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BeitragVerfasst: Sa Mär 22, 2025 17:54 
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Langer Beitrag- unten Seiten- Bilder und Links zur Wissenssammlung.
Ein Thema aus der Zeit, als Dampfradios UND Sender "dampften".

Eigentlich kaum ein Thema, weil lange vergessen.
Dachte ich.
Es kam aber tatsächlich eine Anfrage- genauer: Nach "Reiß- Diagrammen", die einen Effekt beschreiben, der nur bei dieser Art Modulation, und zwar bei den allerersten Sendern, bestückt mit selbstschwingenden Leistungsoszillatoren, auftritt.
Immerhin wird die Gittermodulation in Lehrbüchern und den Ausarbeitungen von
Prof. Rudolph, Radiomuseum († 2022) genannt. Ebenfalls beschreibt dieser "Zieh- Effekte".

Reiß- und Ziehen.. meint nicht Verschleiß- Erscheinungen an Gelenken, "Reiß- Diagramme"... der Name kommt auch nicht von einem Herrn Reiß oder Reis, auch nicht von dem in Asien beliebten Getreide (welches ja auch mit "s" geschrieben wird), "Ziehen".. da wird auch nicht der Fachmann über den Tisch gezogen (hoffentlich).

Es beschreibt das "Reißen", genauer das unerwünschte Abreißen von Schwingungen von Sender- Leistungsoszillatoren bei Veränderung des Arbeitspunktes- das ist bei der Modulation der Fall.
"Ziehen" meint unerwünschte Effekte, die bei diesen Oszillatoren, aber auch beim Audion, bekannt sind- es meint ein Verziehen der Frequenz.

Die Steuergittermodulation stammt aus der Anfangszeit des Rundfunks, als es noch keine Mehrgitter- Senderöhren gab- die Modulation der Trioden wurde anfangs an der Anode, mittels Heisingmodulation, bewerkstelligt, die Modulationsröhre mußte jedoch genauso groß sein, wie die Senderöhre !
Das war teuer, aufwendig, und der Eenergieverbrauch war gewaltig.

Wegen einer vorgeblich schlechten Eignung der vorhandenen Röhren für die Heisingmodulation, aber wahrscheinlich eher aus Patentrechtsgründen, erdachten Mauz und Zenneck die Gittermodulation, damals noch als Gitterspannungs- Modulation, später erfand Schäffer die Gitterstrommodulation.
Im Prinzip sind sie gleich- die Änderung eines Stroms durch einen Widerstand ändert ja auch die Spannung über diesem.

Die Steuergittermdodulation benötigt nur geringe Steuerleistung, kann mit wesentlich kleineren Röhren bewerkstelligt werden, das kam der Verwendung entgegen.
Der Modulationsgrad wird mit 55% - 60% angegeben, mit einer zusätzlichen Spannungsversorgung (laut Vilbig "Lehrbuch der Hochfrequenztechnik" 1944) soll sie bis 90% hochgetrieben worden sein.

Die Gitterstrommodulation wurde in den allerersten Rundfunksendern angewandt- jedoch sind die angegebenen Schaltungen sehr unterschiedlich, es sind oft auch nur vereinfachte Schaltungen, also Prinzipschaltungen ohne Angaben zu den Bauteilen, und...
...sie sind schwer beherrschbar.
Das liegt eben an fehlenden Angaben, und vor allem auch an den damaligen Aufbauten ohne Schirmung.

Die Steuergittermodulation wurde seit etwa 1922 angewandt, Vilbig erwähnt sie im "Lehrbuch der Hochfrequenztechnik" 1944 noch für die Bildmodulation von Fernsehsendern.

Aufgrund des geringen Wirkungsgrades verlor die Steuergittermodulation an Bedeutung.
Gelegentlich wurde sie -in der Variante Gitterspannungsmodulation-noch lange in kommerziellen und militärischen Geräten angewandt, etwa im Wehrmachts- Sender 10WSc (Beschreibung bei Radiomuseum.org oder Zeitschrift "Funk- Technik" 1950 Heft 11).

