Hallo,
ich stimme Fritz insoweit zu, daß die dauerhafte (!) Spannung in dem Bereich liegen sollte. Allerdings schadet auch deutliche Überheizung kurzzeitig nicht. Röhrenschaltungen sind generell sehr robust, überhaupt kein Vergleich mit moderner Halbleiter-Elektronik. Ein Transistor verkraftet zum Teil Überspannungen/-ströme nichtmal im µs-Bereich (SOAR-Diagramm, safe operating area), während Röhren minutenlang mit rotglühender Anode gefahren werden können, ohne daß sie defekt werden (vgl. Fehlersuche in s/w-Röhren-Tvs, fehlende Ansteuerung Zeilenendstufe). Auch dauerhafter Betrieb mit schlechtem Koppel-C und viel zu großem Anodenstrom wird oft von der Röhre auch längere Zeit verkraftet, nicht jedoch auf lange Zeit von den Wickelbauteilen (Übertrager). Die Vorstufenröhren interessiert überhaupt nicht, ob mal deutlich höhere B+ Spannung ansteht, über den Anodenwiderstand sind die weitgehend von jeglicher Gefahr aus der Richtung abgekoppelt..
Auch die Heizungen werden in dem Bereich (Fadentemperatur) betrieben, wo ein Durchbrennen recht unwahrscheinlich ist. Eine 6,3V-Röhre verkraftet für einige Minuten auch mal 9V, Bildröhren werden regelmäßig deutlich überheizt, um noch etwas Kathodenstrom herauszukitzeln... in den USA.. gabs dafür sogar kleine "brightener", die man dem Kunden für einige Tage oder Wochen reinbaute, bis die neue Röhre am Start war (mein youtuber-Kollege "shango066"... eine Empfehlung ! Gibts eigentlich noch den mexikanischen Radiosender "Guadalupe", der auch auf TV-Kanal 6 analog mit Standbild sendet ? ^^ sowas hätte ich hier auch gern).
Bei Überspannungen muß man zwischen "sehr kurzen" (surge) durch Schalthandlungen oder Blitz und längeren durch Last...Spannungsfall unterscheiden, "surge protectors" helfen nur gegen die "kurzen" surges (bis 100µs-Bereich), die längeren 60Hz-Überspannungen (Sekunden...Minuten) können sie nicht beherrschen, was auch logisch ist, die Energie würde sie zerstören...
Es gibt sog. "austomatische Konstanter" , die arbeiten mit Sättigungsdrossel und können rel. kurzzeitige Schwankungen ganz gut ausregeln, sicher gabs sowas auch in den USA/Mexiko.
Mein Fazit: Ich würde mir da bei einem Röhrenradio keine allzugroßen Gedanken um die Spannung machen, vielleicht mit einem Vorschalttrafo die Spannung vorsorglich etwas unter Nennwert reduzieren, das ist aber aus meiner Sicht nicht unbedingt erforderlich ! Überwachen wäre auch gut, mach ich auch manchmal in meiner Anlage (heute haben viele DMM eine min/max-Speichermöglichkeit)
Am ehesten wäre bei dauerhaft...länger z.B. 15...20% Überspannung ein Netztrafo in Gefahr (Sättigung, zu viel Primärstrom dadurch), nichts Anderes, o.k., die Skalenbirnen bei Parallelheizung verschleißen deutlich schneller.. das allein wäre mit einem Rv lösbar. Will aber auch nicht ausschließen, daß bei +15% Un mal eine empfindliche Röhre mit hohem Einschaltstrom der Heizung (dieses "helle Aufleuchten" im Einschaltmoment) mal Heizfadenbruch bekommt. Innerhalb +10% eher nicht !
Die modernen Transistorgeräte sind da deutlich empfindlicher, wobei die modernen Schaltnetzteile mit Weitbereichseingang wiederum sehr robust gegen deutliche Überspannungen wären: 90...250V ohne jede Umschaltung... Bei älteren Transistorgeräten wäre wiederum nur der Netztrafo oder ein älteres Schaltnetzteil, daß bei +20% defekt wird, ein Thema, oft hat man analog geregelte Netzteile, vor NF-Endstufen aber wieder nicht... usw.
Gruß Ingo
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