Meine Zeit für dieses Hobby tendiert seit Längerem gegen Null. Aber bei diesem Gerät konnte ich nicht widerstehen. Dieses Modell wurde mir als Kind als Gebrauchtgerät geschenkt und ich habe es etwas später verkauft, als mir der Sinn nach einer Stereoanlage stand („ Ich war jung und brauchte die Kohle....“). Fand das TK5 aber schon damals toll, schick, die olive Farbe in Kombination mit den Messingapplikationen.....
Nun denn, Grundig TK 5, du olles Spinnrad....
Ankauf vom ebay. 7 Euro eins, Versand war teurer.


Ergo: Nicht schlecht. Gerät kommt -perfekt verpackt- unversehrt an. Das beigelegte Uralt-BASF enthält altersgemäße Schlager, wie mir auf Anfrage ein Philips N4422 mitteilt. Immerhin ein Anfang.
Gerätezustand aussen bis auf kleine Dellen im Lochblech ziemlich gut. Bespannung intakt, keine Kratzer, Embleme komplett und nicht verbogen. Gerade so, wie mein TK5 damals. Netzstecker Bj. 1536, passt nicht auf Schuko. Gut, das erleichtert den Verzicht auf sofortiges Ausprobieren. Adapter bestellt.
Ein freier Sonntag in Sicht ! ------> TK5, ich komme !!!!!!
1. Knöpfe und Schalter in Ruhestellung bringen. Ein Groschen löst mit perfektem Kraftschluss die kleinen Zierschrauben der Abdeckung. Sympathischerweise wollen diese Schrauben lieber Mark als Euros sehen, na, da haben wir schon einmal die gleichen Vorlieben ….
2. Die größeren Schrauben der Knöpfe verlangen nach einem 2-Markstück. Ham wa auch. Niemals Schraubendreher verwenden, die Schrauben werden dadurch unansehnlich!
3. Abdeckplatte mit Seifenlösung gereinigt. Kein Ding. Und ab hier wird auch fotografiert.

4. 4 Muttern, Scheiben, Gummis der Rahmenbefestigung entfernt. Sichtprüfung des Chassis: Aha! Robust wie 'n oller Unimog, gut so.




5. Lautsprecherkabel markiert und entlötet.
6. Defekten Zählwerk-Riemen (Stahlfeder – Riemen) aufgefunden. Dessen Verbindungsstelle ist aufgegangen, kann repariert werden
7. Netzkabel geglättet und hervorgezogen, zugehörige Pappverkleidung in der Zarge verschraubt belassen, somit bleibt die Zarge an der langen Leine mit dem Gerät verbunden.
8. Rahmen aus Zarge gezogen. 4 Hülsen gesichert. Wenig Staub aus Zarge entfernt.

9. Chassis kopfüber auf Schaumgummiunterlage ( 10cm stark ) plaziert. Geburtsdatum gefunden: Pabst - Motor gestempelt 9. November 1956. Hm, 14 Tage jünger als ich. Letzterer trotz vehementer Nachsuche allerdings ohne Stempel.

10. Sicherungen ( 100mA, 1A, 2A ) korrodiert vorgefunden. Kontakte gereinigt, 1 Sicherung ersetzt.

11. Abdeckung der Abschirmung entfernt. 10 Teer-Eumel! Diese Kondensatoren sitzen zum Teil arg verborgen unter den Schaltern etc...MUHAAA!!! Nein, eng ist nicht schön! Kniffelige Sache, das. Löten oft mit linker Hand, der Wechsel ist durchweg nur mit Pinzetten -und zwischenzeitlich gewissen Unmutsäußerungen- zu machen.
(Irgendwer empfahl einst, bei der Reparatur des TK5 einen Cognac bereitzustellen, isch drinke aba gar gein Algohool, also mußte ich da so durch....P.S.: ...die Riemen sind auch platt...1 x gerissen, 1 x hart, komisch, sind doch gar keine Weibsen --- vielleicht doch noch'n Bier ?????)




