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 Betreff des Beitrags: Überholung eines DKE 38
BeitragVerfasst: Fr Jun 25, 2010 20:58 
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Ein Bekannter brachte mir am vergangenen Wochenende einen DKE 38 (hergestellt von Philips) mit der Bitte, diesem wieder Töne zu entlocken.

Die erste Sichtprüfung ist vielversprechend: Das Gerät ist komplett und unverbastelt, das Gehäuse weist praktisch keine Beschädigungen auf. Nur das Netzkabel ist in einem Zustand, in dem man es nicht an Spannung legen sollte: in der noch intakten Stoffisolation ist die Isolation der einzelnen Litzen völlig zerbröselt, so dass sie teilweise über mehrere cm blank nebeneinander liegen. Ähnlich sehen auch die Kabel zum Lautsprecher aus.

Also erstmal das Netzkabel wechseln. Vor längerer Zeit habe ich auf einer Haushaltsauflösung für wenige Cent ein altes Verlängerungskabel mit genau so einer braunen Stoffisolation gekauft. Das bekommt nun eine neue Aufgabe.

Nun das Gerät in Betrieb setzen. Netzschalter funktioniert, Stromaufnahme normal, Röhren heizen. Sieht alles gut aus. Nach etwa einer Minute fängt der Lautsprecher an zu brummen. Etwas lauter als normal, aber mal sehen. Erstmal Antenne und Erde dran und an den Knöpfen spielen. Und - das erste Erfolgserlebnis: Die beiden Ortssender auf Mittelwelle sind einwandfrei zu empfangen. Senderwahl und Rückkopplung funktionieren einwandfrei. Die VCL11 hat keine Mikrofonie und keine Aussetzer beim Anklopfen. Nur die Lautstärke könnte besser sein, und das Brummen stört.

Deshalb die beiden 4 µF-Siebelkos geprüft. Der eine hat sogar noch ungefähr seine Sollkapazität, aber einen riesigen ESR. Der andere hat nur noch wenige nF. Dafür haben beide aber Isolationsfehler. Also ausbauen, ausleeren, neue Elkos rein und wieder mit Teer vergießen. Nun ist das Brummen fast weg und die Lautstärke gut. Vollständigkeitshalber habe ich auch noch die anderen Kondensatoren geprüft, erstaunlicherweise sind diese nach über 70 Jahren noch in Ordnung! Das erlebe ich nicht zum ersten Mal bei einem Philips-Gerät aus dieser Zeit.

Jetzt hört man deutlich, dass der Ton verzerrt ist. Ursache ist der 600 Ohm-Regelwiderstand im Minuszweig der Anodenspannungsversorgung, mit dem der Arbeitspunkt der Endröhre eingestellt wird. Der ist an einem Ende verbrannt und hat deshalb etwa 3 k Ohm. Netterweise hat man 1938 die Vernietung am anderen Ende der Widerstandsbahn nicht eingespart, und so konnte ich den einen Anschluss auf das andere Ende umlöten und die Funktion damit wiederherstellen, nur mit umgekehrtem Drehsinn.

Die Verzerrungen sind jetzt auch weg. Ich glaube, ich habe bisher keinen DKE in den Fingern gehabt, der so gut spielt. Die Röhren müssen noch sehr gut sein (leider kann ich diese Typen auf meinem Röhrenprüfgerät nicht testen). Mein Bekannter kann sich wirklich freuen.

Nun noch die Kabel zum Lautsprecher erneuern. In einer der Wühlkisten habe ich dafür noch ein Stück stilechte Litze gefunden. Und den Lastwiderstand befestigen, der die ganze Zeit freihändig auf dem Pertinaxchassis balancierte.

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Überholung eines DKE 38
BeitragVerfasst: So Jun 27, 2010 13:15 
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röhrenradiofreak hat geschrieben:
Ein Bekannter brachte mir am vergangenen Wochenende einen DKE 38 (hergestellt von Philips) ......Ich glaube, ich habe bisher keinen DKE in den Fingern gehabt, der so gut spielt. ...
Lutz



Hallo Lutz,

auch wenn Du die Röhren nicht prüfen kannst:
mich würde interessieren, von welchem Hersteller die VCL11 war.

Mein Frage zielt in eine bestimmte Richtung: vor ungezählten Jahren bin ich mal mit einem alten Schreiner ins Fachsimpeln geraten. Er verstand zwar nichts von Radios, aber er erzählte mir, dass er früher mal "so einen ganz kleinen Volksempfänger" besaß (es war ein DKE). Bei dem war mal eines Tages Funkstille wobei "die große Röhre" getauscht wurde. "Und was soll ich Ihnen sagen", meinte er, "nachdem da eine Philips-Röhre 'reinkam, spielte der nochmal so gut".

Fiel mir spontan wieder ein, als ich Deinen Bericht las.

k.

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BeitragVerfasst: So Jun 27, 2010 14:27 
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Die VCL 11 in diesem Gerät ist von Telefunken. Wann sie produziert wurde, weiß ich nicht. Sie hat eine antrazitfarbene Beschichtung. Ein Hakenkreuz, ein Reichsadler oder die Abkürzung D.R.P. sind nicht aufgedruckt.

Die Bemerkung zu der besseren Funktion mit der ausgetauschten Röhre wundert mich nicht. Vermutlich war ihre Vorgängerin mehr oder weniger verbraucht, und das nicht erst seit gestern, so dass sich der Besitzer langsam an die nachlassende Leistung gewöhnt hat. Dann hat er natürlich mit einer neuen Röhre, egal von welchem Hersteller, den subjektiven Eindruck, das Gerät spiele besser als jemals zuvor.

So etwas habe ich schon öfter erlebt. Zum Beispiel, wenn ich in den 80er Jahren bei einem Fernseher die matschige Bildröhre ausgetauscht habe. Oder vor kurzem sogar bei einer Fernbedienung, deren Kontakte auf der Platine und an der Gummimatte ich gereinigt habe. Der Besitzer meinte dann, sie funktioniere besser als im Neuzustand. Daran habe ich einige Zweifel.

Lutz


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: So Jun 27, 2010 20:59 
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Da auf deiner VCL11 kein Pleitegeier drauf ist, würde ich sagen, die ist nicht original. Es scheint ein Nachkriegsmodell zu sein.

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Gruß Stephan

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BeitragVerfasst: Mo Jun 28, 2010 18:58 
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Die Röhre ja, das Gerät nicht, das ist mit den Symbolen versehen, die ab 1945 nicht mehr opportun waren. Die Schaltung ist völlig identisch zu meinem Schaltplan des DKE 1938, also wird es bis auf die Röhre(n) ein originaler DKE 38 sein.

Lutz


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BeitragVerfasst: Do Jul 01, 2010 17:26 
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Ich meine ja auch die Röhre. Kannst du mal Fotos hoch laden?

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Gruß Stephan

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BeitragVerfasst: Do Jul 01, 2010 20:05 
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Sorry, nicht mehr. Das Gerät ist nicht mehr hier und ich habe es, wie immer, versäumt, Fotos zu machen.

Lutz


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