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 Betreff des Beitrags: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Di Nov 05, 2024 17:23 
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Hallo Forum,

vor etwa 10 Jahren verschenkte ich einen AEG 1052 WU an eine Bekannte, das Gerät ist technisch baugleich dem Telefunken Allegro S, beide sind aus dem Baujahr 1953. Damals hatte ich alle fragwürdigen Kondensatoren getauscht.

Nun bekam ich es mit einem kuriosen Fehler zurück. Auf UKW kamen nur noch verzerrte Geräusche heraus, nur eine Station wurde noch halbwegs sauber wiedergegeben.

Es stellte sich heraus, daß die Zf-Stufe der ECH81 in Eigenschwingung geriet, mal mehr, mal weniger. Mit einer Verstellung des Kerns 22 ließ sich das abschwächen, aber gleichzeitig wurde natürlich auch die Empfindlichkeit schlechter. Die Schwingung war auch nicht gleichmäßig, sondern am kurzwelligen Ende der Skala schlimmer.

Auch zeigte sich, daß sich die Sache mit jeder anderen gebrauchten ECH81 verschlimmerte !

Ich habe daraufhin mal den ganzen Bereich vom Antenneneingang an etwas genauer unter die Lupe genommen. Zwei Abweichungen des Ist-Zustandes vom Schaltbild wurden deutlich:

Am Schirmgitter der EF85 befand sich ein 500K statt des angegebenen 50K, als Folge davon war die Spannung an dem Punkt nicht 75 Volt wie angegeben, sondern nur 25 Volt. Der Widerstand war original, er entsprach dem sonst verwendeten Typ und die Lötstellen waren grau. Den habe ich dann erst einmal gegen einen mit dem richtigen Wert getauscht und mich gefragt, ob das ein Fabrikationsfehler oder Absicht war.

Dann: am G2/4 der ECH81 stand statt des 40K im Plan ein 50K. Auch hier ein nicht später belötetes Originalteil. Das ließ mich nun ahnen, daß die damals vielleicht schon Ärger mit Eigenschwingung an dieser Stelle gehabt haben könnten. Ich habe nun einmal einen 100K mit der passenden Belastbarkeit eingesetzt und habe eine deutliche Besserung der Angelegenheit erreichen können. An der besten Stelle des Kerns 22 merkt man noch, wie es beginnt, bei starken Stationen "unsauber" zu werden, wenn ich auf 120K gehen würde, wäre das womöglich auch noch weg.

Die Empfindlichkeit der ganzen Schaltung hat dabei nicht so wirklich abgenommen, immer noch sind beim stärksten Sender -30 Volt Ratiospannung zu erreichen, das Radio spielt so deutlich besser.

Aber das kann es ja nicht sein. Eigentlich.

Bei ansonsten seit 10 Jahren unveränderten Zustand: was kann die Ursache so einer Eigenschwingung sein ?

Hier ist mal ein Plandetail.

Viele Grüße
Holger


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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Di Nov 05, 2024 18:22 
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Wenn ein Abblockkondensator an einem Schrimgitter nicht tut was er soll, weil er defekt ist oder eine zu hohe Induktivität hat, fängt die betreffende Stufe mitunter an zu schwingen. Diesen Fall hatte ich mehrfach.

Das sind in dieser Schaltung der 5nF an der EF85, der 2nF an der ECH81 und wahrscheinlich noch ein weiterer an der folgenden ZF-Röhre.

Um das zu überprüfen, braucht man nicht einmal zu löten. Einfach einen Kondensator mit ca. 5 nF testweise parallel an die Anschlüsse der verdächtigen Kondensatoren halten. Wenn die Schwingung dann sofort aufhört, hat man den Übeltäter.

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Mi Nov 06, 2024 12:35 
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Der 2500pF (zwischen dem kalten Ende des ZF-Filters und dem Schirmgitter, bei dem 40k und 2k) der Schirmgitterneutralisation kommt auch noch in Frage.
https://www.jogis-roehrenbude.de/UKW-Projekt/G2-Neutralisation_im_FM-Zf_%20final.pdf

Man sollte daher den 2nF auch nicht nach "viel hilft viel" mit 10nF oder so ersetzen.

Gruß,
Christian


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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Mi Nov 06, 2024 13:27 
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Ich werfe mal eine Erfahrung ein:
@cerker hat die Neutralisation erwähnt, und manchmal ist die tatsächlich "sauer".
Der Fehler kann damit in allen Stufen entstehen, die eine haben.
Und das ist nicht so unkritisch: Ich habe Geräte, bei denen die Bauarten der Bauteile der Neutralisation vorgeschrieben sind, und ich hatte auch schon den beschrieben Effekt bei Nichtbeachtung feststellen können.

Bei Wickeln ist die Richtung zu beachten: Außenwicklung zur HF- mäßig "kalten" Seite, ansonsten nimmt der Außenwickel HF auf -> Rückkopplung, Schwingen.
Es werden an einigen Stellen Styroflex, Keramikkondensatoren oder Sikatrop- hermetisch dichte, verlötete Keramikröhrchen, Inhalt Papierwickel in Öl, vorgeschrieben, siehe Schaltplanausschnitt.