Wie geschrieben, die allerersten Rundfunksender verwendeten die Gittermodulation, und zwar in der von Schäffer erdachten Variante "Gitterstrom- Modulation".
Der erste deutsche Rundfunksender, der "Voxhaussender", 1923, verwendete wahrscheinlich 4 Wochen lang einen nSender mit Heising- Modulation, danach einen Sender mit Gitterstrommodulation, dann gab es etliche weitere Sender, die einen gleichen Aufbau verwendeten.
Ich habe diesen Sender nachgebaut, und mangels exakter Beschreibung, sowie großer Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme, alle Informationen gesammelt, die irgendwie erreichbar waren. So war es möglich, den Sender zum 100- jährigen Jubiläum 2023 erfolgreich in Gang zu bringen, noch mit vielen Abweichungen, weil die Informationen kaum da waren. Danach fand ich weitere Informationen, so daß der Sender nun sehr nahe am Original ist.

Was ist nun Gitterstrom- Modulation ?

Dazu eine Erklärung von mir- in Form eines illustrierten Gedichts. Viel Spaß !

Dateianhang:
Edi-Erklaerung_1b.jpg


Dateianhang:
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Edi-Erklaerung_4b.jpg


Dateianhang:
Voxhaussender_1923_2023b_700.jpg

"Voxhaussender", das Original von 1923 und mein Nachbau, der 2023 die
Jubiläumssendung zu 100 Jahre Rundfunk sendete.
Dieser Sender verwendete Gittermodulation.

Wissenssammlung- Artikel aus historischen Fachzeitschriften

2025 Edis Erklaerungsgedicht

1922 Mauz Zenneck zu Gittermodulation
Ich war baff- da verwendete der Autor sogar schon... einen Ozillographen- siehe Abb. 2.
Ich habe gegoogelt, die Braun'sche Röhre war bereits um die Jahrhundertwende bekannt, man verbindet sie meist mit Ardenne und Fernsehen, Anfang der 30er Jahre.
In der Forschung war sie aber schon lange da- aber damit konnten wohl nur sehr wenige, hochrangige Institute und Wissenschaftler, wie Hr. Zenneck, arbeiten- ich kenne aus den Jahren oszillographische Bilder, die mit mechanischen Oszis (Motor, Ablenkmagnet, Spiegel, Mattscheibe) aufgenommen wurden. Leider sind keine Fotos gemacht worden.

1925 Zenneck Rukop zu Gittergleichstrommodulation

1925 Zenneck Rukop zu Gittergleichstrommodulation ausfuehrlich

1926 Lubscynsk_in Nesper Jahrbuch drahtlose Telegraphie Telephonie Band 27 28 1926_b.pdf

1929 Moeller Elektronenroehren - Gittermodulation

1944 Vilbig Lehrbuch der HF-Technik

1944 Vilbig Reissdiagramme - Lehrbuch der HF-Technik.pdf

1951 Barkhausen - Reissdiagramme - Lehrbuch der Elektronenroehren Band 3- Rueckkopplung

Diese Dokumente sind bei Radiomuseum, sie referenzieren ebenfalls auf die historischen Literaturquellen, aus Gründen der Komplettheit der Informationen zum Thema hier genannt, ich verlinke hier nur:

Gittergleichstrom- Modulation des Senders Lausanne

Prof. Rudolph- Springen und Reissen der Frequenz

Prof. Rudolph- Technik der AM- Modulatoren

Aus den Veröffentlichungen gehen nur spärlich Informationen hervor, die jedoch sehr wichtig sind. So ist die Fernhaltung der HF-von NF- Schaltungsteilen sehr wichtig, nur in einem Dokument am Rande erwähnt- die Bauteile dafür sind aufwendig ! Die Modulation mit hohen und niedrigen Frequenzen ist mit hohen Schwierigkeiten behaftet, damals verwendete man Übertrager und Kohlemikrophone, was die Sache vereinfachte, die Probleme waren jedoch schon damals bekannt.
Probleme durch mangelnde Schirmung, sowie durch enorm hohe HF- Spannungen werden gar nicht erwähnt- in anderer Literatur eher beiläufig.

Bilder von "rfe" und "Funk" mit freundlicher Genehmigung der Redaktionen, ansonsten Ausschnitte von öffentlich gestellten Downloads aus Archiven der Universitäten Wisconsin Madison und Archive.org, unter Zitatrecht. Von mir ggf. neu formatiert und kompiliert.
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