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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 21:34 
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Guten Abend,
Ich habe vor ein paar Tagen ein defektes Nordmende Turandot erworben, der Netztrennschalter war defekt und nach Instandsetzung ließ sich das Radio wieder einschalten. Da ich absoluter Neuling im Thema Röhrenradio habe ich am Anfang ein paar Leichtsinnsfehler gemacht, wie z.B. das Radio direkt ans Netz anzuschließen anstatt es langsam über einen Trenntrafo hochzufahren. Nun aber zu meiner eigentlichen Frage je nach Steckerposition liegen am chassis 120v Wechselspannung in ausgeschaltetem Zusand und 35v bei eingeschaltetem Zustand oder ca 4v bei ausgeschaltetem Zustand und 90v bei eingeschaltetem Zustand an. Zudem leuchtet das magische Auge nicht. Ich wollte fragen ob es irgendwelche typischen Probleme gibt , die diesen Fehler hervorrufen können , den doppel Elko für den siebkondensator habe ich heute bestellt bzw. 2 einzelne Elkos. Zudem wollte ich fragen, ob es noch etwas gibt was ich zusätzlich erneuern sollte.
Im Vorfeld schonmal vielen Dank für die Antworten.


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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 22:21 
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Registriert: Sa Apr 04, 2015 20:47
Beiträge: 653
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Kenntnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Womit wurden die Spannungen gemessen? Wahrscheinlich mit einem üblichen sehr hochohmigen Multimeter. Damit misst du kapazitive Auskopplungen der Netzspannung - nicht zufällig etwa den halben Wert 8_)
Du könntest ja mal versuchsweise das Chassis über etwa 470 kOhm oder so an die Schutzerde legen und nachmessen. Dann sollte die Aufladung größtenteils verschwunden sein.
Die alten Papierkondensatoren in den Geräten sind durchgängig schlecht und stellen in einigen Fällen eine Gefahr für Folgeschäden dar. Sie müssen ausgetauscht werden.
Die magischen Augen sind leider häufig verbraucht, je nach Typ variiert die Verfügbarkeit von Ersatz. Manchmal sind Umrüstungen auf besser erhältliche Röhren möglich.


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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 22:32 
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Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17
Beiträge: 2075
Mariosradios hat geschrieben:
Guten Abend,
Ich habe vor ein paar Tagen ein defektes Nordmende Turandot erworben,


Moin,
das Wesentliche wurde schon gesagt. Aber eine Frage noch:
_Was_ fuer ein Turandot?
Die Geraetenamen waren bei Nordmende "durchlaufende Posten" und etwa jedes Jahr gab es ein neues Geraet mit dem Namen seines Vorgaengers.
Was gebraucht wird, ist die genaue Typbezeichnung (kleines Pappschildchen auf dem Chassis ("Urkunde im Sinne von §.. Vernichtung strafbar", das Radio darf also nie auf den Schrott ;-),
um das Geraet zu identifizieren.

OK, ich nehme alles zurueck und behaupte das Gegenteil. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Turandot 60 heisst das gute Stueck ... ;-)
Damit ist es ein "Turandot 60 E14 Ch= 1/614", sagt das Radiomuseum. (und ich sehe da, der sonst so typische Spruch von der Urkunde steht da (noch) nicht auf dem Typschild)

Es ist schon ein Platinenradio. Was bedeutet, dass man die Roehrenfassungen nachloeten sollte, besonders die der Endroehre (EL84), Die leitet erhebliche Waermemengen durch die Fassung in die Platine, was durch die Temperaturwechsel zu muerben Loetstellen fuehrt.

Schaltbild:
https://elektrotanya.com/nordmende_859.614.00_turandot_59_sm.pdf

Das Turandot 59 duerfte weitgehend identisch sein. Noch ein paar Hinweise:
C141 wird 0,47µF. Er siebt die Anodenspannung der NF-Triode und die kann nicht brummfrei genug sein.
C5 unten am Netztrafo ist die sog. "Netzantenne" (zusammen mit L105 und L107). Dieser Kondensator muss absolut zuverlaessig sein. An sich sollte er gegen einen Entstoerkondensator der Klasse Y2 getauscht werden, diese Kondensatoren muessen im Fehlerfall ein definiertes Verhalten zeigen. Frueher reichte da eine Spannungsfestigkeit von 500V~, und wenn er dann doch mal durchschlug ...
Angesichts der HF-Stoerungen im Netz durch die vielen Schaltnetzteile etc. ist eine Netzantenne aber etwas sinnlos und kann/sollte ersatzlos entfallen.

Die Netzantenne ist mit eine Ursache fuer die eingangs beschriebene Spannung auf dem Chassis. Die Wesentliche ist die Kapazitaet der Primaerwicklung des Netztrafos gegen den Kern.

