Dampfradioforum

Hallo zusammen,

beim UKW-Empfang eines Graetz Fantasia 922 fiel mir auf, daß sehr schwache Sender dumpf klingen. Ab einer gewissen Feldstärke klingen sie normal.
Ist das so gewollt, eine Art Rauschunterdrückung, oder deutet es auf einen Fehler hin?

Alle HF-Röhren wurden testweise getauscht, ohne Auffälligkeiten. Die Spannungen sind ok.
Den UKW-Empfang habe ich nach Abgleichanweisung abgeglichen. Das war ziemlich einfach, war aber eigentlich nicht notwendig, die Empfindlichkeit wurde nur geringfügig erhöht.

Die maximal erreichbare Spannung am Ratioelko ist 30 V, egal ob starker Sender oder aufgedrehter HF-Generator oder aufgedrehter ZF-Generator. Bei ähnlichen Radios bin ich da höhere Spannungen gewohnt. Die Kapazität des Ratioelkos ist ok, auch bei 70 V zieht er keinen Leckstrom.

Gruß, Frank

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Moin,
es kann durchaus sein, dass das Radio eine Rauschunterdrueckung hat, die bei kleiner Feldstaerke die Hoehen beschneidet. Der Aufwand dafuer ist recht gering, oft benutzte man das Magische Auge fuer diese Funktion. Oder eine Halbleiterdiode als Schalter fuer eine Tonblende mit der Ratiospannung als Steuerspannung.

Dass die Ratiospannung nicht ueber 30V geht, kann daran liegen, dass sie nicht ueber 30V geht
Ueblicherweise wird die letzte ZF-Stufe bei FM als Begrenzer betrieben, erkennbar daran, das bei FM die Schirmgitterspannung der Roehre herabgesetzt wird. Irgendwann wird die Roehre uebersteuert und kann keine groessere Spannung im Anodenkreis liefern. Damit wird dem Ratiodetektor eine konstante Spannung angeboten, er bleibt besser im optimalen Arbeitsbereich, ausserdem wird damit die AM-Unterdrueckung verbessert. Dazu kommt dann noch die AM-Unterdrueckung des Ratios, so dass man einen guten Schutz gegen AM-Stoerungen hat. Der Vorteil der FM-Modulation.

73
Peter

Hallo,
Denke, Peter hat hier die gewollte Rauschunterdrückung bei schwachen Sendern richtig diagnostizert.
Habe gerade mal die originale Serviceanleitung vom Fantasia 822 (Vorgängergerät zum 922, gleiche Röhrenbestückung) herausgesucht. Darin heisst es bei der technischen Beschreibung: "Hochwirksamer, feldstäkeabhängiger Rauschsuppressor".
Die Schaltung sollte so auch im 922 drin sein.
Jetzt wäre noch zu klären, wie die Schaltung im 922 genau funktioniert und ob es Sinn macht, sie ggf. abzuschalten.

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Viele Grüße

Frank

Bei diesem Gerät dient das Triodensystem der EABC80 unter Ausnutzung des Miller-Effektes zur Rauschminderung. Es ist möglich, dass wegen eines Defektes von [R]264 (2,7M) die negative Ratiospannung nicht das Gitter der Triode erreicht, um die Verstärkung der Röhre herabzuregeln; damit wird in Folge die Höhenabsenkung unabhängig von der Ratio-Spannung voll aufrecht erhalten.

Der Fehler ist daher in der Umgebung der EABC80 zu suchen. Eine zwangsweise Stillegung der Rauschminderung kann durch einseitiges Ablöten von [C]266(10n) bewirkt werden.

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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.

Hallo zusammen,
auf die feldstärkeabhängige Rauschunterdrückung bei UKW wird hier (scrollen zu 4) : http://www.radiomuseum.org/r/graetz_fantasia_622.html näher eingegangen und ihre Funktion erklärt.

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M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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Hallo Jungs,

an Euch für die prompten und fachkundigen Antworten!
Diese Methode der Rauschunterdrückung kannte ich bisher noch nicht, da habe ich mal wieder was zum schmökern und nachmessen .

