Dampfradioforum

Hallo zusammen,

von meinem Saba-Vorkriegsfund hatte ich ja schon berichtet. Bevor ich da ernsthaft rangehen kann, ist noch ein Erfurt 57 in der Wechselstromausführung auf dem Tisch.

So ein Gerät hatte ich vor ca. 10 Jahren mal leichtsinnigerweise an einen Sammlerkollegen aus dem ehemaligen Stammtisch verkauft. Der Verkaufspreis stimmte, aber dem Klangbild des Gerätes hatte ich immer mal wieder nachgetrauert. Auch ein Allströmer hatte mal meinen Weg gekreuzt, der anschließend den Weg zu einem Sammlerkollegen nach Moskau angetreten hatte.

Nun konnte ich wieder einen Wechselströmer bekommen, optischer Zustand 3+, vom ersten Eindruck her vorher nie geöffnet gewesen, für 20 Euro war das ein guter Kauf, zu dem ich mich schon selber beglückwünscht hatte.

Ein erster Blick "unter die Röcke" ergab, daß jemand offenbar doch einmal jemand minimalinvasiv tätig gewesen sein muß, der Koppelkondensator der EL84 war gegen einen dauerhaft dichten getauscht worden.

Die Spannungen im Netzteil stimmten annähernd und auf KW war schwacher Empfang möglich, auf UKW reinweg nichts. Also erst einmal alle Spannungen an den Röhren nachgemessen, alle anwesend, manche stimmten aufs Volt genau. Dann die Funktion des Variometers geprüft, dazu den Tuner geöffnet. Ein beliebter Fehler bei vielen DDR-Geräten sind bekanntlich schlechte Trimmer. Nicht so hier, die Trimmer sind OK.

Der Test des Oszillators mit einem Taschenradio ergab kräftiges Schwingen sogar ungefähr an den richtigen Stellen der Skala. Das Durchpfeifen der Zf mit dem Meßsender ergab mäßig lautes Signal, begonnen hatte ich bei der Zuleitung aus dem Tuner zum Tastenaggregat. Einige Kreise hatten Nachgleichbedarf, aber nicht wirklich viel.

Woran lag es, zum Kuckuck ? Es kam bei UKW wirklich reinweg nichts bis auf ein ganz schwaches Rauschen an einer Stelle.

Dreimal (schlecht) darüber geschlafen, grummel......

Erst heute die Erleuchtung. Ich hatte mit dem Meßsender schon zu weit hinten angesetzt, um diesen Fehler zu finden, nämlich eben hinter den im Tuner selbst befindlichen Zf-Kreisen.

Sollte da der sekundäre Kreis des ersten Filters durch sein ? Der primäre Kreis konnte es nicht sein, da die zweite Triode der ECC85 ja Spannung hatte.

Darauf den Tuner erneut geöffnet und - klingeling ! Irgendso ein Volldepp hatte BEIDE Kerne dieser Kreise komplett bis zum Anschlag eingedreht !!!!

Ich kann das nur so erklären, daß jemand mal unbedingt den Polizeifunk hören wollte.

Frage an die gelernten DDR-ler im Forum: sendete auch die Volkspolizei unterhalb der üblichen UKW-Frequenzen ? Sonst muß es ja schon nach der Übersiedlung des Radios in den Westen passiert sein, ich bekam es hier aus einer lokalen Sozialinitiative.

Ich mußte das jetzt unbedingt mal berichten, ich hatte schon an meinem Verstand gezweifelt....

Viele Grüße
Holger

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

Hallo Holger,
sollte da wirklich jemand den früheren Polizeifunk hören wollen , dann hat er garantiert an der falschen Stelle gedreht, denn an dem ZF- Filter wird ja bekanntlich nur die UKW-ZF von 10,7 Mhz angeglichen.

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M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen

Naja eben ein Volldepp. Er wußte nicht, wo zu drehen ist und hat dann mal vorsichtshalber überall gedreht. Anders ist das nicht zu erklären.

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

Das ist richtig. Aber was macht der Laie? Er dreht an irgendwelchen Einstellelementen, weil er gehört hat, dass man so den Polizeifunk empfangen kann. Ob er dabei die richtigen findet, ist je nach vorhandenen Kenntnissen oft Zufall. Und wenn er sich nicht gemerkt hat, welcher Spulenkern und welcher Trimmer wie stand, ist das Ergebnis nicht selten ein völlig vermurkster Abgleich.