73
Peter


Zuletzt geändert von hf500 am Sa Dez 28, 2024 23:00, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 22:58 
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Registriert: Sa Dez 28, 2024 21:20
Beiträge: 3
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Vielen Dank für die guten Hinweise , hab auch schon für die papierkondensatoren Ersatz bestellt, ist es ratsam alle zu tauschen? Habe jetzt den Strom gegen Erde über einen 100k wiederstand gemessen , es fließen ca 21 uA.
Dachte beim Magischen Auge auch, dass die Röhre kaputt ist , laut Schaltplan ist eine EM84 verbaut , habe dafür auch Ersatz bestellt, allerdings leuchtet die neue Röhre auch nicht. Gibt es irgendwelche typischen Probleme die das hervorrufen könnte?
Und auf dem chassis steht Z14 und die Nummer 012369 hab dazu einen Schaltplan zu einem 2/614 Chassis gefunden, passt der?
Hab mich leider vertippt sorry ist ein 61er


Zuletzt geändert von Mariosradios am Sa Dez 28, 2024 23:14, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 23:13 
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Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17
Beiträge: 2075
Moin,
ich sehe, wir haben uns ueberkreúzt.
Ich bin auf 1/614 gekommen, Du auf 2/614. Daher kann es tatsaechlich wichtig sein, die genaue Typbezeichnung zu kennen. Allerdings kenne ich mich bei Mende nicht so genau aus, zu wissen, ob man es hier nur mit Varienten zu tun hat. Schliesslich hat schon das Turandot 59 ein 614er Chassis ...

Da man aber nicht unbedingt das Wasser neu erfunden hat, nehme ich an, dass ein Vergleich der Schaltbilder keine grundsaetzlichen Unterschiede zutage foerdert.
Magisches Auge funktioniert nicht:
Absolut nichts zu sehen oder reagiert nicht?
Spannung an Pin 6 und 9 vorhanden? Heizt die Roehre?

Und ja, alle Papierkondensatoren tauschen. Viele im NF-Teil haben zwar nichts auszuhalten, aber sie veraendern ihre Werte. Und mit dem Frequenzgang des Verstaerkers hat man sich viel Muehe gegeben, ein gut klingendes Radio zu bauen. Einige muessen die Anodenspannung ertragen und sind daher im Fehlerfall gefaehrlich.
Die Kombination C172-R172 muss nachgebildet werden (10nF, 10M Ohm, im Original typischerweise in einem Bauteil zusammengefasst).

73
Peter


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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 23:29 
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Der Kondensatortausch ist kein Hexenwerk. Und eine gute Gelegenheit, das Schaltbild nachzuvollziehen zwecks (Er)kenntnisgewinn 8_)
Am besten geht man von den Pins der Röhrenfassungen und anderen Fixpunkten aus. Wichtig: Kondensatoren einzeln tauschen und zwischendurch einschalten zur Prüfung! Fehler sind menschlich und besser man weiß bei welchem Schritt man suchen muss.
Habe meine Kondis bei ATR Shop gekauft, diese waren sehr gut zu verarbeiten und sehen nicht wie Fremdkörper aus.


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BeitragVerfasst: Sa Dez 28, 2024 23:38 
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Registriert: Sa Dez 28, 2024 21:20
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
hf500 hat geschrieben:
Mariosradios hat geschrieben:
Guten Abend,
Ich habe vor ein paar Tagen ein defektes Nordmende Turandot erworben,


Moin,
das Wesentliche wurde schon gesagt. Aber eine Frage noch:
_Was_ fuer ein Turandot?
Die Geraetenamen waren bei Nordmende "durchlaufende Posten" und etwa jedes Jahr gab es ein neues Geraet mit dem Namen seines Vorgaengers.
Was gebraucht wird, ist die genaue Typbezeichnung (kleines Pappschildchen auf dem Chassis ("Urkunde im Sinne von §.. Vernichtung strafbar", das Radio darf also nie auf den Schrott ;-),
um das Geraet zu identifizieren.

OK, ich nehme alles zurueck und behaupte das Gegenteil. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Turandot 60 heisst das gute Stueck ... ;-)
Damit ist es ein "Turandot 60 E14 Ch= 1/614", sagt das Radiomuseum. (und ich sehe da, der sonst so typische Spruch von der Urkunde steht da (noch) nicht auf dem Typschild)

Es ist schon ein Platinenradio. Was bedeutet, dass man die Roehrenfassungen nachloeten sollte, besonders die der Endroehre (EL84), Die leitet erhebliche Waermemengen durch die Fassung in die Platine, was durch die Temperaturwechsel zu muerben Loetstellen fuehrt.

Schaltbild:
https://elektrotanya.com/nordmende_859.614.00_turandot_59_sm.pdf

Das Turandot 59 duerfte weitgehend identisch sein. Noch ein paar Hinweise:
C141 wird 0,47µF. Er siebt die Anodenspannung der NF-Triode und die kann nicht brummfrei genug sein.
C5 unten am Netztrafo ist die sog. "Netzantenne" (zusammen mit L105 und L107). Dieser Kondensator muss absolut zuverlaessig sein. An sich sollte er gegen einen Entstoerkondensator der Klasse Y2 getauscht werden, diese Kondensatoren muessen im Fehlerfall ein definiertes Verhalten zeigen. Frueher reichte da eine Spannungsfestigkeit von 500V~, und wenn er dann doch mal durchschlug ...
Angesichts der HF-Stoerungen im Netz durch die vielen Schaltnetzteile etc. ist eine Netzantenne aber etwas sinnlos und kann/sollte ersatzlos entfallen.

