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BeitragVerfasst: Di Mär 04, 2008 21:36 
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Registriert: Mi Okt 11, 2006 20:11
Beiträge: 70
Hallo Forum,
nachdem mein Blaupunkt M51W schon eine ganze Weile im Keller rumstand, bin ich ich nun endlich dazu
gekommen das Teil wieder in Stand zu setzen. Das Radio hatte ich vor einiger Zeit bei eBay gefunden.
Ich suchte nach einem Gerät aus der Anfangszeit des UKW Rundfunks, dass aber trotzdem einigermaßen gute
Empfangseigenschaften in diesem Band haben sollte. Besonders auffällig fand ich die Röhrenbestückung.
EF80, ECH41, EBF15, EF15, EAA11, EM11, EL11 und als Gleichrichter ein AZ11. Noval, Rimlock, Stahl....
alles dabei. Die Röhren EF15 und EBF15 sind speziell für UKW entwickelte Stahlröhren mir großer Steilheit.

Das Radio wurde als relativ gut erhalten, aber ohne Funktion angeboten. Im wesentlichen stimmte das sogar.
Nur die 3 Stahlröhren hatten irgendwann mal einen Liebhaber gefunden, die fehlten nämlich. Nach einiger Suche
wusste ich auch warum, die Typen EF15,EBF15 wurden nicht sehr oft verwendet und sind deshalb nicht mehr
so leicht zu bekommen. Naja, bis auf den Lack sah sonst eigentlich alles noch einigermaßen aus.

Die Röhren habe ich mittlerweile bekommen, so das die Reparatur nun losgehen konnte. Der erste Schritt war
erstmal das zerlegen des Radios. Das Gehäuse muss geschliffen werde, außerdem liegt im Gerät der Dreck der
letzten 50 Jahre. Nach grober Reinigung habe ich mich dann entschieden erst mal mit der Reparatur der Elektronik
anzufangen. Wie bei den meisten alten Radios, dieses ist Bj. 1951, machen auch hier die Papier isolierten C's
die meisten Probleme. Mit Ausnahme des kombinierten Sieb-/Ladekondensators waren praktisch alle anderen
C's und Elkos unbrauchbar geworden. Vor dem entsorgen habe ich noch mal ein Bild von den ausgebauten C's
gemacht. Das ist ein ganz schöne Menge....

Bild

Neben der eigentlichen Reparatur ist bei diesem Gerät natürlich auch die Implementierung des UKW Teils interessant.
Im HF Teil des Radios sind zum Glück durchgehend Glimmer- und Keramikkondensatoren verbaut. Die Reparatur
beschränkte sich in diesem Teil auf das auswechseln eines defekten Widerstands in der Antennenzuführung des AM
Teils.
Im UKW Eingangsteil des Radios arbeitet ein Röhre EF80 als nicht abgestimmter HF Vorverstärker. Als Mischstufe
arbeitet die ECH41 in multiplikativer Mischung, genau wie bei den AM Bereichen. Abgestimmt wir das Ganze mit
Hilfe von zwei miteinander gekoppelten Variometern. Eins für den Vorkreis und eins für den Oszillator.
In den folgenden Bilder habe ich mal einige Bauteile des HF Teils markiert. Mann kann schön erkennen wie man am
Anfang der UKW Ära sowas aufgebaut hat.

Bild

Hier die Vor und Oszillatorkreise des AM Teils...

Bild

Bild

Und der Schaltungsauszug...

Bild



Fortsetzung folgt...

Holger


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BeitragVerfasst: Do Mär 06, 2008 1:10 
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Beiträge: 3177
Wohnort: bei Koblenz
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Hallo Holger!

Wirklich ne nette Kiste. Ich bin ja selber auch ein Fan von frühen UKW-Geräten. Alles was noch keine ECC85 im Tuner hat finde ich interessant.

Die Röhrenbestückung ist wirklich ziemlich kurios. Geräte mit so einem ähnlichen Röhrenmischmasch habe ich auch 2, auch wenn nur Glasröhren mit Stahlröhrensockel.
Heroton H894W: EF80, ECH42, EF85, EAF42, EABC80, EL11, EM11
Ein weiterer hat sogar Noval, Rimlock, Stahl und Außenkontaktsockel vereint:
Saba Bodensee 52: 2x EF80, ECH42, EBF80, EB41, EF40, EL12, EM4

Freue mich schon auf die Fortsetzung des Berichtes! :D

Gruß Christopher :)

_________________
Administrator http://www.dampfradioforum.de


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BeitragVerfasst: Do Mär 06, 2008 21:01 
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Beiträge: 9911
Wohnort: östliches Niedersachsen
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Hallo Holger,
ich besitze ein Saba Lindau W 52, das sieht auf den ersten Blick in dem von Dir dargestellten Schaltungsteil sehr ähnlich aus. Wesentlicher Unterschied: statt der ECH 42 ist eine ECH 11 verbaut, und diese dient bei UKW nicht als Oszillator- und Mischstufe, sondern als 1. ZF-Stufe. Die EF 80 ist eine selbstschwingende UKW-Mischstufe. Und die Demodulation erfolgt durch einen Flankengleichrichter nach der 2. ZF-Stufe (EBF 15), wobei durch zwei Drähte, die man auseinander- bzw. zusammenbiegen kann, nach Art eines Audios die Verstärkung der 2. ZF-Stufe erhöht werden kann.
Bei diesem Gerät ist der UKW-Empfang nicht berauschend.

