...richtig kritisch ist bei Radios v.a. der am g1 der NF-Endstufenröhre, der führt zu deutlich erhöhtem Strom mit Beanspruchung von Röhre und v.a. Ausgangsübertrager-Primärwicklung und nat. Netzteil mit Spannungs-Absenkung. (Ich hatte mich bei der angegebenen Spannung eher auf den Gleichrichter konzentriert und die Kondensator-Tauscherei als "selbstverständlich" angesehen).
Die Kondensatoren im Netzbereich sind auch so schnell wie möglich zu tauschen, Einige entfernen sie ersatzlos, ich bin der fachlichen Auffassung, daß sie ersetzt werden MÜSSEN, gerade im Allstromradio bildet der X-Kondensator zwischen L und N (oder im Netzteil an ähnlicher Stelle) einen zuverlässigen HF-Kurzschluß, der für die Funktion des Radios rel. wichtig ist.
Alle anderen Kondensatoren wirken sich wenigstens nicht irgendwie zerstörerisch aus, die verschieben aber Arbeitspunkte von Röhren etc... sie könnten bei der Erstinbetriebnahme drin bleiben, ggf kommt es aber zu Fehl- oder Nichtfunktion von Stufen im Empfangsteil. In der NF-Vorstufe ist ein hochohmiger Anodenwiderstand vorhanden, bei leckem Koppel-C bekommt die Röhre ggf falschen Arbeitspunkt und es zerrt oder bleibt ganz leise, es geht aber nichts kaputt, ähnlich ist es bei ZF-Röhren und solchem im "front end", im UKW-Tuner gibt es keine Problemkondensatoren in dem Sinn der def. Papierwickler, die wirklich ALLE tot sind, auch die NOS in der Originalverpackung ( ich hab ständig das Vergnügen eines total recap, bei TVs besonders lustig... zu 100% testen die schlecht !! Ich mach mir gern den Spaß und check die nach dem Tausch...
Bei begrenztem vorrätigen Sortiment kann man erstmal "irgendeinen" dahabenden C mit ausr. Spannungsfestigk. als Koppel-C für die Endröhre nehmen: bis 0,1 µF ist unkritisch, ggf sogar noch mehr. Mindestwert 4,7nF mit Einbußen der Tiefen. Bei der NF-Vorstufe sind 100nF die Obergrenze, wegen ggf. hochohmigem Gitter... längere Geschichte. Man sieht, die Möglichkeiten für schnelle Inbetriebnahme sind rel. groß. Wichtig ist nur eine spannungsfeste Ausführung, moderner Kunstfolie-C oder bei Keramik (nur zum Testen Keramik!) für mind. 400V=, o.k., im Allströmer mit <200V Ua auch 250V erlaubt !
Vorn im Netzteil kann man jeden beliebigen X-Kondensator mit min 22n, besser 0,1µ aus einem defekten Netzteil (Computer, Energiesparlampe, def. Steuerplatinen, oft auffällig "gelb"...) nehmen.
Wenn aber ein Y-Kondensator oder Koppel-Kondensator zur Antenne etc. ersetzt werden soll: Hier dürfen nur max. 4,7nF, 250V~ und Kennzeichnung "Y" verwendet werden. Meist sind Prüfzeichen auf solchen Cs, das sind spezielle Sicherheitskondensatoren, die es aber günstig zB Pollin.. gibt.
Für die Ersatzkondensatoren der durchweg defekten Papierwickler kann man mMn. ruhig die günstigen WIMA-Blöcke v. REICHELT/POLLIN nehmen, anspruchsvoller aus dem ATR-Shop mit klassischer Optik und axialen Anschlüssen... ich bin da pragmat. Techniker, meine Philosophie: Die neue Generation (bunte WIMA) soll ruhig das Feld übernehmen, das Radio kann sich glücklich schätzen, den Generationswechsel zu erleben ^^ ... bei ganz alten wertvollen Originalen mit Museumswert könnte man sich mehr Mühe machen und die Originale replizieren.
Gruß Ingo
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