bei den Truhen der fünfziger und sechziger gab es die Massenware wie die hier diskutierte Truhe, und fast jeder Hersteller hatte Spitzenmodelle im Programm, die der Technologieträger des Herstellers waren.
Aus Sammler- und Liebhabersicht sieht es so aus, dass die Spitzenmodelle a) wertstabil sind, und b) meist interessantere technische Spielzeuge sind als die Standardmodelle. Die Spitzenmodelle aus der Zeit sind in den letzten Jahren kontinuierlich immer teurer geworden, während die Allerweltstruhen sogar für umsonst kaum einen Liebhaber finden. Der Grund hierfür ist simpel - wenn ich mir platzmäßig eine höchstens zwei von den Dingern ins Haus stellen kann, wähle ich natürlich sorgfältig aus.
Ich gebe ja zu, dass diese Überlegung ziemlich berechnend klingt - aber selbst, wenn einem das Geld ziemlich egal ist, bekommt man ja gelegentlich Lust auf etwas anderes, und da ist es ziemlich frustirerend, wenn man sperrige Geräte im Haus behalten muss, weil man sie nicht mal mehr als Geschenk los wird. Und wer einmal das Flair erlebt hat, was eine Spitzentruhe von Saba oder Grundig ausstrahlt, wird auch im Alltag keinen Spaß mehr an so einer Feld- Wald- und Wiesenkiste haben.
Das mit dem Stereodecoder stimmt schon, die ersten waren wirklich schlecht. Ich denke aber, wer die alten Kisten nur nach ihrem Gebrauchswert beurteilt, sollte sich ernsthaft überlegen, das mit den Röhrengeräten zu lassen, und sich eine schöne Mini-Anlage mit DAB+ Empfänger ins Wohnzimmer zu stellen. Röhrengeräte aus der Zeit um 1960 sind wie Oldtimer auch technische Kulturgüter, und aus dieser Sicht ist der Stereodecoder eigentlich die letzte wirklich Innovation, die das analoge Radio bis heute erlebt hat. Aus dieser Sicht sind die frühen Stereodecoder genauso interessant wie die UKW-Zurüstsätze der frühen Fünfziger - die funktionieren auch im Gegensatz zu einem "Vollsuper" meist grottenschlecht, werten aber ein Sammlergerät deutlich auf.
Zum TK/TM19 - diese Tonbandgeräteserie, die es in hunderten verschiedenen Varianten gab, war so was wie der Volksempfänger unter den Tonbandgeräten. Nicht gut, nicht schön, aber so billig auf den Markt geworfen, dass sich jeder, der wollte, ein Tonbandgerät als Weihnachts Gadget kaufen konnte. Auch hier würde ich mir überlegen, mir lieber ein wirklich schönes Grundig Tonbandgerät zu suchen. Mit dem TK5 hat Grundig angefangen, neben den teuren Amateurgeräten auch billige Volksgeräte in riesigen Stückzahlen auf den Markt zu werfen. Das hat ihn zwar zum größten Tonbandgerätehersteller der Welt gemacht, ihm aber auch gleichzeitig das Billigheimer Image verpasst, das in den siebzigern eine Hauptursache für den Genickbruch war.
Eine schöne Beschreibung dieser qualitativen Katastrophe findet sich hier. Für diese Dinger gab es wirklich kein anderes Argument als den Preis - nur so viel zu der Ansicht, Geiz ist geil wäre ein Phänomen, dass es erst heute gibt:
http://www.tonbandmuseum.info/grundig4.htmlGruß Frank