Hallo Röhrenfreunde,
Röhrenradios sind, allen Bedenken zum Trotz, sehr gut zum Empfang von digitalen Signalen auf Kurzwelle geeignet.
Ich möchte hier die Möglichkeit zum Empfang von Wetter-Fax vorstellen. Einige Kurzwellen-Freunde werden es kennen, aber die meisten wohl nur mit neuen PLL-Kurzwellen-Empfängern. Es geht auch mit Röhrenradios, und das ist gar nicht so furchtbar schwierig.
Dateianhang:
Graetz Musica 4R 417 Bild_klein.jpg
Der Deutsche Wetterdienst sendet mit 20 kW aus Pinneberg auf der Frequenz 7880 kHz ein Signal, das im Wesentlichen darin besteht, dass der Träger in der Frequenz um +/-425 Hz (also +/-0.425 kHz) hin- und hergeschoben wird. Für "Weiß" wird die Frequenz um 425 Hz erhöht, für "schwarz" um 425 Hz erniedrigt. In Pausen wird meistens "weiß" gesendet.
Wenn wir unser Röhrenradio mit einer guten langdrahtigen Außenantenne versehen haben und 7880 kHz eingestellt haben, werden wir vielleicht das Signal aus Pinneberg schon empfangen. Unsere Röhrenradios sind für AM ausgelegt. Das Signal wird uns vielleicht - nämlich bei guter Antenne - vom Magischen Auge angezeigt, aber wir werden im Lautsprecher wohl nichts rechtes davon hören können.
Wir wollen also (1) daraus einen hörbaren Ton machen, (2) den Ton wollen wir zu der Soundkarte eines Computers weiterleiten, (3) wir benötigen eine kostenlose Software zur Decodierung (4) die müssen wir zum Laufen bringen - und das war's schon.
Hörbar machen wir den Ton durch einen Oszillator, den wir zusätzlich zu unserem Röhrenradio benötigen. Es gibt zwei Möglichkeiten dafür. Der eine oder andere von Euch hat vielleicht einen Meßsender, der sich auf 450...475 kHz einstellen lässt. Dieser Messsender tut sehr gute Dienste. Wir modulieren ihn nicht, sondern speisen das Signal irgendwie in unser Röhrenradio ein. Meistens genügt es, ein gut isoliertes Stück Draht an den Ausgang des Meßsenders anzuschließen und diesen Draht in die Nähe des Antenneneingangs des Radios zu bringen. Empfangen wir den Pinneberger Sender, drehen wir solange an der Frequenz des Meßsenders, bis wir einen Ton hören.
Die zweite Methode erfordert ein anderes Röhrenradio, das wir neben unseren Empfänger stellen und auf Kurzwelle auf ungefähr 7880 kHz - 455 kHz = 7425 kHz einstellen. Der Oszillator dieses zweiten Röhrenradios erzeugt nun das ersehnte Pfeifen in unserem Empfänger; wenn wir ein klein wenig die Sendereinstellung hin- und herdrehen, werden wir schnell die richtige Einstellung finden.
Um den Pfeifton nun in die Soundkarte des Computers einzuspeisen, benötigen wir einen kleinen NF-Übertrager. Die Primärseite kommt an den Lautsprecherausgang oder an den für Tonbandaufnahmen gedachten Ausgang unseres Röhrenradios, mit dem wir den Pfeifton hören. Die Sekundärseitigen beiden Pole schließen wir an einen Klinkenstecker an, und der wird in die Eingangsbuchse der Sondkarte des Computers gesteckt. Bei Windows-10-Rechnern neuer Bauart müssen wir möglicherweise noch einen Widerstand von 10 kOhm in Serie schalten, denn erfahrungsgemäß erkennt die Soundkarte sonst nicht, dass ein Signal von außen anliegt. Bei älteren Rechnern kann solch ein Widerstand auch sinnvoll sein, um ein Übersteuern der Soundkarte zu vermeiden. Der meistens benötigte Stecker sieht so aus:
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audio_input_plug_P1080884bc.jpg
Die Software bekommen wir kostenlos auf der folgenden Website:
https://sourceforge.net/projects/fldigi/files/Das benötigte Programm heißt FLDIGI. Die anderen dort erhältlichen Programme benötigen wir nicht.
Um das Programm zum Laufen zu bringen, sind wenige Einstellungen unter "Configure" nötig.
Dann kann man schon Bilder über Kurzwelle empfangen:
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HF-Fax_20200701_1912b.jpg
Viel Spaß und Erfolg dabei!
Habt Ihr schon ähnliches selber empfangen? Mit Röhrenradio?
Viele Grüße
Georg
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Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen.