12. Elkos und Gleichrichter bleiben zunächst an ihrem Platz. Kästchen wieder verschlossen.
13. Zarge: Lautsprecher entfernt. Dellen des Lochblechs ausgerieben, nicht 100% möglich, aber akzeptabel. So bleibt wenigstens der Lack intakt. LS wiederbefestigt.
14. Chassis reponiert.
15. Reinigung der Köpfe und Bandführungen mit Isopropanol ( Desinfektionsmittel). Reinigung der Wickelteller und des Zählwerkes mittels Seifentuch. Für Potiachse sehr dünnes Öl , Haftöl (harzfrei) an Schmierstellen. Nur 1 winziges Tröpfchen, wenn ich bitten darf!
16. Warten auf die Post mit dem Steckeradapter und den Antriebsriemen. Also: Erstmal Pausentaste

17. Neue Riemen erhalten. Demontage der Montagehindernisse nach folgendem Schema, das ich im Forum -Treffpunkt der IG FTF- gefunden habe:
JuergenK IG FTF -Forum 2008:
Vor dem Austausch der Treibriemen bei Grundig TR3, TK5, TM5, TK7, TM7, TK8 und TM8 am besten einen Cognac bereitstellen. Zur Belohnung, wenn es funktioniert, oder gegen den Ärger, wenn es doch nicht klappt. Leider ist der Riemenwechsel bei den Geräten eine etwas aufwändige Prozedur. Aber: wer wagt, gewinnt.
Also Haupt- Schaltsäule auf „Umspulen“ stellen. Dann wie folgt vorgehen (hierzu sind die beiden Seiten der Service-Anleitung zum TK8 etwas hilfreich:
1. Austausch des Riemens Motor (Tonwelle) – rechte Kupplung (rechter Wickelteller)
a) den 3er-Tastensatz (gibt es nicht bei TR3) an den beiden Schrauben lösen und nach vorne ziehen
b) (Anmerk.des Vf.: Feder des Andruckrollen-Hebels aushaken. ) Sicherungring des Andruckrollen-Hebels entfenen. Kompletten Hebelarm nach oben abziehen und nach rechts wegschwenken
c) 4 Schrauben des Kopfträgerblechs lösen, komplettes Blech mit den Köpfen und den Bandführungen nach rechts wegschwenken
d) Feder am Blechschieber, der durch die (rechte) Haupt-Schaltsäule („Aufnahme, Wiedergabe, Stop, Umspulen“) bewegt wird, am linken Ende (Haltezapfen) lösen.
Jetzt kann der rechte Treibriemen gewechselt werden.
2. Austausch des Riemens Motor (Tonwelle) – linkes Zwischenrad (Reibrad)
a) zunächst wie unter Ziff. 1 vorgehen, dann:
b) beide Sicherungsringe der Träger (Hebel) für linkes und rechtes Zwischenrad lösen
c) beide Zwischenradträger nach oben abziehen
d) beide Schrauben der Lagerplatte der Haupt-Schaltsäule lösen, Lagerplatte nach oben abziehen
e) unter der Lagerplatte befindliche Kurvenräder anheben.
Nun kann auch der linke Treibriemen gewechselt werden.
Nach der Wiedermontage: bei Bedarf die rechte Hebelscheibe („Drehknopf“) so lange „umstecken“, bis die Symbole des Knopfes (wieder) mit der jeweiligen Funktion übereinstimmen.
Dann sollte es funktionieren…
Viel Erfolg!



Es hat funktioniert. Alles wieder zusammengesetzt.
18. Diverse Schmierstellen bedient. Originalöl Calypsol bzw. Garoyle – Fett nicht vorhanden. Hier half etwas geeignetes Motoröl → SPARSAM! und KFZ – Fett, sowie das altbewährte, harzfreie Öl vom Obi.
19. Gerät in Zarge gesetzt und Chassis justiert. Test: Alles funktioniert! Letzte Reinigungsarbeiten an den Oberflächen.






