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BeitragVerfasst: Do Jan 16, 2025 21:49 
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Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Ich stelle das mal bei "Grundlagen" rein, vielleicht mal nützlich.

Es dürfte öfter vorkommen, daß man ein Gerät mit einem abgerauchten Netztrafo bekommt, oder irgendwann der Netztrafo abraucht.
Aktuell bei mir: Zwei Radios. Vorkrieg. Restauriert, nicht durch verreckte Kondensatoren als Folgeschaden. Selbst die Sicherungkonnte es nicht verhindern.
Nun muß man sage, daß 2024 die Vorkriegszeit mehr als 85 Jahre zurückliegt. Die Trafos haben lange gerarbeitet, und selbst nach einem Stillstand irgendwann hat die Zeit weiter am Material gearbeitet.
Wahrscheinliche Ursache: Verspröden des Lacks auf dem Kupferdraht, und folgend Windungsschluß.

Dazu kommt die heute höhere Netzspannung, 230 bis 240 V, die dem Trafo einige zusätzliche Watt aufbürdet.
Nicht sehr viel, und eigentlich kann jedes Radio laut Datenangaben von Hause aus +/- 10% ab.
Aber- das ist nur für kurzzeitige Spannungsänderungen !!!
Besser wäre, die Spannungswahlschalter heute auf 240 V zu stellen. Die waren schließlich nicht eingebaut worden, um die Bestände an Spannungswahlschaltern zu verscherbeln.
Die haben aber leider nicht alle alten Radios.

Oft sind Trafos "auf Kante genäht", die geringe Überlast, die kurzzeitig sein darf, ist heute ständig da, und irgendwann...
...geht's über die Kante.
Gleiches Ergebnis: Der Trafo "geht über'n Jordan".

So man Ersatz beschaffen kann, Ebay, Radiofreunde, usw., kann man den Schaden beheben. Allerdings sind gebrauchte Trafos... genauso alt.

Die eeeeeeeiiiiigentlich richtige Vorgehensweise wäre die, die ich früher, als ich noch beruflich Radios reparierte, durchführen konnte: Neu- Trafo.
Das geht heute auch noch. Nachfertigung.

Im günstigen Falle hat man eine Reparaturunterlage mit Trafo- Wickeldaten.
Oft aber auch nicht.

Dann muß man nach den Spannungsdaten eine Anfertigung bestellen.
Wickeldaten sind nicht nötig, Trafowickler berechnen anhand ihrer Materialien neu.
Spannungen und die zu erwartende Stromlast reichen.


Wo kriegt man die Angaben her ?
Günstigerweise direkt aus dem Stromlaufplan. Alle Heiz- Anoden- und Schirmgitterströme auslesen.
Es geht aber auch ohne die Angaben. Einfach die normal üblichen Anodenströme und Schirmgitterströme im Arbeitspunkt verwenden.

Dann bedient man sich eines Hilfsprogramms "PSUD II" (PSUD = Power SUpply Designer" = Netzteil- Entwurfs- Programm), welches aus den Strömen die nötigen Trafo- Spannungen rückrechnet.

Als Beispiel hier der Großsuper Telefunken "Spitzensuper D860 WK" von 1939.
Hier sind die Anoden- und Gitterströme schon zum Kathodenstrom summiert.
Alle diese Ströme zuzsammen = Gesamtstrom Anoden/ Gitter.
Heizströme kann man aus den Röhrendaten entnehmen.
Skalenlampen nicht vergessen.

"PSUD II" gibt eine Schaltung vor, man ändert die Gleichrichtung aus Röhre Zweiweg, und fügt einen Kondensator hinzu.

Als Vergleichstyp für AZ12 habe ich EZ81 genommen (auch bei Radiomuseum als Vergleichstype genannt).
Die Werte für Wicklungswiderstände und Elko- Innenwiderstand kann man lassen, oder ändern, wenn man Angaben hat.

