Hallo Beromünster,
danke für Deine Ausführungen! Sie waren für mich sehr wertvoll.
Der riesige Siemens-"Breitbandlautsprecher" (36 x 22 cm) entpuppte sich - zumindest an einem Transistorverstärker - ale eine Art sehr großer Mitteltöner mit enormem Wirkungsgrad. Bei einem Watt bereits eine ohrenbetäubende Lautstärke, aber er müsste um Hoch- und sehr großen Tieftöner ergänzt werden. Diese Hoffnung hatte sich für mein Radio also schon einmal erledigt.
Wegen Deines Tipps mit den Billig-Röhren etc. hatte ich folgende Versuche mit einem NAD C370 - Verstärker, den ich an die scheinbar defekten Lausprecherchassis angeschlossen habe und einem Wattmeter gemacht (alle ohne die Elektrostaten):
Nur Frontlautsprecher, Musikprogramm SWR3 (ist ja eh schon bassüberhöht):
Überraschenderweise alles bestens! Selbst bei 10 db überhöhtem Bass (Röhrenradiobedingungen, denn die meisten drehen den Bass ja kräftig rein, sonst fällt der Frequenzgang im offenen Gehäuse im Bass zu früh ab) verträgt er locker 8 - 10 Watt in den Spitzen, bei erstaunlich gutem Klang. Von "Ploppen" keine Spur!
Seitenlautsprecher in Originalschaltung, aber ohne Hauptlautsprecher: einwandfrei
Haupt- und Seitenlautsprecher in Originalschaltung: Der Bass neigt dazu, sich "aufzuschwingen", ähnlich dem "Ploppen" an der originalen Röhrenendstufe, nur am NAD C370 viel schwächer ausgeprägt, das Klangbild wird außerdem deutlich "müder" und "gebremster".
Als Vorbereitung für die weiteren Schritte: Seitenlautsprecher in Originalschaltung, davor 5 Ohm - Vorwiderstand in Reihe, ohne Hauptlautsprecher: diese klingen jetzt breitbandiger (z.B. mehr Höhen) als ohne Vorwiderstand, Bässe trotz nun schlechterer Dämpfung durch die Endstufe subjektiv etwas weicher und tiefer, aber keineswegs schlechter. Der Vorwiderstand frisst zwar Leistung, ist aber nötig (s.u.) und macht sich hier klanglich positiv bemerkbar.
Originalgeschaltete Seitenlautsprecher mit einem Vorwiderstand von 5 Ohm versehen, diese nun parallel (!) zum Hauptlautsprecher: Der Gesamtwiderstand liegt nun bei etwa 3,5 Ohm (eher etwas darüber), also kaum unter den 3,9 Ohm, die mit am Grundig 5080 angeschlossenem Zweitlautsprecher von "etwa 7 Ohm" erreicht werden.
Bei dieser Kombination habe ich nun das Lied "Le Griot" von Mory Kante von CD genommen. Es hat kräftige, satte, impulsive Bässe, ist jedoch frei von extremem Tiefbass, den sowieso nur ein Subwoofer voll hörbar machen könnte. Die Bässe habe ich etwa um 5 bis 6 dB reingedreht.
Ergebnis: die Kombination ist so mit 20 Watt belastbar, klingt dabei gut und erzeugt richtig druckvolle (tatsächlich!) Bässe. Von Ploppen oder irgendwelchen Schwächererscheinungen keinerlei Spur.

Von "aufgeweichtem" Bass übrigens auch nicht.
Der Hub der Hauptlautsprechers ist problemlos genauso kräftig, wie ich es damals zu Schülerzeiten bei dem gewaltigen Grundigradio gesehen hatte, dass locker einen 50 m² - Raum bestens beschallt hatte (das war Gerät noch größer gewesen als dieser Grundig 5080).
Nun die Frage - wie verhält sich diese Schaltung (mit Elektrostaten, von denen ja einer kaum noch zu hören ist) an der Original-Röhrenendstufe?
Nun, der noch spielende Elektrostat ist im Verhältnis zu den anderen Lautsprechern jetzt noch leiser geworden, da muss ich mir etwas einfallen lassen. Dass die Seitenlautsprecher nun etwas mehr Höhen liefern, ist sehr angenehm.
Aber - das "Ploppen" ist jetzt komplett weg!!
Oldies, Popmusik z.B. - stundenlanges Hören ist kein Problem und macht nun richtig Spaß! Mit den fünf Klangreglern kann man schnell ein angenehmes Klangbild einstellen - und auch mal spaßeshalber die Bässe voll reindrehen (das ist aber gar nicht nötig und höchstens bei sehr geringer Lautstärke sinnvoll).
Die Anschlussbuchsen für den Zweitlautsprecher habe ich nun auf dem Chassis mit schwarzem Isolierband zugeklebt.
Wenn ein Spezialist wie Eike Grund das Gerät von Grund auf auf Schwachstellen in der Elektronik untersuchen würde, könnte der Klang wohl nochmals zulegen (weitere Reduzierung des Klirrfaktors, der beim Röhrenradio natürlich viel weniger stört, da es sich v.a. um K2 handelt).
Wer weiß, vielleicht ist die m.E. beachtliche Klangverbesserung ja auch dadurch zu Stande gekommen, dass beim Bewegen des Geräts zufällig ein Wackelkontakt "geradegerückt" wurde.
Deine Lösung mit den hochwertigen Ersatzlautsprechern in Deinem Grundig 5080 finde ich sehr pragmatisch und wirklich gelungen - zumal sich der Originalzustand ja auch wieder herstellen lässt. So nutzt Du seinen ausgezeichneten Empfang und den sehr guten Klang seines Röhrenverstärkes voll aus, zumal ja das Wunschklangregister sehr schön zum Optimieren des Klanges eingesetzt werden kann.
Der Schaumstoff am Rand der Lautsprecher ist bei meinem Grundig 5080 zumindest bei den Seitenlausprechern auch zerfallen, aber glücklicherweise nicht in den Luftspalt der Schwingspule geraten. Wenn ich ihn ersetze, dürften die Bässe nochmals zulegen.
Der große Isophon-Frontlautsprecher in Deinem 5080 erinnert mich an den, der in meinem Nordmende Tannhäuser 59 S sitzt. Deiner wirkt fast noch ein wenig größer.
Vielen Dank noch einmal für Deine Ausführungen, die mich zu obigen Versuchen "inspiriert"

haben, und viele Grüße von
Markus