Die Netzantenne ist mit eine Ursache fuer die eingangs beschriebene Spannung auf dem Chassis. Die Wesentliche ist die Kapazitaet der Primaerwicklung des Netztrafos gegen den Kern.

73
Peter



Danke für die guten Tipps , finde nur ehrlicherweise leider C5 nicht im Schaltplan, hat er einen anderen Namen? Und kann ich diesen dann einfach abklemmen bzw. entfernen?

und die röhre heizt leider auch nicht , messe gleich die Pins nach. Kann ich diese auch gegen Erde messen oder brauche ich eine andere Bezugsmasse?


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 0:07 
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Für das Turandot Z14 ist das Chassis 2/614 richtig. Allerdings müsste das Radio dann die Modellbezeichnung Turandot 61 haben. Das Turandot 60 hat laut Radiomuseum.org die Bezeichnung E14 und das Chassis 1/614. Aber das ist nicht so wichtig, denn die beiden Chassis sind fast identisch, sie unterscheiden sich nur in wenigen kleinen Details.

Den Kondensator C5 gibt es in beiden Geräten nicht. Die Netzantenne (die heute überhaupt keinen Sinn mehr macht) gab es nur im Modelljahr 1959.

Wenn die EM84 überhaupt nicht leuchtet, fehlt entweder die Heizspannung (6,3V AC zwischen den Stiften 4 und 5) oder die Leuchtschirmspannung (230V DC an Stift 6). Ursache ist mitunter ein Drahtbruch an den Zuleitungen. Die Leuchtschirmspannung wird abgeschaltet, wenn die Taste TA gedrückt ist. Dann leuchtet sie auch nicht, denn bei TA-Betrieb wird keine Abstimmanzeige gebraucht.

Wenn die EM84 zwar leuchtet, aber nicht anzeigt, könnte der 470 kOhm-Widerstand an den Stiften 7 und 9 unterbrochen sein. Oder die Steuerspannung an Stift 1 ist zu klein, dafür ist oft ein Fehler im Empfangsteil die Ursache.

Lutz


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 0:12 
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Das Turandot sollte dieselbe Platine haben wie mein Rigoletto. Da gab es zum Glück keine kritischen Kondensatoren an der Netzspannung (bei der Graetz Sinfonia ist mir so einer geplatzt, großes Kino aber zum Glück keine Folgeschäden).
Beim Rigoletto waren (Selen)Gleichrichter und Lade-Elko platt. Das magische Auge ist eine EM84 die solide und gut beschaffbar ist. Sie wird bei Tonabnehmer-Betrieb über den Tastensatz abgeschaltet, vielleicht liegt dort der Fehler.
PS röhrenradiofreak war schneller :-)


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 8:08 
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Moin in die runde,

@.....und die röhre heizt leider auch nicht , messe gleich die Pins nach. Kann ich diese auch gegen Erde messen oder brauche ich eine andere Bezugsmasse?

Die Bezugsmasse ist auch für die Heizspannung, eine saubere Kontaktstelle am Blech Chassis.

_________________
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 12:21 
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Zitat:
...und die röhre heizt leider auch nicht

Wenn die Skalenbeleuchtung auch nicht leuchtet, aber Anodenspannung anliegt, wird die Drahtsicherung der Heizung bzw des 6,3V Kreises durch sein.
Das ist nur sowas wie eine Drahtbrücke, liegt gleich hinter dem Trafoanschlüssen für 6,3V~.

paulchen


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 19:41 
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Moin,
in dem Fall geht allerdings gar nichts, das Geraet hat keine Heizspannung. Die Heizkreissicherung mittels eines Stueckes definierten Drahtes (ich meine 0,2mm und etwa 15mm lang) ist typisch fuer einige Jahrgaenge von Menderadios.

Und ok, dass C5 nach '59 gestrichen wurde. Eine Quelle fuer Ungemach weniger ;-)

73
Peter


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 20:34 
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Die ECC85 und die EM84 werden, lt. SP noch vor der Heizkreis Sicherung mit der AC bestromt. Erst danach dann die restlichen Röhren.

_________________
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:


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BeitragVerfasst: So Dez 29, 2024 21:58 
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Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16
Beiträge: 7433
Man könnte auch sagen das die Heizkreissicherung nur die Röhren auf der Platine absichert + die Skalenbeleuchtung und die beiden externen Röhren (Tuner + Anzeige) eben nicht. Sollte eigentlich aus dem Plan hervorgehen. Fritz hat es erkannt.

paulchen


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