Dann trägt man die zusammengerechneten Werte ein, und ändert die Trafospannung, bis die Werte in der Schaltung in etwa erreicht werden.
Die Trafospannung, mit der die besten Werte erreichbar sind, ist die Rohspannung, mit der man einen neuen Trafo bestellen kann.
Orientierungshilfe: Die (Wechselspannungs-) Trafo-Rohspannung liegt in etwa bei der (Gleich-) Spannung an der Endstufen- Anode, wohl etwas höher, wegen der Feldspule und dem Spannungsabfall am Ausganmgsübertrager).


"PSUD II" liefert Ergebnisse, die nahe an der Realität sind.
Ich habe einen Riesen- Trafo mit 21 (!) Wicklungen durch 3 neuangefertigte Trafos ersetzt, deren Werte ich so ermittelt habe.
Der Ersatz funktionierte sofort, nur eine Niederspannungswicklung war etwas dürftig, und benötigte eine Verkleinerung des Siebwiderstands.
Die 3 Trafos als Ersatz für den Riesentrafo funktionieren seit 12 Jahren perfekt.

Hier die Wicklungsermittlung für Telefunken "D860WK":
Das Programm "PSUD II" (PSUD2) ist im Internet zu finden, oder bei mir.

**************************************
AZ12 ~ EZ81

Ströme Kathoden;
EF13: 11mA + ECH11: 11 mA + EBF11: 6 mA + EM11: 0,75 mA + EF11: 1,1 mA + EL12: 83 mA = ges. 112 mA
Bei 270 V und 112 mA ist der Gesamt- Last- R des Netzteils = 2,4 kOhm

Hzg. Röhren/ max. 3 Lampen
EF13: 0,2 A + ECH11; 0,2 A + EBF11: 0,2 A + EM11: 0,2 A + EF11: 0,2 A + EL12: 1,2 A + (3 Lampen x 0,3 A) = ges. 3,1 A.

Leistung Heizung 20,4 W + 10,4 W = 30,8W
Anoden/ Gitterleistungen 270 V x 112 mA = 30,24 W
Gesamte Leistungen 61 W

Feldspule Spannungsabfall 105 V bei 112 mA = 937 Ohm

PSUD2- Spannungen:
Lade- C: um 256 V,
Sieb- C: um 360 V,
Abfall über Feldspule: 105 V.

Das ist ausreichend dicht an den Original- Angaben des Radios.
Trafospannungen 270 bis 300 V waren damals auch üblich. Mehr als 300 V würde ich auch nicht verwenden wollen.

Trafo nach Berechnung PSUD 2:
Netzwicklung 230 V, ggf, mit Anzapfungen, aber heute kaum noch sinnvoll.
2 x 300 V, 150 mA (der Originaltrafo ist sehr groß, etwa M102b, man ging von gleicher Strombelastung für BEIDE Wicklungen aus, also 600 V, 150 mA = 90 Watt!)
6,3V 5A,
4V 3 A
Gesamtleistung also 130 Watt, benoetigter Kern M102b (180 Watt, Abmessungen 102 mm x 102 mm, Paketdicke 52 mm)
***********************************************

Anmerkung: Es geht nicht um wissenschaftlich genaue Berechnung eines Netzteils, sondern um die Benutzung eines Simulationsprogramms als Hilfe zur überschläglichen Rückrechnung aus angegebenen oder geschätzten Schaltungsdaten, um die Trafo- Rohspannungen zum Zwecke der Nachfertigung zu ermitteln !

Dateianhang:
D860WK_Netzteil.jpg


Dateianhang:
Ausgabe_PSUD2_fuer_D860WK.jpg

Die Spannungen über C1 und C2 sind etwas unter den Schaltplan- Angaben, die Spennunmg über der Feldspule stimmt genau.
300 V Sekundär ist viel, und die möchte ich aus Gründen der Sicherheit -Elkos der Sieb-/ Ladeschaltung- möglichst nicht überschreiten.

Dateianhang:
SP_Lange_OF_col_1024.jpg


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