Lutz


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BeitragVerfasst: Do Mär 06, 2008 21:51 
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
Wohnort: Göppingen
Hallo Holger,

hast Du auch mal daran gedacht, die ausgebauten Kondensatoren zu "entkernen" und in den leeren Hüllen die neuen Kondensatoren unterzubringen? So zur Tarnung gewissermaßen. Um das "alte Äußere" beizubehalten.

Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Do Mär 06, 2008 22:47 
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Hallo zusammen,

diese Kondensatoren aus Blaupunktgeräten kenne ich auch noch von meinem TV und Röhrenradiokombi. Also die konnte ich damals nicht neu befüllen da die enden mit einer Pertinaxscheibe verpresst waren. Die Kondis sehen genauso aus. Ist nun die frage ob man da was machen kann. Schon interessant was für Schaltungen es gab. :wink:

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--->lg Basti

--->Freund der glühenden Glasrollen<---
--->Schönste Geräte aus der Sammlung:
--->Lorenz Konzertmeister GW Bj.35<---
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BeitragVerfasst: Sa Mär 08, 2008 19:56 
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Registriert: Mi Okt 11, 2006 20:11
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Daran gedacht habe ich schon. In Einzelfällen, z.B. wenn ein C prominent auf der Chassis Oberseite sitzt, würde ich das auch machen. Generell ist mir das aber zu aufwendig. Einige Sammler legen auch die ausgebauten Teile in einem Tütchen mit ins Radio. Das mache ich auch nicht. Bei mir wandern die alten Dinger in den Müll. Es ist aber immer eine Abwägung wie viel Arbeit man sich letztlich machen möchte.

Stimmt übrigens, die Blaupunkt C's haben eine Aluminium Hülle die an den Seiten um eine Pertinaxscheibe gebördelt ist. Man könnte natürlich mit einer Drehbank eine Seite abdrehen. Aber das ist mir zu viel Aufwand.

Holger


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BeitragVerfasst: Mi Mär 12, 2008 22:14 
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Registriert: Mi Okt 11, 2006 20:11
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So, der Lack ist erst mal ab. :D Bis auf eine kleine Stelle, ist das Furnier ist noch tadellos erhalten.
Noch ein bisschen Feinarbeit und das Teil kann lackiert werden.

Bild

Interessanterweise hat das Radio schon einen eingebauten Gehäusedipol. Bei Geräten der UKW Anfangszeit habe ich das bisher eher selten gesehen.
Es ist allerdings nicht die normale Ausführung aus 240Ohm Antennenkabel, sondern ein kustvoll aus Kupferdraht gebogenes Gebilde. An den Dipolenden sind jeweils Kurzschlußbrücken eingelötet. Ich habe hier mal ein Bild davon gemacht. Hat jemand eine Idee, warum diese aufwendige Konstruktion gewählt wurde?

Bild

Holger


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BeitragVerfasst: Do Mär 13, 2008 2:18 
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
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Hallo Holger,

das scheint ein Faltdipol zu sein. Die "Kurzschlußbrücken" verkürzen den Dipol. Denkbar, daß dadurch eine Abstimmung stattgefunden hat.
An dem zweiten, kürzeren Drahtstück rätsle ich noch. Sowas habe ich ebenfalls noch nie gesehen. Ich werde aber mal versuchen zu recherchieren. Möglich, daß ich noch etwas herausfinde.

Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Fr Mär 14, 2008 23:52 
Hier noch ein Blick in eines der im Radio verbauten Kombi-Bandfilter.
Die oberen Schwingkreise bilden ein AM Bandfilter für 473kHz. Die unteren ein FM Bandfilter für 10,7MHz.
Bedingt durch die größere Frequenz fallen die FM Spulen und C's deutlich kleiner aus.

