hallo Achim,
aaalso ...
zur ersten Frage - in Lehrbüchern werden zur Verdeutlichung immer die zwei gleichen Wasserbehälter genommen, einer voll gefüllt, der andere leer. Dies sind die beiden Pole der Spannungsquelle, das Wasser ist die elektrische Ladung. Wenn Du jetzt die beiden Behälter mit einem Rohr verbindest, wird so lange Wasser ( Strom ) fliessen, bis beide Behälter gleich voll sind, also ein Ladungsausgleich entstanden ist. Das Wasser fliesst umso schneller, je grösser der Unterschied der Pegelstände in beiden Behältern ist, also, je höher die Spannung ist. Es fliesst gleichzeitig umso langsamer, je größer der Widerstand in der Leitung ist. Wenn ich z.B. ein ventil einbaue, und dieses halb zudrehe, fliesst das Wasser langsamer.
Beim Stromschlag ist dies genau so. Wenn ich mit beiden Händen zwischen die Steckdosenpole fasse, bei der ein Potentialunterschied von 230 Volt vorhanden ist, hat das den selben Effekt, als wenn ich an einen massefreien Trenntrafoausgang fasse, an dem ebenfalls 230 Volt anliegen.
Zur zweiten Frage - Du hast natürlich recht. Der Widerstand zwischen der Spannung und der Erde ist eine Reihenschaltung aus dem Widerstand des Menschen und dem Widerstand des Bodens bis hin zur Erdung, die in einem Haus normalerweise aus einem Bandeisen oder Kreuzerder besteht, die beim Bau des Fundamentes in die Erde eingegraben werden. Das mit dem Messen mit dem Multimeter gibt aber keine brauchbaren Werte, weil die Messspannung zu klein ist. Der menschliche Körper ist z.B. kein homogener Widerstand, sondern besteht aus einer relativ hochohmigen Hülle, und einem relativ niederohmigen Kern. Mit dem Multimeter und trockener Haut misst Du bei einer Messspannugn von wenigen Volt einen Widerstand im Megaohm-Bereich. Wenn der Körper aber an einer höheren Spannung liegt, schlägt diese durch die Haut durch, und der wesentlich niederohmigere Körperwiderstand bestimmt den Stromfluss. Für den Boden gilt ähnliches. Bei durchfeuchtetem Beton wirst Du mit dem Multimeter immer einen unendlich hohen Widerstand messen - bei 230 Volt sieht die Sache dann schon ganz anders aus.
Dann kommt noch hinzu, dass die Gefährlichkeit sich massiv danach richtet, wo die Eintritts- und Austrittsstelle des Stromes liegt. Wenn Du z.B. mit einem Finger in die Steckdose kommst, zwischen Phase und Null, wird das furchtbar weh tun, und wahrscheinlich musst Du Dich wegen einer Verbrennung behandeln lassen, es wird Dich aber wahrscheinlich nicht umbringen. Wenn Du aber die beiden Pole mit je einer Hand anfasst, fliesst der Strom über das Herz, und das ist dann lebensgefährlich. Auch der Körperschluss ist deshalb so gefährlich, weil der Strom quasi durch den ganzen Körper fließt.
Was Du auch nicht vergessen darfst - wenn Du "einen gezimmert kriegst", fühlt sich das zwar sehr schmerzhaft an, der Strom der da fließt, ist aber noch meilenweit von der lebensgefährlichen Grenze entfernt, beträgt wahrscheinlich nur ein paar Mikroampere. Bei 10mA liegt die sogenannte Loslassgrenze, d.h. bei Strömen über 10mA verkrampfen die Muskeln so stark, dass man aus eigener Kraft micht mehr loslassen kann. Die besondere Gefahr des Wechselstroms liegt darin, dass er ab etwa 50mA ( viele sagen heute auch 30mA ) Herzkammerflimmern auslösen kann. Diese Gefahr besteht bei Gleichstrom nicht. Solche Effekte liegen weit von dem entfernt, was die meisten als kräftigen Stromschlag empfinden.
Das mit der dicken Bodenisolierung und den dicken Sohlen ist natürlich streng genommen etwas übertrieben. Aber Du fährst in Deinem Auto ja auch keine Bremsen spazieren, die im optimalen Fall gerade dazu ausreichen, das Auto zum Stehen zu bringen. Ich habe immer noch meine geprüften Sicherheitsschuhe aus Monteurstagen, und es ist mir nicht peinlich, diese auch beim Radiobasteln anzuhaben.
Hier findest Du noch einen recht interessanten Artikel zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/StromunfallGruß Frank
P.S. Die Vögel bekommen deshalb keinen Schlag, weil sie mit beiden Beinen auf einem Pol der Spannungsquelle hocken. Das hast Du aber wahrscheinlich auch so schon verstanden, ich wollte es nur noch mal sagen

.