Soweit ich mich erinnere, funkte die DDR-Polizei im 2m-Band. Das war bei uns (20 km von der ehemaligen Grenze) mitunter noch zu empfangen. Auf dieser Seite
https://www.klaus-paffenholz.de/bos-fun ... -funk.html
wird das bestätigt. Im 4m-Band funkten nur DRK, Land- und Forstwirtschaft. Da mitzuhören, war sicher nicht so interessant.

Deshalb halte ich es für wahrscheinlicher, dass das Radio erst nach der Wende, die immerhin schon 35 Jahre her ist, verkurbelt wurde.

Lutz

Moin,
nix Polizeifunk, lockere Schrauben muessen festgedreht werden, oder?


73
Peter

Hi,

also - ich habe mal den Anschlag eines Drehkos von einem Normende Röhrenradio mit der Feile bearbeitet vorgefunden, um den Polizeifunk zu bekommen (da war ich so 15) - das hat sogar funktioniert.

Gruß
Oliver

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Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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Hallo Oliver,

wer sowas macht, hat selbst ein paar Kerne locker sitzen....

Wie muß ich mir das vorstellen ? Ging der Drehko denn nach der an sich vorgesehenen Endstellung noch weiter auseinander oder zusammen ?

Ich bin inzwischen fast mit der Razzia fertig, noch 4 oder 5 Kondensatoren fehlen. Der Klang dieses Radios ist exakt so, wie ich das mag: höhen- präsenzorientiert mit knappen, aber trockenem Baß. Das ist was für mich als Klassikhörer.

Im Laufe des Tages poliere ich noch das Gehäuse auf, dann kann das Gerät wieder zusammengesetzt werden.

Und dann kommt der Saba auf den Tisch. Und der übernächste Patient wartet auch schon: eine arg mitgenommene WEGA 3231 Kompaktanlage. Die bekam ich sogar geschenkt....

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

Es soll einige Radios geben, bei denen ein mechanischer Anschlag verhindert, dass der Drehko ganz eingedreht werden kann. Ich hatte noch keins auf dem Tisch, bei dem mir das aufgefallen wäre, aber ein Freund, der sich auch mit Röhrenradios, beschäftigt, hat mir davon erzählt. Da liegt es natürlich nahe, den Anschlag zu manipulieren, um den Empfangsbereich in Richtung niedrigerer Frequenzen zu erweitern.

Lutz

Hallo Lutz,

dann liefe aber das Seil auch weiter und vielleicht mit einem Knoten über eine Seilrolle.....

Alle:

Das Chassis ist nun fertig, der UKW-Tuner bot aber noch eine Falle: die Skaleneichung ließ sich nicht herstellen, der Zeiger stand immer etwa 1,5 MHz unter dem tatsächlich empfangenen Sender. Der Oszillator-Trimmer C11 war dabei in Endstellung.

Zur Sicherheit habe ich den Sitz des Zeigers auf dem Seil überprüft: alles OK, er läuft seinen kompletten Weg ab. Auch ist die Seilscheibe fest auf der Achse des Tuners montiert.

Ursache war ein kleiner Kondensator mit 5pF, der C10. Als ich den mit der Pinzette berührte, bröselte er auseinander. Der hatte eine dunkelblaue Farbe, ich vermute, daß dies etwas mit dem Temperaturkoeffizienten zu tun hat.

Genau so einen hatte ich natürlich nicht. Nächste vorhandene Näherung war ein 5,6pF aus dem Reichelt-Regal. Was der nun für einen TK hat, weiß ich nicht. Die etwaige Drift muß ich nun mal beobachten. Bei solchen Dingen kommt es bekanntlich sehr aufs Detail an.

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....

Hallo Holger,

du hast schon Recht was die lockeren Kerne angeht - aber versetze dich mal in jemanden, der keine Ahnung hat. Der weiß nur, das der Polizeifunk etwas weiter links hinter dem Anschlag liegt.
Viel fehlte da wohl nicht und man konnte den Drehko ein bisschen weiter eindrehen, nachdem der Anschlag bearbeitet war - für den Polizeifunk hat das gereicht.

Gruß
Oliver

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