Dateianhang:
ZF_mit_vorgeschriebenen_C-Bauarten.jpg


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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Mi Nov 06, 2024 15:34 
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Aha, OK, dann werde ich in den nächsten Tagen den 2000pF und den 2500pF mal tauschen. Bei beiden handelt es sich um silberfarbige Styroflexe des Herstellers Ruwel.

Ich werde eine Weile suchen müssen, denke aber, daß ich rote Siemens-Styroflexe aus Schlachtungen in meiner entsprechenden Dose finden werde.

Danke sehr, ich melde mich....

H.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Mi Nov 06, 2024 16:55 
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holger66 hat geschrieben:
OK, dann werde ich in den nächsten Tagen den 2000pF und den 2500pF mal tauschen. Bei beiden handelt es sich um silberfarbige Styroflexe des Herstellers Ruwel.

Normalerweise sehe ich bei Styros kein Problem- es sei denn, die waren früher nicht drin, und irgendwann anstelle Keramik oder Sikatrop eingesetzt.

Was aber auch sein kann- bei Styros kann die Einbaurichtung Ursache für Probleme sein.
Einbaurichtung ? Klar- Richtung Süden isses zu warm für die Plastikfolie, die müssen nördlich !
:-)
Nee, natürlich ist der der Außenbelag gemeint, der immer "massiger" sein sollte, war ja lange Jahre mit einem Ring gekennzeichnet, und der war immer der masseseitige Anschluß.

Aber alles nur Vermutung. Ich habe sogar mal Schwingen, und dadurch Verzerrungen, mit einem zu einer einzelnen Windung gedrehten Draht gehabt (in 2 Vorkriegs- Körtings). die Windung hatte einen bestimmten Platz zu haben, sonst kam das ins Schwingen.

Auch kann der Abgleich vergeigt sein- kommen die Kerne in einem Filter zu sehr zusammen, ist der Abgleich auf die ZF noch möglich, der Koppelfaktor ist aber anders, und dann geht das Schwingen los.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Sa Nov 09, 2024 13:56 
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Hallo Edi,

so, nun habe ich den 2000pF von Ruwel gegen einen roten von Siemens getauscht, mit Außenbelag an Masse, das war aber auch vorher so der Fall.

Nun ist es nochmal einen Schlag besser geworden, i.V.m. dem 100K in der Zuleitung zur Anode der ECH81 tritt nun kein wildes Schwingen mehr auf.

Das Kombi-Bandfilter nach der ECH hat eine sehr eigenartige Bauform. Die AM-Kerne 20 und 21 sind übereinander in einem gemeinsamen Röhrchen untergebracht, die FM-Kerne 22 und 23 links und rechts davon in getrennten Röhrchen, die beide von unten zugänglich sind. Ein zu kurzer Abstand zwischen den Kernen ist also unmöglich.

Es stellt sich nun so dar, daß sich die Durchlaßkurve auf der einen Seite relativ normal "anfühlt", auf der anderen Seite aber zu steil, minimales Verstellen der Abstimmung führt zu Verzerrung und zu einem deutlichen Abfall der Ratiospannung.

Das müßte man nun Wobbeln, ich bin mangels passendem Meßsender nun auf Ausprobieren angewiesen; da alle Kerne leichtgängig sind, sollte das kein Problem sein, es halbwegs hinzubringen.

Diese ganze Schaltung ist offenbar knapp am Einsatz wilder Schwingungen vorbei konstruiert worden. 60 oder 70 Jahre hatte das geklappt.

Ich muß nun sagen, daß das ganze Gerät voll mit pelzigem und fettigem Staub - gemischt mit Sägemehl war, als ich es vor zwei Wochen bekam, man konnte das Zeug kaum mit dem Staubsauger einziehen. Wer weiß, wo diese Pampe mit welcher Wirkung noch gelandet war.

Danke zusammen !

Gruß
Holger

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 Betreff des Beitrags: Re: Ärger mit dem AEG 1052WU
BeitragVerfasst: Sa Nov 09, 2024 14:56 
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holger66 hat geschrieben:

Eine variable Kopplung muß nicht vertikale Spulen bedingen.

holger66 hat geschrieben:
Diese ganze Schaltung ist offenbar knapp am Einsatz wilder Schwingungen vorbei konstruiert worden. 60 oder 70 Jahre hatte das geklappt.

Das fand ich bei etlichen Staßfurter-, frühen Rochlitzer- und Oktalröhren- Superhets auch so.
Willkommen im Klub !
Kann durchaus an den Bauteilen liegen, gerade weil es nach der Restauration, wo alle Mieslinge eigentlich raus sind, auftritt- aber da hat die Kiste ja wieder volle Verstärkung.
Wie geschrieben, die Kondensatoren- Art war gelegentlich exakt vorgeschrieben, oder... nicht auf Max abgleichen, ober eben- Wobbeln.

Ja, ist so: Wenn's immer so einfach wäre, hätte man keine Radiotechniker gebraucht.


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