Wenn die Bauteile im Umfeld der EABC80 in Ordnung sind, werde ich die Schwelle ggfs. etwas senken, um auch schwächere Sender klar zu hören.

Gruß, Frank

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Hallo,

im folgenden Schaltungsausschnitt ist die Rauschunterdrückung so dargestellt, das es kaum noch zusätzlicher Worte bedarf...

Die Dynamische Höhenabsenkung erfolgt mit dem RC-Glied [R]253/[C]266, [C]267' -> C266 und C267' liegen dabei in Reihe.
C267' ist der "gemillerte" ,von der Röhrenverstärkung abhängige, C267. ->C267'=C267*(1+Auabs). Auabs=Absolutwert der Verstärkung

Die Verstärkung der Röhre wird durch die Ratiospannung und somit von der Feldstärke des einfallenden Senders gesteuert und legt
daher eine kontinuierlich veränderliche Kapazität an Masse, welche mit C266 (10n) in Reihe liegt und damit die Eckfrequenz 100K/ 10n C267' beeinflußt.
Bei voller Ratiospannung (Begrenzung) ist somit die gemillerte Kapazität sehr gering und damit liegt die Grenzfrequenz des RC-Gliedes so hoch,
dass keine spürbare Höhenabsenkung mehr erfolgt.

Nachsatz: ganz nebenbei kann die Stromangabe an der Anode der Triode mit 0,5mA nicht stimmen, sofern [R]268 wirklich 2,7M groß ist;
da wäre ein max. Strom bei Kurzschluss von ca. 80µA zu erwarten...

Edit: Ich habe den Planausschnitt etwas erweitert, damit man noch besser erkennen was hf500(Peter) in seinem folgenden Beitrag meint.

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...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.

Moin,
man kann im Schaltbildausschnitt gut erkennen, dass die letzte ZF-Roehre bei FM als Begrenzer geschaltet wird. R234 wird bei FM an Masse geschaltet und bildet mit R235 den Schirmgitterspannungsteiler, der das Schirmgitter auf ziemlich niedrige 21V legt. Gleichzeitig wird das Steuergitter von der Regelspannungsleitung ab- und fest ueber einen Ableitwiderstand an Masse geschaltet. Die Roehre arbeitet dann ohne Vorspannungund wird nur vom positiven Anteil der ZF-Spannung am Gitter aufgesteuert. Bei FM kann man sich das alles leisten, denn es kommt nur auf die Frequenzaenderung des Signales an. Ampltudenaenderungen sollen dagegen so gut wie moeglich eliminiert werden.. Bei AM hat das Schirmgitter nur R235 als Vorwiderstand, seine Spannung gleitet dann in Abhaengigkeit von der Regelspannung (und damit dem Anodenstrom, weil sich der Schirmgitterstrom auch aendert), da die Roehre hier als geregelter Verstaerker laeuft. Eine gleitende Schirmgitterspannung bei geregelten Roehren gab es seit Einfuehrung der Stahlroehren (11er-Serie). Es ermoeglichte ein besseres Arbeiten des geregelten Verstaerkers, ausserdem konnte man die Schaltmittel fuer die Schirmgitterspannungsteiler und deren Querstrom einsparen.

73
Peter

Dann gehe ich mal davon aus, daß kein Defekt vorliegt. Die Amplitudenbegrenzung ist mir jetzt plausibel (danke, Peter), und auch die Rauschunterdrückung funktioniert wie beschrieben (danke, Peter).

Nur die Signalstärke, unterhalb der die Rauschunterdrückung greift, ist mir zu hoch. Also verringere ich die Kapazität von C267 soweit, daß schwächere Sender ohne Höhenbeschneidung zu hören sind und möglichst nur das Rauschen zwischen den Sendern unterdrückt wird. Das ist wohl die sauberste Lösung.

Danke an beide Peters für die gut nachvollziehbaren Erklärungen ! Dieser Thread paßt sehr gut in die "Grundlagen", den Titel habe ich schon mal geändert.

Gruß, Frank

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Von mir auch , fürs stellen der Frage und beantworten, die Schaltung kannte ich auch noch nicht.

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Grüße
Christoph