radio-hobby.de hat geschrieben:
... enthielt noch Hinweise auf recht unterschiediche Zusammensetzungen des bleifreien Lots.
Ist das immer noch so, oder hat man sich zwischenzeitlich auf eine "übliche" Legierung geeinigt?
Das weiß ich zwar auch nicht, aber ich stelle durchaus große Unterschiede fest, was die Schmelzpunkte und Fließeigenschaften bleifreier Lote angeht, die man so auf Platinen vorfindet. Besonders auffällig finde ich es immer beim Einsatz von Entlötlitze. Wo manche Lote schön in die Litze hineinlaufen und die Lötstelle "leersaugen", bappen andere einfach nur am Kolben und der Litze. Ohen Fließmittel oder einen Tropfen Bleilot geht dann gar nichts mehr.
Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, daß die Legierungen aller Wahrscheinlichkeit nach auf Schwalllötautomaten und nicht auf händisches Löten optimiert sein werden. Je nach Lagerung/Einsatzort der jeweiligen Platine wäre es sicher auch mal interessant, ob da eine Umwandlung des Zinns zwischen der Alpha- zur Betakonfiguration eintritt. Das dürfte die Eigenschaften nämlich ganz immens verändern und bei den heutigen Legierungsbestandteilen (Cu, Ag in kleinen Mengen) viel eher auftreten als wenn noch 40% Blei dabei sind.
Ich löte hier standardmäßig mit 350°C bei 80W und einer 2mm-Bleistiftspitze. Meinen Erfahrungen zufolge hat man mit der Entlötpumpe bei den beschriebenen Platinen noch viel weniger Erfolge, die benutze ich persönlich eher bei Lötösen, an denen aufgrund der aufgebrachten Lotmenge der Verbrauch an Litze einfach zu hoch wäre. Gerade, wenn der Abstand von Anschlussbein und Durchführung sehr eng toleriert ist, hat die Pumpe ja auch kaum Möglichkeit, den Spalt dazwischen leerzusaugen. Wenn ein wenig Platz ist (bei Leistungstransistoren, Spannungsreglern, etc.), dann klappt das schon besser.
Das Problem, daß die Litze als Kühlfahne wirkt ist natürlich nicht zu vernachlässigen, aber oft bekomme ich das vorhandene bleifreie Lot auch ohne die Litze gar nicht erst dazu, bis zur anderen Seite des Lötauges durchzuschmelzen...
In der Vergangenheit hab ich auch schon moderne Platinen mit interessanter Bestückung entsorgt, weil ich einfach die Schnauze voll hatte. Was wirklich gut funktioniert ist das großflächige Auslöten per Heißluftfön und anschließendes Ausklopfen der Bauteile, aber schonend ist natürlich anders.
Viele Grüße
Max