Willi H 411 hat geschrieben:
....Offenbar haben die Federn eines Uhrwerks doch wesentlich mehr Spannung drauf, als die eines Grammophons. Zum Ausbau und zur Reinigung einer Feder eines Grammophons hatte ich hier eine sehr gute Anleitung gelesen:
....Wie ich aber verstanden habe, dürfte es wohl keine Probleme machen, das Federgehäuse zu öffnen. ...
Hallo willi,
UM GOTTES WILLEN.
Hier ein paar Tipps aus der Praxis:
1.)
Die
Durchschnittsgrammophonfeder hat
mehr Wucht, als die Feder(n) einer "normalen" Wanduhr. Sie ist in aller Regel auch aus dickerem Stahl; die Anleitung, die Du hier eingestellt hast, zeigt sehr schön die Dimensionierung einer üblichen Grammophonfeder.
Wie Herbert schon schrieb, kann eine Feder eine gewaltige, unberechenbare Wucht entwickeln, auch bei vorsichtiger Herangehensweise ist man schnell böse überrascht.
Die in Deinem link gezeigte Vorgehensweise der Entnahme der Feder aus dem Gehäuse scheint mir, für den Anfänger, der dies noch nie gemacht hat, zumindest "spannend".
Ich habe 3 Grammophone, und ich habe auch schon Tischuhrfedern geflickt, aber wenn ich an eine der Grammophonfedern ran muss, setze ich einen Gesichtsschutz (in meinem Fall, nicht lachen: Motorradintegralhelm) auf, und ich weiß, warum.
Wie gesagt: es gibt die verschiedensten Bauarten von Grammophonlaufwerken und damit auch von Federtypen. Bei Deinem Modell sieht es so aus, dass die Feder(n) an ihrem äußeren Ende mit dem Gehäuse vernietet sind, an ihrem inneren Ende ist die Feder im Regelfalle mittels einer eingearbeiteten Öffnung in die Achse eingehängt.
Ich würde das Ganze nicht ohne Not öffnen. Selbst wenn die Sache verharzt ist, so reicht es nach meiner Erfahrung, dünnes Öl durch eine vorhandene Öffnung ins Gehäuse zu träufeln oder das ganze Gehäuse in selbiges einzulegen. Das Öl mischt sich mit dem vorhandenen alten Fett und schmiert ausreichend. Das ist zumindest mein Erfahrungswert.
Das "Problem" der alten Fettfüllung liegt maximal darin, dass sie entweder
a)
verklebt ist, d.h. die Feder sich nicht mehr gleichmäßig beim Abspielen entspannt, oder
b) nicht mehr ausreichend schmiert.
Im Gegensatz zu einer Uhr kann man beim Grammophon so wie oben beschrieben vorgehen.
Kettenfett/-spray hielte ich für weniger geeignet, da es sehr
klebrig wird. Im Gegensatz zu einer Kette, wo diese Eigenschaft auf Grund der Fliehkräfte erforderlich ist, ist diese
Klebhaftwirkung in Deinem Fall m.E. eher kontraproduktiv, siehe oben. Aber das ist sicherlich Ansichtssache.
2.)
Ich kann es auf dem Foto nicht erkennen, aber: falls das kleine
Schneckenrad neben der Federtrommel aus Pertinax ist, so lass besondere Vorsicht walten: sowas hat man sich schnell ruiniert.
3.)
Die
Federn der Fliehkraftgewichte musst Du nicht erneuern, so sie nicht gerissen sind. Wichtig ist, dass der Filz, der als "Bremse" auf den Reibteller an den Fliehkraftgewichten wirkt, noch intakt ist. Dieser Filz darf ruhig einen Tropfen Öl abhaben.
4.)
Tonkopf: es sieht auf dem Foto so aus, dass dieser lackiert ist, das Material darunter scheint Zinkguss zu sein. Falls dies so ist: Vorsicht, dieses Material zerkrümelt sehr schnell, wenn man eine Schraube zu fest anzieht.
5.)
Lagerung der Achsen: die Achsen sind ja mittels einer einfachen Bohrung in den Deckplatten des Laufwerks "gelagert". Überprüfe bitte diese Bohrungen, sehr oft hat sich dort etwas oval gelaufen, was dann nicht gut für das Gesamtlaufverhalten ist und den Verschleiß der Zahnräder forciert (verkanten).
Gruß
k.