bedigungen atbeiten musste, auf jeden Fall prüfen, denn mit der zu hohen Anodenspannung könnte es überlastet worden sein. Leider gibt es im Datenblatt keine Kurven, mit denen man das überprüfen könnte.

Lutz


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BeitragVerfasst: So Apr 09, 2023 16:46 
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So, Fehler behoben ! Fassung ausgelötet und vorsichtshalber ausgetauscht. Die originale Saba-Fassung war zwar OK, darunter lag aber noch ein hauchdünnes Pertinax-Scheibchen, zwischen dem und der Platine hatte sich tatsächlich etwas "Knös" gesammelt und die Platine hatte von unten auch einen Grauschleier. Das alles habe ich mit dem Glasfaser-Radierer entfernt und ich näherte mich schrittweise den 150 Kiloohm, die der Widerstand vorgibt, Ich habe es dann noch mit Isopropanol beidseitig gereinigt und dann mit kleinen Stücken Baumwolllappen gereinigt, dann war es gut.

Aaaber: Die Triode der betroffenen ECLL scheint tatsächlich gelitten zu haben, die an ihrer Anode zu messende Spannung ist fast 20 Volt höher als bei der anderen und DIESER Fehler wandert mit, wenn man die Röhren tauscht. Dennoch kommt am Gitter der 2. Pentode ordentlich Signal an, das lasse ich jetzt so. Neue ECLL800 sind dermaßen schweineteuer, da bezahle ich für 2 Stück mehr als für das ganze Gerät. (Das waren übrigens 80 Euro, wenn das jemanden interessiert.)

Es blieb noch das Problem mit den zu hohen Spannungen an den Steuergittern der Trioden. Der Hinweis auf C419/C519 war genau richtig, nach deren Tausch waren diese Spannungen praktisch 0, OBWOHL die beiden Kondensatoren bei der Isolationsprüfung nicht auffällig waren. Sehr seltsam, diesen WIMA Durolit ist auch nicht mehr wirklich zu vertrauen. Neue Siemens-Klötzchen mit langen Beinen rein und gut war es.

FAZIT: In Radios dieser Generation sind mehr potentielle Fehlerursachen zu erwarten, als bei 10 Jahre älteren Geräten mit freier Verdrahtung. Neben den grottenschlechten Widerständen (wer hat diesen Mist eigentlich hergestellt ?) sind fragwürdige Kondensatoren auch zu erwarten. Ich habe jetzt nicht restlos alle getauscht. Das Problem mit Schmodder auf den Platinen kam aber definitiv hinzu.

Das eigentliche Sahnestück fehlt dem Radio aber noch: der Stereo-Decoder. Ich kann mich dunkel erinnern, mal irgendwo etwas von einer Ersatzlösung gelesen zu haben, wenn man den originalen Decoder nicht hat oder bekommen kann. Weiß das noch jemand ?

:drftoll: :danke:

Holger

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BeitragVerfasst: So Apr 09, 2023 17:31 
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Servus,
Schau mal nach dem Toshiba Chip TA7343 und seinem Datenblatt, dort ist auch die Schaltung für den Decoder drin. Einfach aufzubauen, funktioniert perfekt. Ich habe davon inzwischen mehr als 40 Stück gebaut und damit die allerbesten Erfahrungen gemacht, Für den Abgleich musst du das Trimmerpoti soweit drehen, bis die LED aufleuchtet, für den Rest macht das alles der Chip intern. Den Chip gibt es noch problemlos für einen Preis weit unter 5,- Euro, jedenfalls hier, Hauptsache nicht über 12V gehen in der Versorgung, dann geht er sofort kaputt, aber ab 4,5V funktioniert er problemlos.

_________________
Gruss aus Trient,
Volker
http://luxkalif.de.tl/


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