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 Betreff des Beitrags: Nordmende Rigoletto 55
BeitragVerfasst: Fr Mär 14, 2025 19:57 
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Kleiner Reperaturbericht Nordmende Rigoletto 55

Ich hatte mir im Frühjahr letzten Jahres einen Nordmende Rigoletto mit Peilantenne für kleines Geld gegönnt, eigentlich zum Ausschlachten. Vor ein paar Wochen habe ich mir diesen mal angenommen.
Folgender Zustand war gegeben: die Lackierung vom Gehäuse rissig, oben auf dem Gehäuse ein
runder Abdruck von der obligatorischen Blumenvase mit kleinen hellen Stellen und mit Abplatzungen vom Klarlack, Lautsprecherstoff gut und intakt, Radio war sonst komplett.

Folgende mechanischen Fehler gab es zu beheben, der Skalenzeiger war auf der Laufstange festgerostet, Lautstärkeregler und Bassregler waren ebenfalls fest, diese konnten ohne Demontage und Zerlegung gangbar gemacht werden. Den Bassregler konnte ich noch mit Spray behandeln, die Regler für Lautstärke und Höhen sind gekapselt und so konnte ich diese nicht absprayen was sich später als unprblematisch heraus stellte. Kein Kratzen beim verstellen hörbar.
Das Halteseil mit dem Pergamentpapierbogen lag hinter der Scalenscheibe, Seil gerissen.

Jetzt ging es an die Elektronik. Da alles stark verschmutzt war, musste ich ersteinmal gründlich und zeitaufwendig reinigen. Ich habe danach den schwarzen Säulengleichrichter und den Lade- und Siebelko entsprechend neu befüllt. Dann kam die Kondensatornummer. Diesmal habe ich mir die Mühe gemacht und die „ alten “ Kondensatoren mit neuen befüllt oder neue Kondensatoren auf alt getrimmt, mit Etiketten drucken etc. Bis auf zwei Kondensatoren, die ziemlich verborgen sitzen, ist mir das auch soweit gut gelungen. Ich habe immer nur zwei ausgebaut, neu getrant und wieder eingebaut, was auch sehr zeitaufwendig war.

Dann kam der grosse Moment. Nach nochmaliger Sichtprüfung einschalten über Vorschaltlampe.
So wie es soll war diese kurz hell danach glimmte sie nur noch, also kein Kurzschluss. Nichts ungewöhnliches wurde festgestellt, aber leider kein Ton oder Rauschen aus dem Lautsprecher.
Dann habe ich ohne Lampe versucht, Aufnahme 110 mA soweit gut aber kein Ton. Spannungen am Lade- und am Siebelko erstmal soweit ok 274 V und 216 V, Kathodenspannung an der EL 84 lief hoch bis 6,6 V dann Radio wieder aus gemacht. Ich wollte nicht so lange an lassen. Ausgangsübertrager durchgemessen ( Ohmmeter ) nichts ungewöhnliches. Beim Radio war ein originaler Schaltplan mit den Werten vom AÜ dabei, das hat mir geholfen. Danach habe ich eine neu EL 84 versucht, wieder kein Ton.
Nun habe ich auf TA geschaltet. Mit einem Prüfkabel habe ich dann angefangen abzutasten. An der Anschlussbuchse TA kein Ton, dann war ich am Gitter der EL 84 und es brummt, Anode EABC 80 und brummt, Gitter an derselben und brummt Kondensator zwischen Gitter EABC 80 und LS Regler Ausgang brummt und am Eingang zum LS kein Ton. Aha, warum ? Den hatte ich doch mitsamt dem 10 MΩ ersetzt. Die sitzen zusammen in einem Gehäuse. Ich habe nochmals die Kondensatoren rund um den LS Regeler und den Höhenregler überprüft und auch die Verschaltung, aber alles gut.
Dann ist mir ein kleiner 50 pF Styroflex aufgefallen der zwischen mittlerem und linkem Pin des LS Regeler sitzt. Den hatte ich ich mit dem Lötkolben etwas maltretiert. Da ich keinen Styroflex mit diesem Wert hatte, habe ich einen keramischen eingebaut. Jetzt Radio wieder an und jetzt Brumm von der TA Buchse. Ich habe dann die Antenne angeschlossen auf UKW gedrückt und das Radio läuft. Was es letzt endlich war kann ich nicht sagen, vielleicht ein Kurzschluss den ich beim Austausch den kleinen Kondensators beseitigt habe ? Mir war nichts aufgefallen.

