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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 12:53 
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Hallo,

bei dem Gerät gibt es schon bei der Sichtprüfung eine Herausforderung: Eine Wicklung vom Widerstand 7W2 ist nicht mehr vorhanden. Der Vorgänger hat diese scheinbar nach defekt entfernt und sich mit einem seitlich angelötetem Widerstand beholfen, welcher nun bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war. Wenn ich richtig gerechnet habe, fallen am Widerstand bei einem Stromfluss von laut Schaltplan 76mA 12,16V ab, ergo würde hier ein 1 Watt Widerstand ja ausreichen. Demnach gibt es danach wohl einen fetten Kurzschluss. Ich werde nun zunächst erstmal die Teerbomben und Elkos erneuern, würde mich aber über Tipps zur Reparatur des Widerstands freuen. Neu wickeln? Früher gab es doch mal Widerstandsdraht? Oder doch nur wieder einen Widerstand anlöten? Wie macht ihr das?



MfG Jürgen


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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 14:43 
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Röhren dieser Serien haben einen 6-7fachen Anlaufstrom, d.h Warm-/Kalt-Widerstand rund um den Faktor 6. Ich lade mal eine typische Anheizkurve zum Verständnis hoch. Du kannst das für Deine Röhren anhand einer Tabelle und einer Messung der kalten Heizfäden (Zimmertemperatur) selber nach messen.

Ich bin jetzt nicht weiter in die Schaltung rein, ob zum Anheizen spezielle Heißleiter verwendet wurden, bzw. zu den Daten von 7W1 - dessen Funktion/Werte geprüft werden sollten. Wird der Selengleichrichter durch Silizium ersetzt, muß noch weiter gerechnet werden (dessen Innenwiderstand oben drauf und evtl. auch separat vor den Heißleiter setzen).

Es ist daher durchaus sinnvoll, an der Stelle mehr "Watt" zu haben, und wegen 230/220V auch evtl etwas mehr R. Die Umschaltung kannst Du tot legen, außer Du hast noch einen alten Trenntrafo 220/110V in der Bastelkiste, der dann noch sinnvollen Nutzen bringt...

Bitte Werte selber ausrechnen, dazu bin ich jetzt zu faul :-) ............. (der Hund wartet schon im Garten.....).

Gruß Peter

btw. die Schaltung der Graphik ist aus einem RCA Handbuch, als Anheizzeit wird 80% der Nennspannung gerechnet, am Heizfaden gemessen. Kann man auch sinnvoll für Skalenlampen und alte Weihnachtsbaumbeleuchtung verwenden, wenn man Ersatzlampen sucht (bzw. zumindest R[warm]/R[kalt] vergleichen.


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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 19:58 
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Die Rechnung mit der Belastbarkeit passt in diesem Fall nicht. Denn durch den Widerstand fließt kein Gleichstrom, sondern ein gepulster Strom. Nur solange der Augenblickswert der Netzsoannung höher ist als die Spannung am Ladeelko, fließt ein Strom, der aber ein Mehrfaches der angegebenen 78mA beträgt. Das hat zur Folge, dass der Wuderstand viel mehr Leistung umsetzt als 1W. Berechnen kann man das schlecht, aber als Faustformel nimmt man einen Widerstand mit der 5- bis 10-fachen Belastbarkeit.

Lutz


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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 20:05 
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Hm. Entscheidend ist die mittlere Verlustwärme, sollte die sich nicht ausgleichen?


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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 21:31 
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Nein, wie folgende Rechnung zeigt:

Bei einem Gleichstrom von 78 mA würden an dem 160 Ohm-Widerstand 12,48V abfallen, das entspräche einer Verlustleistung von 0,973W.

Nimmt man aber an, dass in 20% der Zeit ein Strom des 5-fachen Wertes, also 390mA, fließt, ist der Mittelwert des Stroms auch 78mA. Aber in der Zeit, in der der Strom fließt, entsteht ein Spannungsabfall von 62,4V und eine Verlustleistung von 24,34W. Die durchschnittliche Verlustleistung über die ganze Zeit, also einschließlich der Zeit, in der kein Strom fließt, ist 4,87W.

Dieser Unterschied kommt letztlich daher, dass die Verlustleistung proportional zum Quadrat des Stroms ist.

