Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

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Der-Namenlose
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Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Der-Namenlose »

Hallo,

wie ich in meinem letzten Thread gesagt habe hat mein Meersburg 6 noch ein anderes Problem, da ich aber bis jetzt noch keine Antwort darauf habe, mache ich nochmal einen eigenen Thread daraus.

Nun zum Problem, bei dem Schalter für Automatic Ein/Aus raucht es aus dem Pertinax wenn ich auf "Aus" Schalte :wut: auf "Ein" raucht es nicht. Ich vermute das sich Kriechstrecken im Pertinax gebildet haben, ich habe gelesen das das bei Saba öfter vorkommt.

Meine Frage, ist das noch irgendwie zu retten und wenn ja wie? Und wenn nicht, wo kriegt man Ersatz her? Aus einer neuen Platte Pertinax Fräsen oder aus Kunststoff (3D Drucken) ich hab keine Ahnung :(

Schonmal vielen Dank :)
Nette Grüße Aaron :hello:
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Tubeandy
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Tubeandy »

Hallo Aaron,

Kriechstrecke großzügig ausfräßen und Fehlteile mit Epoxi ausfüllen wäre z.B. eine Möglichkeit
Grüße

Andy
klausw
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von klausw »

Der-Namenlose hat geschrieben:... Ich vermute das sich Kriechstrecken im Pertinax gebildet haben, ich habe gelesen das das bei Saba öfter vorkommt. Meine Frage, ist das noch irgendwie zu retten und wenn ja wie? Und wenn nicht, wo kriegt man Ersatz her? Aus einer neuen Platte Pertinax Fräsen ...
Hallo "Namenloser" :mrgreen: .
Antwort auf Deine Frage: Das kommt darauf an, nämlich wo sich die Kriechstrecke gebildet hat und wie sie beschaffen ist.
Es gibt 2 Arten von Kriechstrecken, die dem Radioreparateur das Leben schwer machen:

1) Schmierige Beläge, die sich über Jahrzehnte aus Küchendunst, Nikotin etc. gebildet haben. Diese sind mit Geduld und Akribie zu entfernen, indem man säubert. Aus ihnen entsteht mitunter über die Zeit ein kritischerer Folgefehler --->>>

2) Kritischer ist es, wenn Isoliermaterial (wie Pertinax) verbrannt ist. Dort hat das verbrannte Material eine Kohlestrecke gebildet, die den Strom hervorragend leitet.
Widmen wir uns also diesem Fall. Das auf diese Weise leitend gewordene Teilstück des früheren Isoliermaterials muß entfernt werden, reines Abwaschen hilft nicht, weil das Pertinax in eine gewisse Tiefe hinein verbrannt ist. Das kann man mittels Ausfräsens erreichen, oder mittels Ausbohrens, je nach Tiefe des Brandflecks, und Du siehst: Es kommt darauf an, wo sich dieses Brandnest gebildet hat.
Beispiel: Ich hatte mal in einem Vorkriegsradio ein bilderbuchmäßiges Brandnest in der Fassung einer Gleichrichterröhre, zwischen einem Heizungspol und dem Pol der Anode. Die Röhrenfassung tauschen ging nicht, da alle Röhrenfassungen dieses Telefunken-Radios organisch in eine größere Pertinaxplatte eingearbeitet waren.
Abhilfe schaffte ich durch Ausbohren des Brandnestes. Das entstandene Loch, das die Gesamtstruktur natürlich schwächte, wurde anschließend durch Zweikomponentenkleber gefüllt.
Das Einarbeiten eines neuen, kleinen Stückes Pertinax ist ebenfalls möglich, das wiederum hängt davon ab, ob man gut an die Brandstelle herankommt.

Gruß
k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
Der-Namenlose
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Der-Namenlose »

Danke euch beiden :danke:

Ich werde beides probieren, erstmal sauber machen und wenn das nichts gebracht hat Ausfräsen.
Es kann aber etwas dauern bis ich Mal dazu komme, da ich im Moment nicht zu Hause bin, deswegen entschuldigt wenn es etwas dauert, aber ich werde mich nochmal melden wenn ich es versucht habe.

Vielen Dank :mrgreen:
Nette Grüße Aaron :hello:
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von glaubnix »

Hallo Aaron,

in dem vorliegenden Fall gibt es noch eine Lösung bei nur wenig 'Blut fliesst'. Im folgenden Bild sollte diese erkennbar sein: Der kokelnde Kontakt H3 ist rot eingekreist - er schaltet die Anodenspannung, liegt damit auf hohem Gleichspannungs-Potential. Der andere Kontakt H4 schaltet nur die Tastenbeleuchtung ein - hier liegen nur die 6,3V der Heizspannung an.

