Nach der Widerinbetriebnahme zweier kleinerer Geräte wollte ich schon immer mal was "großes" mit Röhren machen, damit ich meinen MOS-Verstärker trotz 760 "echter" Watt und spiegelgeradem Frequenzgang getrost einmotten kann:
Dazu fiel mir gestern dieses Othello 58 in die Hände. Die Leistung ist mehr als ausreichend, zumal ich in meiner Studentenbude ohnehin nicht groß aufdrehen kann. Außerdem wiegt es nur knapp mehr als die Hälfte meiner Yamaha
Der Verkäufer hatte es schon einmal ausprobiert und berichtet, dass selbst bei voller Lautstärke kaum etwas zu hören sei. Von einer weiteren Demonstration konnte ich ihn abhalten, bei näherem Hinschauen auch einen Grund dafür nennen: Sicherung 4 A..!
Leider ist, wie man schon sieht, das Furnier besonders an den Kanten reichlich abgestoßen, und oben sieht's auch nicht rosig aus.
Die obere Kante wurde wohl auch schon einmal nachlackiert:
Ein Lautsprechergitter hängt halb heraus, die Zapfen liegen lose im Gehäuse rum:
Auch die Zierleiste wirkt bestoßen. Ob daneben mal eine Spange saß?
Drinnen wartet eine freundliche Überraschung:
Erstaunlich wenig Staub, alles vollständig. Das Gerät stand angeblich Jahrzehntelang nur herum. Die Durchsicht der Kondensatoren ergibt: bis auf eine kleine Ausnahme sind alle Teeries "in Form" geblieben, tatsächlich ein Standgerät. Es ist wohl alles verbaut, was damals möglich war: WIMAs, EROs, Eroids, Neokons und Styroflex bevölkern das Innere. Wohl aber nicht mehr allzu lang
Nach Ersatz der Sicherung mit einer passenden spielt das Radio weiterhin, die Sicherung fliegt nicht. PUH! Das magische Auge (EM34) leuchtet noch ganz passabel, bevor ich ihm die Russen auf den Hals hetze werd ich's also erstmal mit ner Kaskade versuchen.
Der Verkäufer hatte jedoch nicht untertrieben: flüs ter leise. Die beiden Seitenlautsprecher geben keinen Ton mehr von sich. Leider lässt sich an ihnen auch kein Durchgang mehr messen - sind das überhaupt Permanent-Dynamische?
Geplant ist die übliche Grundreinigung: Chassis raus, mit Isopropanol und Wattestäbchen reinigen. Gehäuse entstauben und polieren, Schallwand waschen. Leider habe ich mit Holz zu wenig am Hut, sonst würde ich die Neulackierung gern wagen.
Danach kommt die Technik, angefangen mit den Kondensatoren. Inspiriert von einigen Leuten hier möchte ich den Originalzustand möglichst nah erhalten, daher werde ich mal versuchen, die Siebelkos im alten Becher unterzubringen, den neuen Gleichrichter im alten. Wenn ich ganz viel Lust habe, bekommen die neuen Kondis eine Tarnkappe.
Mein Schaltschema (frei von raupenhaus.de) ist leider ziemlich arg komprimiert, so dass sich viele Bauteilwerte nicht ablesen lassen. Könnte mir da vielleicht freundlicherweise jemand aushelfen..?
Wenn etwas spannendes passiert, werde ich natürlich berichten.
Vielen Dank und schöne Grüße,
Christian