Die Rechnung ist vereinfacht, in Wirklichkeit ist es komplizierter, weil in der Zeit, in der der Strom fließt, seine Größe nicht konstant ist. Aber man sieht, dass der Widerstand deutlich mehr aushalten muss, als man es aufgrund der Rechnung mit Gleichstrom erwarten würde. Genauso ist es mit dem notwendigen Vorwiderstand, wenn man einen Selengleichrichter durch einen Siliziumgleichrichter ersetzt.

Lutz


Zuletzt geändert von röhrenradiofreak am Fr Jan 24, 2025 21:37, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 21:37 
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röhrenradiofreak hat geschrieben:
....durch den Widerstand fließt kein Gleichstrom, sondern ein gepulster Strom. .....
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichrichtwert#Vergleich_Effektivwert_mit_Gleichrichtwert . Man rechnet mit dem Gleichrichtwert via Formfaktor Einweggleichrichtung, d.h. dicker Daumen plus 10% plus etwas Reserve (lese ich noch mal in anderen Unterlagen nach, in aller Ruhe sicherheitshalber, wurde ewig nicht mehr benötigt).

Wird mir heute zu spät. Hole mir morgen bzw. übers Wochenende die Röhrendaten und rechne das mal durch. Das ist ein "Allstromgerät", welches auch mit Gleichstrom laufen sollte. Ich glaube nicht, das der Hersteller sich da verrechnet hat. Das Problem der Einschaltstromstärke ist, daß beim Drahtwiderstand der Draht dick genug ist, für 6-7fache Stromstärke. Der Röhrenheizfaden kann das ab, aber ob der Widerstand(sdraht) dazu ausgelegt ist (außer zur Wärmeabgabe) ist ein kleines Nebenproblem neben der Dauerbelastung (für die Wärme zählt der Effektivwert).

Gruß Peter.

PS zum Vorpost: nur etwas spontan aus dem Kopf: die U-Röhren brauchen 100mA und sind in Serie geschaltet, dazu kommen 78mA Gleichstrom für den Radiobetrieb. Ich muß mir nur die Aufteilung noch anschauen (Anzapfpunkt am 7W2). deshalb morgen oder etwas spater. Die Pulsiererei ist nicht so arg interessant. Das ist normale Einweggleichrichtung. Am Netzstecker sind 200mA angegeben, für die i.d.R. eine träge Sicherung benutzt wird.


Zuletzt geändert von albert66 am Sa Jan 25, 2025 13:31, insgesamt 5-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 21:49 
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Verstanden... weil P=I² x R
Strom (oder anders gesagt Spannungsabfall) geht quadratisch in die Rechnung ein. Danke fürs Schubsen in die richtige Richtung :bier:


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BeitragVerfasst: Fr Jan 24, 2025 22:59 
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albert66 hat geschrieben:
Die Pulsiererei ist nicht so arg interessant. Das ist normale Einweggleichrichtung

Doch, die "Pulsiererei" ist für die Dimensionierung dieses Widerstandes interessant, besonders bei Einweggleichrichtung. Wie von Lutz schon geschrieben, liegt der impulsförmige Ladestrom des Ladekondensators um ein Vielfaches über dem Nennstrom des Radios. Während der gesperrten Halbwelle sinkt die Spannung am Kondensatore noch weiter ab als bei Zweiweg- oder Brückengleichrichtung, deshalb ist auch der Ladestrom nochmal höher. Daher sind diese Widerstände auch so massiv ausgeführt, da wird schon einiges an Leistung in Wärme umgesetzt.

Jürgen76 hat geschrieben:
Oder doch nur wieder einen Widerstand anlöten? Wie macht ihr das?

Genau, einen entsprechenden 10 oder 11W Keramikwiderstand anlöten. Damit bist Du auf der sicheren Seite, auch ohne Rechnerei.

_________________
Viele Grüße,
Günter


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BeitragVerfasst: Sa Jan 25, 2025 20:48 
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albert66 hat geschrieben:
Die Pulsiererei ist nicht so arg interessant. Das ist normale Einweggleichrichtung
.....Ich "präzisiere" etwas mehr, wie das gemeint ist. Man hat auf den Stromwinkel keinen beliebigen Einfluß und rechnet (zumindest bei Trafonetzteilen) mit Erfahrungswerten, die sich am Formfaktor bzw. ähnlichen Kennwerten (Crest-Wert, Ripple,...) orientieren. Ich hatte im "spontanen Anlauf" die 1,11 im Kopf, die aber zu dem Zweiweggleichrichter (Brückenschaltung bei Trafonetzteil) gehören. Ich habe in meinen alten Unterlagen "refeshed", die ich bisher speziell für Trafo-Rechnerei genutzt habe.

