@ Ingo,
natürlich wollte ich nicht ausdrücken, dass das Kernmaterial völlig "egal" ist.
Die Güte hängt davon ab.
Mit NF-Material kann man natürlich keine HF-Schwingkreise hoher Güte bauen, aber es kommt darauf an, wie hoch man die "Güte" treiben will, und ob man sich mit dem vorhandenen Material abfinden kann.
Im VHF-Bereich würde ich sowieso immer versuchen, ohne Kern auszukommen und mit Luftspulen zu arbeiten.
Außerdem habe ich beim Ausprobieren den Eindruck gewonnen, dass die Induktivität bei Spulen mit Kern in geringem Umfang von der Frequenz abhängig sein kann (bei Luftspulen nicht).
Meine Vermutung ist, dass dasjenige Kernmateral für die gewünschte Frequenz am besten geegnet ist, bei dem die Induktivität der (ansonsten stets gleichen) Spule am höchsten ist, ohne dass eine sinkende Güte in der Schaltung wirklich bemerkbar wird.
@ Stefan,
vielleicht baust du einen freischwingenden Oszillator mit einer Spule auf deinem Spulenköper auf, aus dem du den Kern entfernt hast, und stellst die Windungsahl und den Parallelkondensator des Oszillator-Schwingkreises so ein, dass die von dir gewünschte Frequenz erreicht oder etwas überschritten wird. Zugleich verminderst du die Rückkoppelung des Oszillators so weit, dass die Schwingungen gerade noch nicht abreißen. Dann näherst du die unterschiedlichen Kernmateralien (mit einer längeren Plastik-Pinzette, um den Hand-Effekt zu vermeiden) an die Spule an und wählst am Ende denjenigen Kern, der die Frequenz des Oszillators am effektivsten absenkt, ohne dass die Schwingungen abreißen. (Der Parallelkondensator wird einfach so gewählt, dass der Oszillator wie gewünscht schwingt; ansonsten beeinflusst er das experimentelle Ergebnis nicht).
Falls du etwa ein Material wählen würdest, welches (wie zum Beispiel ein Kern aus Kupfer oder Aluminium) die Induktivität vermindert, würde die Frequenz im Experiment ansteigen; solche Materialien sind im HF-Bereich (Lang- Mittel- Kurzwelle) nicht üblich (anders im VHF-Bereich).
Wenn du so das beste Kernmaterial gefunden hast, benötigst du natürlich mit Kern deutlich weniger Windungen als zuvor ohne Kern, um die für dich gewünschte Frequenz zu erreichen.
Ich füge ein Bild von ein paar Kurzwellen-Spulen bei:
Dateianhang:
KW-Spulen-b.jpg
Die für HF, sprich Kurzwelle, brauchbaren Kerne sind auf der Stirnseite "gar nicht" (sw), "rot" (rt) oder "violett" (vi) markiert.
Man sieht die erhebliche Variabilität der Induktivitäten in Abhängigkeit vom Spulenmodell, Windungszahl, Durchmesser, aber auch Länge der Spule (hier vorgegeben durch die Dicke des Spulendrahtes), und nicht zuletzt auch in Abhängigkeit vom Kernmaterial.
Oben: Durchmesser d=7 mm, 11 Windungen, rt, 0.8µH (Kern fast ausgedreht)
Mitte links: d=5mm, 19 Wdg., sw, 3.3µH (Kern mittig)
Mitte rechts: d=6mm, ca. 40 Wdg., rt, 2.7...9.9µH je nach Stellung des Kerns
Unten links: d=7 mm, 24 Wdg., vi, mit ausgedrehtem Kern wie abgebildet 2.2µH (Kern muss für die angegebenen 4µH ganz eingedreht werden)
Unten rechts: d=7 mm, 34 Wdg., vi, 4.3µH (Kern mittig)
Mit 4µH und 60 pF erzielst du eine Resonanzfrequenz von etwa 10 MHz.
Ferritmaterialien von Siemens, Siferrit Gewindekerne, gab es in den Typbezeichnungen U17 (grau, 10 bis 220 MHz), 20K12 (hellblau, 3 bis 40 MHz), 80K1 (violett, 1.5 bis 12 MHz) und 550M25 (weiß, 0.2 bis 1.6 MHz) laut Liste 1964/1965.
Die Kennfarbe "rot" habe ich sowohl bei Siemens als auch bei Neosid für den Frequenzbereich 1 kHz bis 200 kHz gefunden; das ist für mich verwunderlich, da ich Gewindekerne mit roter Kennfarbe in Spulenkörpern vorgefunden habe, die eindeutig für Kurzwelle gedacht sind.
https://neosid.de/import-data/product-p ... offdat.pdfIch hoffe hier ein paar brauchbare Anregungen gegeben zu haben.
Gruß
Georg
_________________
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen.