Bild

Interessant ist auch die Blaupunkt typische Bandbreitenumschaltung für die AM Bereiche. Um eine breitere
ZF-Durchlaßkurve zu erreichen, koppelt Blaupunkt die beiden Kreise im ersten Bandfilter zusätzlich kapazitiv
über einen 4pF C. Da sich die Resonanzfrequenz ohne diese zusätzliche Kopplung verschiebt, werden den
beiden Kreisen in Stellung schmal jeweils 10pF kompensations C's parallel geschaltet.
Der Knopf für die Bandbreitenumschaltung wir auch für die Klangregelung benutzt. Dreht mann den Klangregler
ganz auf Rechtsanschlag (Stellung hell), wir über einen Kontakt zusätzlich die 9kHz NF Sperre abgeschaltet.
Die 9kHz Sperre soll durch Nachbarsender verursachte (9kHz Kanalabstand) Pfeifstörungen unterdrücken.
Bei abgeschalteter Sperre können hohe Frequenzen entsprechend besser wiedergegeben werden.

Bild
Bild

Holger


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BeitragVerfasst: Sa Mär 15, 2008 0:30 
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
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Hi Holger,

könntest Du noch was zu den Gehäusearbeiten erzählen?
Mich würde folgendes interessieren:

a) Wie hast Du den Lack abbekommen? Abgebeizt? Abgeschliffen? Heißluft?

b) Womit wird neu lackiert? Und wie? Mit dem Pinsel? Spritzpistole?

c) Werden die Messingleisten mitlackiert oder abgeklebt?

Das wäre sicher interessant. :wink:


Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Sa Mär 15, 2008 21:40 
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Registriert: Mi Okt 11, 2006 20:11
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Bei diesem Radio ließ sich der alte Lack relativ leicht abschleifen. Um das Furnier nicht zu beschädigen,
mache ich das mit Schleifklotz und Sandpapier von Hand. Das ist zwar etwas mühsam und zeitaufwendig,
aber man merkt genau wann die Farbe runter ist und Holz kommt.
An verwinkelten Stellen, wo man mit dem Sandpapier schlecht hinkommt, entferne ich den alten Lack mit
einer Klinge. Gut funktionieren z.B. Ersatzklingen für Plastik Cutter Messer. (Abbrechklingen)

Den neuen Lack trage ich ganz simpel mit einem Pinsel auf. Als Farbe verwende ich seit längerem farblosen
Tischlerlack in hochglänzend. Den Tischlerlack habe ich vor längerer Zeit mal versuchsweise gekauft. Das
Ergebnis hat mir dann aber so gut gefallen, dass ich seit dem nichts anderes mehr verwendet habe. Ich trage
immer so 3 bis 4 Schichten auf, dann ist die Oberfläche normalerweise o.k. Man muss allerdings ein bisschen
aufpassen, das Zeug läuft relativ leicht.

Die Messingleisten sind bei diesem Radio in das Holz eingelassen, also eben mit dem Furnier. Original waren
die Leisten mit überlackiert, ich habe das auch wieder gemacht. Andernfalls würde das Messing mit der Zeit
anlaufen, was ja nicht unbedingt in Sinne des Erfinders ist.

Holger


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BeitragVerfasst: Sa Mär 15, 2008 22:48 
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
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Hallo Holger,

danke für den ausführlichen Bericht. Das ist sehr interessant.
Erst vor kurzem las ich mal eine Abhandlung über die früher verwendeten Lacke.
Da stand irgendwas, daß in der 30er Jahren die Lacke eine andere Zusammensetzung, - eine andere Grundlage hatten wie später in den 50er Jahren. Ich wurde da ziemlich verunsichert. Ich fragte mich dann, ob man sich auf das Herstellungsjahr bei der Zuordnung verlassen kann, oder ob man womöglich noch irgendeine Analyse machen muß.
Ich meine aber, es ging da eher um das Überlackieren, und ob sich die Lacke dann vertragen würden.
Ich sehe schon, das ist eine Wissenschaft für sich. :?

Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Sa Mär 22, 2008 20:15 
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Registriert: Mi Okt 11, 2006 20:11
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So, nun ist das gute Stück wieder fertig zusammengebaut und spielbereit.
Hier einige Bilder des fertigen Werkes....

Bild

Der Bezugstoff der Schallwand wirk etwas schmuddelig...naja ist ja auch über 50 Jahre alt.

Bild

Das Innenleben.... EL11 und AZ11 stammen noch aus der original Bestückung und haben gute Werte.

Bild

Ein interessantes Detail, ein Langwellensender "OSTZONE".

Bild



Holger


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BeitragVerfasst: Sa Mär 22, 2008 21:02 
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
Wohnort: Göppingen
Hi,

Klasse hinbekommen !! Ist wie neu. Gratuliere. :super:

Gruß

Rocco11


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BeitragVerfasst: Sa Mär 22, 2008 22:13 
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Registriert: Do Aug 18, 2005 17:40
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Wohnort: bei Koblenz
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Hallo!

Wirklich klasse Arbeit! Ist ein superschönes Gerät geworden! :super: :bier:

Gruß Christopher :)

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