Zur Wärme ist der Effektivwert entscheidend und dazu nutzt z.B. Telefunken Laborbuch I S.190/191 (Ziffern 1,2 und 11) den Faktor 2.3 für Einweggleichrichtung (Leistungsfaktor). Zu den einzelnen Faktoren als Orientierungshilfe aktuell gefunden:
https://www.circuitfeed.com/home/analog-circuit/power-supply/rectifiers/uncontrolled-rectifier/half-wave-rectifiers/
https://de.wikipedia.org/wiki/Scheitelfaktor Meine gestrige Link ist etwas ........ nicht so Praxis-nah :-) .
Nachdem auch Heizungsdrosseln verwendet wurden, (Werte evtl. nachmessen), wird der Faktor 2.3 vermutlich reichen. 230/220 muß eh' noch draufgelegt werden.

Erst Mal als Zwischenbericht. 10/11W sind sicher ok, .......... aber man kann ja mal rechnen ...... (versuche ich noch später)
Gruß Peter

Nachtrag: Wenn ich die Skalenlampe mit 7V ansetzte, plus Röhrenheizung (aus Tabelle), dann werden damit per Heizzweig (warm) 1501 Ohm versorgt, d.h. 150.1 V "verbraucht". Für weitere Rechnerei fehlen die 4 Heizdrosseln und 7w1 (Restwert warm) sowie7w2. An sich reicht für 7w2 die Annahme, daß ein Teil die Heizung bedient (100mA), der andere das Netzteil (78mA). Zur Aufteilung würde ich mich jetzt nicht auf das Schaltbild und Stückliste verlassen, sondern zur Zuordnung messen, falls wenigsten noch ein Teil von 7W2 ok ist. Mit beiden mA Werten und Faktor 2.3, alles zusammen, ......... sollte dann passen.


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BeitragVerfasst: Mo Jan 27, 2025 22:55 
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Ich bedanke mich für eure Antworten.

Erstmal: Um den Kreis der Heizungen geht es nicht, der ist ja in Ordnung (die obere Hälfte des Widerstands 240OHM), es geht nur um den Kreis der Versorgungsspannung der Anoden, usw.

Werde dann wohl erstmal testweise einen Widerstand zwischenschalten, anschließend erstmal schauen, was der Gleichrichter sagt, eventuell muss hier ja sowieso noch nachgebessert werden.

Eine Lösung mit Widerstandsdraht scheint es scheinbar nicht zu geben. Nun gut, eventuell kommen noch ein paar Antworten, die Kondensatoren sind eh noch nicht da.


MfG Jürgen


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BeitragVerfasst: Mo Jan 27, 2025 23:35 
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Den reinen "Gleichstromteil" des 7W2 (160 Ohm) würde ich separat mit etwas höherem Wert wegen der 230V ersetzen. Wenn Selen gegen Si ausgetauscht wird, würden es vermutlich um 200-250 Ohm werden und irgendwo um 5-7W sollten reichen. Da gibt es preiswerte (Zement-)Widerstände. Experimente mit Widerstandsdraht würde ich nicht machen. Der alte 7W2 bleibt ja und beim Netzteil bin ich nicht unbedingt für 100pro Original-Erhalt. (Solange es kein Schaltnetzteil wird)

Ich halte mich dann weiter raus, lese mit und drücke die Daumen.
Gruß Peter

(PS War neugierig, weil .... meine erste Taschengeld-Reparatur als Schüler Mitte der 50er war der Austausch eines solchen Serienwiderstandes, Vorkriegsradio als Familienandenken mit zwei oder drei U-Röhren sollte erhalten werden und funktionieren. Original-R war nicht mehr zu beschaffen und total abgefackelt. Mit dem Thread kamen Erinnerungen hoch ........ Heute fasse ich Allstrom nicht mehr an, weil ich die an Dritte nicht mehr weiter gebe und selber kein Sammler bin. Die erste "OP" vergißt man einfach nicht.)


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