Nach dem Messen der Spannungen habe ich mich entschlossen, einen 330 Ω 10 W Widerstand in dir Minunsleitung vom Gleichrichter zum Chassis einzubauen. Es haben sich folgende Spannungen, gemessen an der Eingangsspannung von 235 V ~ , eingestellt:



Elko1 soll 255V ist 242V, Elko2 soll 200V ist 209V, Anode EL 84 soll 235V ist 228 V,
Kathode nach 30 Minuten Spielzeit 5,7 V,Anode EABC 80 soll 55V ist 66 V,
Anode EF 85 soll 195V ist 197V, Anode ECH 81soll 190V ist 205 V,
Heizspannung 6,2 V.

Die EM 80 ist schwach auf der Brust, man sieht sie nur leuchten bei abgedunkeltem Raum. Alle anderen Röhren sind ebenfalls
die alte vorhandene Bestückung.

Das Radio hat jetzt über zwei Stunden gedudelt ohne Probleme. Die Themperatur der
EL 84 habe ich noch gemessen und bin auf 95 Grad direkt am Glaskolben gekommen,
ich weiss nicht ob das gut ist.

Das Gehäuse habe ich, wären das Radio lief, gereinigt und mal etwas aufpoliert. Mal sehen wie es morgen aussieht. Es ist halt stark rissig. Ich glaube ich werde das Gehäuse so lassen und noch die Messingteile aufpolieren. Die Goldstreifen haben auch Unterbrechungen und fehlen an zwei Stellen.

P.S.Das Bild mit dem Komplettradio ist der Kaufzustand!

Schönes Wochenende :hello:

Gruß Alexander


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 Betreff des Beitrags: Re: Nordmende Rigoletto 55
BeitragVerfasst: Fr Mär 14, 2025 20:13 
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Das ist doch top, herzlichen Glückwunsch zur Reparatur!
Ehrlich gesagt finde ich die gezeigte Frontansicht des Radios so gut dass ich da nichts weiter machen würde - Patina! Den obligatorischen Blumenrand könnte man versuchen mit Möbelpflege abzuschwächen. Eine komplette Aufarbeitung würde ich nur bei einem wirklich unansehnlichen Gehäuse in Betracht ziehen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Nordmende Rigoletto 55
BeitragVerfasst: Fr Mär 14, 2025 20:35 
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Styroflexkondensatoren sind hitzeempfindlich. Wenn man mit dem Lötkolben darankommt, passiert es leicht, dass sie einen Kurzschluss bekommen. Ich denke, das ist in Deinem Radio passiert. Der Kondensator schloss den Schleifer des Lautstärkepotis mit dem "kalten" Anschluss des Lautstärkepotis kurz, der über einen niederohmigen Widerstand (100 Ohm) an Masse liegt. Klar, dass dann kaum noch etwas zu hören ist.

95°C sind bei der EL84 im normalen Bereich. Denn es ist eine Endröhre, in diesem Radio tritt in der Endröhre eine Verlustleistung von 12,5W auf, die als Wärme abgestrahlt wird. Diese Wärmemenge reicht durchaus für einen kleinen Lötkolben aus.

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Nordmende Rigoletto 55
BeitragVerfasst: So Mär 16, 2025 18:03 
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Hallo Countryman,

das Foto mit dem Komplettradio ist schon geschmeichelt, trotzdem danke für’s Kompliment. Die hellen Stellen habe ich bereits mit Klarlack ausgetupft, später wird aufpolliert. Das Gehäuse geht nocht, ist zwar rissig aber mindestens neuer Klarlack müsste man dann machen. Möchte ich noch nicht. Ich werde alles aufpollieren auch Messingteile und so, mal sehen wie es dann ausschaut. Das Radio war wirklich nicht schön und eigentlich wollte ich es um zu lernen und sogar zum schlachten. Jetzt ist doch noch etwas draus geworden. Ich war etwas enttäuscht wo es dann lief, dazu unten mehr.

Hallo Lutz,

ich habe dem kleinen Styroflex nur etwas den Hintern angeschmurgelt. Nach dem Ausbau hatte ich 53 pF gemessen. Also im grünen Bereich. Ich müsste nochmal messen und die Anschlussbeinchen mal bewegen ober der dann einen Kurzschluss macht. Deine Vermutung ist sehr schlüssig.