Beim U-Boot würde man sagen: "150 gehen durch!"


20. Kabel DIN – 3 polig auf Miniklinke für Aufnahmen aus CD-Spieler oder gleichartigen Quellen hergestellt. Das Kabel blieb von einem Set defekter Ohrhörer übrig. Menschenskind, die winzigen Litzen haben nicht einmal eine Isolierung!!! Nur Lack!! Das war richtig fummelig. Aber funzt.


21. Irgendwann zwischendurch hatte ich dann doch noch zwei Elkos ersetzt. Den 4µF an der Eingangsstufe und den 10µF der Endstufenkathode. Ich bilde mir ein, daß insbesondere Letzterer mit nunmehr 47/63 die tiefen Frequenzen etwas fördert und mit beiden Neuteilen eine Klangverbesserung erreichbar war. Der Bordlautsprecher gibt da zwar nicht viel her, aber das Testband auf einem Uher 500S abgespielt und dem Fell-Paul verstärkt, gibt schon ordentlich Bums.
22. Versuche mit zwei Mikrofonen ergaben ausserordentlich gute Ergebnisse für das dynamische Mikrofon Grundig GDM 12.
23. Das Gerät steuert die Bänder sehr schnell hoch aus. Somit muss der Regler nur bis Stufe 2 geöffnet werden, bei Wiedergabe ist diese Stellung schon recht laut, gute Zimmerlautstärke. Dennoch gute Regelbarkeit.
24. Soweit – so schön. Und nun das große
ABER: Nach einer guten Stunde Betrieb verweigerte das TK5 die Umspulvorgänge! @x!=%%/§@!!!!!! Befund: DIE NEUEN RIEMEN HABEN SICH UNTER DER BETRIEBSTEMPERATUR AUSGELÄNGT! Nein, das Gerät oder der Motor waren nicht ungewöhnlich warm. Tja, so ist das wohl, wenn kein Gummi mehr verwendet wird. Andere Hersteller kontaktet (GummiMeyer, Kirchner) Mal sehen, was das nun wieder wird. Vom Kirchner habe ich Riemen im Uher 500S in Gebrauch, die seit mehreren Jahren einwandfreie Dienste leisten. Hm. Aber immerhin: Beim 2. Mal, da tut's nicht mehr weh! Und geht vermutlich auch gleich viel flotter von der Hand. Klar, den zügigen Wechsel der TK5 - Riemen sollte man beherrschen, braucht man ja regelmäßig im täglichen Leben, so beim Einkaufen oder Zeitunglesen......
UPDATE hierzu : Siehe unten. Die ERWÄRMUNG hatte wohl eine Rolle gespielt, dennoch.........
Kondensatoren.
Oder: Die Teerheini-Liste:
0,02 µF 500V-
0,1 µF 500V-
0,05 µF 500V-
0,022µF 500V-
0,05 µF 250V
5000 pF 125V-
0,01 µF 125V-
0,01 µF 125V-
0,05 µF 125V-
0,25 µF 90V- (tztz!)
ELKOs:
4µF 350V- Anodenkondensator
10µF 12V- Kathode Endstufe EL42 → 47µF 63V
Have fun!
P.S.: Ich habe auch ein Video von der Aufnahmefunktion, Gerät nimmt vom DEGEN 1103 auf. Allerdings habe ich u.a. gerade eine Wahlwerbung mitgeschnitten. Das Video kommt also in die TONNE. Mache mit den neuen Riemen dann vielleicht ein neues.
UPDATE: Einer geht noch, einer geht noch rein....und wo, lest Ihr weiter unten.
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=31&t=13405&p=123748#p123748Über zeitgenössisches TK5 - Zubehör (Grundig Mischpult 607, Telefonadapter 243T ) gibt es hier etwas:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=31&t=13618