Wenn du nun die Beschaltung der beiden Kontakte austauscht, liegen an H3 nur die 6,3V an; er wird daher nicht mehr qualmen. H4 ist bezüglich Spannungsbelastung noch nahezu jungfräulich und wird klaglos seine neue Aufgabe erfüllen.
MB-6-3D Automaik Kontakte -net.jpg
Natürlich muss die Umgebung der Kontakte sauber, trocken und nicht mit ungeeigneten Kontaktreinigungsmitteln vollgesaugt sein...
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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Der-Namenlose »

Danke Peter :danke:

das ist ja auch eine gute Lösung, ich denke dann werde ich das probieren, jetzt muss ich nur noch herausfinden welche Kabel ich tauschen muss, auf dem Plan ist es ja immernoch etwas anderes als in echt, aber das kriege ich schon hin :mrgreen:
Nette Grüße Aaron :hello:
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von hf500 »

Moin,
und dazu noch:

Saba-Tastensaetze moeglichst nicht mit Kontaktsprays behandeln, das provoziert Braende an den Schaltern, wo Anodenspannung geschaltet wird.
Die Streifen muessen sauber, trocken und fettfrei sein. Im Zweifel mit Kontakt WL waschen und gruendlich! trocknen lassen.

73
Peter
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Der-Namenlose »

Hallo, ich bin jetzt endlich dazu gekommen es zu reparieren :mrgreen:

Ich habe jetzt doch die verkokelte Stelle mit Schleifpapier weggeschliffen, da die Kabel zum vertauschen zu kurz waren.

Hier ein Bild:
IMG_20240909_230941.jpg
Ich bin mir nur nicht sicher ob ich genug entfernt habe, aber das wird sich schon zeigen.

Vielen Dank für eure Hilfe :danke:
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Nette Grüße Aaron :hello:
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von glaubnix »

Hallo Aaron,

da hast du ja jede Menge geschickte Abeit geleistet. Es ist nicht einfach an die Kontaktleiste zu gelangen, da der Automatik Kontaktsatz sehr unzugänglich ist. Hast du den denn komplett ausgabaut oder nur die entsprechende Kontaktleiste 'extrahiert'?
Anhand deines Fotos sieht es so aus, als hättest du genug Material abgetragen. Es ist keine 'Kohle' mehr erkennbar. Dann viel Spass beim Wiedereinbau. - Gutes Gelingen.
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Der-Namenlose »

Hallo Peter,

ja, das war ziemlich schwer mit dem ausbauen,
Ich habe nur die Platte ausgebaut, dazu musste ich mit einem Schraubenzieher die Metallhalter aufbiegen, das war ziemlich schwer weil es ja so in der Ecke verbaut ist, aber jetzt ist es wieder drin und bis jetzt funktioniert das Radio ohne zu Rauchen :mrgreen: das werde ich noch ein paar Minuten beobachten.
Nette Grüße Aaron :hello:
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von Yamanote »

Sieht gut aus! Ich habs nur im eingebauten Zustand ausgekratzt und mit Nagellack versiegelt, funktioniert auch. Die Schwachstelle der Saba Kontaktleisten sind die rechteckigen "Fensterchen", in denen sich Schmutz und vor allem metallischer Kontaktabrieb sammelt, der beste Nährboden für Kriechstrecken.
Viele Grüße,
Günter
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Re: Kriechstrecken im Pertinax, noch zu retten?

Beitrag von holger66 »

Ich habe das Problem schon mehrfach erfolgreich (bis jetzt) behandelt, ohne die Schieber auszubauen. Soweit man von seitlich rankommt, kann man nämlich auch mit einem runden oder dünnen länglichen Fräskopf des Dremel da heran und die verbrannten Stellen ausfräsen. Anschließend habe ich diese Stellen dann mit winzigen Mengen von Sekundenkleber belegt, über Tage immer wieder mal. Das gibt der angeschlagenen Struktur nämlich auch noch Halt und es isoliert gleichzeitig.

Es erinnert ein bißchen an die Arbeit eines Zahnarztes. Bis jetzt hat das noch immer funktioniert.

Was mich allerdings wundert: daß es hier ein Gerät der 6er-Baureihe erwischt hatte. Bisher hatte ich das immer nur an den "richtig" alten Geräten bis Baureihe W4 und ein einziges Mal bei einem Meersburg W5. Mein aktueller Reparaturfall ist ein seltener Meersburg W4, der ist gottlob nicht davon befallen. (Dafür hat der so einen dusseligen Elektrostaten, für den ich mich was einfallen lassen mußte.)

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....