Wie oben beschrieben bin ich etwas enttäuscht, da ich ein Radio haben wollte das nicht so schnell
zum spielen zu bewegen ist. So hatte es auch äusserlich ausgesehen. Das mit der kurzen Fehlersuche hat mir schon Spass gemacht.

Ich bin erst seit 1 ½ Jahren dabei Radios instand zu setzten. Ich habe schon eine elektrotechnische
Ausbildung ( irgenwann mal u.a. Kfz Elektiker gelernt, vor kurzem kleine Ausbildung für HV Fahrzeuge gemacht) aber natürlich kein Radiofachmann und nicht so durch wie Ihr.

Momentan gestaltet sich das Reparieren der Radios bei mir so:

- Potis und Tastensätze reinigen Transistor- und Röhrengeräten gleich,
- Kondensatortausch nur bei Röhrenradios, ausser Ratioelko bei allen,
- Gleichrichter, Lade- und Siebelkos tauschen neu befüllen nur Röhrengeräte, einmal habe ich einen formiert und ist gut gegangen,
- Schaltpläne besorgen und „ Studieren “, vor dem „in Betrieb nehmen“ diverse Strompfade durchmessen mit dem SP und den Bauteilwerten auf Schlüssigkeit prüfen, ist wir wichtig !
- Spannungen und Ströme prüfen ggf bei Röhrengeräte Vorwiderstand bestimmen und einbauen
- natürlich mechanische Defekte und optische Sachen, Gehäuse etc. in Ordnung bringen

Das waren nach 10 Radios, Röhre und Transistor halbe halbe, so die Fehler. Noch dabei,einmal Endstufentransistoren erneuert, durch Herumbastelei wieder den Strom in die richtige Richtung geleitet, einige Fehler im NF Bereich. So langsam wird es langweilig.

Ich hätte mal gerne einen Fehler in der HF Richtung gehabt. Kommt ja vielleicht noch. Vielleicht habe ich ja irgend welche HF Fehler bei meinen Radios und merke es nicht. Die die UKW können, laufen eigentlich gut. Was soll ich da wo rumdrehen? Das alte Mainau hat noch Rimlock Röhren, da ist der UKW Empfänger bauartbedingt halt schwächer als die „neueren“. Gut, beim dem Mainau hatte ich zwei Röhren getauscht dann war UKW viel besser, aber trotzdem gingen die alten Röhren immer noch. Und so wie der Rigoletto, der würde bestimmt noch besser gehen, wenn ich neue Röhren spendieren würde ?!? Will ich aber nicht. Ratiospannung ist bei max. -16 V. Ich habe einen Haufen Sender und die laufen klar und gut. Soll ich denn da was machen ?


In den AM Bereichen ist auf LW bei mir nichts zu empfangen, in der Nacht auf KW mal irgendwas und auf MW nur Schaltnetzteile oder Fritzboxen gejaule. Ausser mein kleines Senderlein, das ich in die Nähe der Antennenbuchse einstöpsle. Das bringt mit etwas MW feeling. Also müssten die Empfänger auf MW auch intakt sein, wenn die das empfangen. Oder braucht man für AM Hochantenne etc. um in der Nacht was zu empfangen. Und was bekommt man da noch rein ?

Ich denke in Bezug auf HF lässt sich da bestimmt noch was bei meinen Geräten optimiern, aber ich will mir nichts versauen. Steht ja genug im Forum mit verstellten Ozilatoren und abgebrochenen Kernen etc. Solange die Geräte so gut spielen, lass ich erstmal die Finger weg.

Ich wünsche Euch einen schönen Restsonntag!

Gruß Alexander


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 Betreff des Beitrags: Re: Nordmende Rigoletto 55
BeitragVerfasst: So Mär 16, 2025 18:34 
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Was die Ferritantenne auf MW einfängt hängt stark von der Umgebung ab, in einem Gebäude mit starker Dämpfung und vielen Störern wird auch nachts kaum etwas sinnvolles rauskommen. Man muss ehrlicherweise sagen dass auch bei guten Bedingungen und mit Hochantenne keine besonders hörwürdigen Sender mehr reinkommen. Da ist der Heimsender schon eine gute Lösung um die Geräte zu bespielen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Nordmende Rigoletto 55
BeitragVerfasst: Mi Mär 19, 2025 20:43 
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Registriert: Do Jan 25, 2024 16:36
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Hallo Radiogemeinde,

so , ich habe meinen Rigoletto fertig. Ich bin soweit zufrieden, was alles aus einem Schlachter werden kann ...

Schönen Abend!

LG Alexander


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