Dampfradioforum

Hallo zusammen,
vor ca einem Jahr habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt und mir bei ebay für 20€ ein Tefifon KC1 in reparaturbedürftigem Zustand incl Bändern zugelegt. Dank eines sehr ausführlichen Threads hier im Forum war ich in der Lage das Gerät komplett zu restaurieren und ein Chinasystem als Ersatz für das defekte Originalsystem einzubauen. Es spielt gut und zuverlässig. Vor einigen Tagen habe ich ein paar zusätzliche Kassetten erstanden aber eines der Bänder macht Probleme. Bei geöffnetem Gerät erkennt man sehr gut dass das Band zu langsam in die Kassette zurückgespult wird und sich so vor dem Tonkopf von der Gummiwalze abhebt. Das Band scheint sich schlecht aufzuwickeln und die Kassette hebt sich vom Gerät ab.Die Aufnahme eiert stark beim Abspielen und der Nadelträger wird mitsamt dem Band angehoben wie man an der pendelnden Fortschrittsanzeige erkennt. Die Kassette habe ich vorsichtig geöffnet und mir ist nichts ungewöhnliches an der Bandführung aufgefallen. Kann mir einer der Tefifon Profis hier im Forum einen Tipp geben was mit dieser Kassette, es ist die einzige die Probleme beim Abspielen macht, los sein könnte und was man dagegen tun kann? Auf dem Bild ist in gelb eingezeichnet wie sich das Band vor dem Tonkopf von der Walze abhebt.

Viele Grüße
Andreas

Hallo Andreas,
Da gibt es mehrere Möglichkeiten.
Der vertikale Spurwinkel deines Systems stimmt nicht, der Nadelträger ist verbogen und das System sitzt ein wenig zu weit hinten. Durch den Spurwinkelfehler könnte es sein dass die Nadel in der Rillen erhöhten Widerstand hat, was ein Abheben des Bandes begünstigt.
Es liegt NICHT daran dass das Band zu langsam aufgewickelt würde. Das ist ein verbreiteter Irrglaube. Das Band wird überhaupt nicht gezogen, sondern nahezu ausschließlich geschoben.
In dem gelb markierten Bereich wird das Band unter dem System hindurchgeschoben.
Damit das reibungslos funktioniert darf das Band nicgt wellig oder zu steif sein.
Vergleiche das bitte mal mit deinen anderen Bändern.
Ursache für das Abheben kann sein:

Welliges, steifes oder gar zerknittertes Band
Zu hohe Auflagekraft des Systems
Starke Spurwinkelfehler
Schwergängige Führungsrolle ( die muss spielend leicht laufen)
Verschmutztes Band
Verschmutzte Kopftrommel
Verringerte Friktion durch verhärteten Gummi der Kopftrommel

Wenn deine anderen Bänder laufen ohne dass du sie geöffnet und behandelt hast, ist das eher ein Glücksumstand. Mindestens die Hälfte aller Bänder läuft ohne Reinigung und Entspannung nicht problemlos.
Ich vermute dass bei dir mehrere Faktoren zusammentreffen, das ist fast imner so.

Als erstes würde ich Andruckrolle und Kopftromnel mit Alkohol gründlich reinigen.
Unbedingt den freien Lauf der Führungsrolle prüfen.
Beim Tefifon hängt alles davon ab dass die Friktion zwischen Band und Kopftrommel optimal ist.
Sauberkeit ist da ganz wichtig.
Nützt das Reinigen nichts, dann kannst du die Tromnel abschrauben und die Gummierung nass mit Schleifpapier 400 sanft anschleifen.
Wenn dein Band nicht zu stark zerknittert oder wellig ist, sollte es dann laufen.
Wenn nicht, dann lass das Band laufen und ziehe über das Wahlrad das System vom Band zuruck.
Dann nimmst du einen Haartrockner und behandelst das Band für mindestens 5 Durchläufe mit Warmluft.
Aber Achtung: Das Band darf keinesfalls über 40 Grad warm werden. Danach lässt du das Band während des Laufens abkühlen. Das dauert mindestens 10 Minuten. Das System MUSS während der ganzen Prozedur zurückgezogen sein.
Sollte es eun teures, seltenes Babd sein dann lass es lieber.
Hilft das alles nichts, dann ist der Gummi deiner Kopftrommel einfach am Ende. Da könnte ich dir im.Austausch eine mit neuer Gummierung anbieten.
Lösen lässt sich das Problem in jedem Falle.

Gruß,
Achim

Hallo Achim,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich habe die von Dir angeführten möglichen Defekte an meinem Gerät geprüft und es passte alles. Mißtrauisch geworden habe ich mir die Kassette nochmal genau angesehen. Ich habe das Band vorsichtig vom Wickelteller genommen und mir die Welligkeit angesehen die kaum vorhanden war. Als ich die Kassette mit einiger Mühe wieder zusammen hatte habe ich nochmals das Abspielen probiert und alles funktioniert perfekt. Meine Vermutung ist, der Vorbesitzer der Kassette hat das Band ebenfalls offen gehabt und irgendwie die Bandführung nicht richtig gemacht. Ich könnte mir vorstellen, das sich der spitz zulaufennde Dorn (Mitte der oberen Gehäusehälte im Bild) zwischen die Lagen des aufgerollten Bandes verirrt hat und so mehr Widerstand erzeugt hat bei dem das Nachschieben Bands schwerer ging und es sich deswegen aufgestaut hat.
Jetzt da ich es offensichtlich diesmal richtig zusammengebaut habe spielt es hervorragend. Ich danke Dir aber trotzdem für die vielen guten Hinweise. Ach ja, was diese Fönbehandlung bei welligen Bändern angeht: Ist die Methode denn dauerhaft oder wellen sich die Bänder danach wieder? Wie siehts mit Versprödung durch die Hitze aus?

Viele Grüße
Andreas

Diese Zunge dient ja dazu dass das Band imner auf Abstand zum Wickeldorn gehalten wird. Schiebt sich da nur eine Lage Band dazwischen ist es schon passiert und das Band zieht sich fest. Das passiert ganz schnell und ist der häufigste Fehler beim Zusammenbau.

Was das dauerhafte Entwellen der Bänder betrifft, kann ich nur auf 5 Jahre zurückblicken. So alt sind meine ersten so behandelten Bänder und die laufen noch tadellos.
Aber jeder Kunststoff "merkt" sich seine Form wenn er ewig lange unverändert rumliegt. Deshalb ist es wichtig dass die Bänder nach dem Abspielen korrekt in der Kassette aufgewickelt werden und dass man sie hin ubd wieder mal durchspielt damit sie bewegt werden.
Due Bäbder besten zumindest zum Teil aus PVC das sehr resistent ist gegen Versprödung.
Dem Bandmaterial wurde bei der Herstellung Wachs zugemischt um die Geschmeidigkeit zu erhöhen. Dieses Wachs ist im Laufe der Jahrzehnte teilweise aus dem Bandmaterial ausgetreten, was man gut an den weißen kleinen Flocken zwischen den Rillen und auf der Bandoberfläche erkennen kann.
So gesehen ist das Band heute sicher etwas weniger geschmeidig als das vor 50 Jahren der Fall war. Ein wirkliches Problem ist das aber nicht.

Viele Grüße,
Achim

Ah OK, das erklärt wieso es nach dem erneuten Zusammenbauen dann funktioniert hat. Was die Reinigung betrifft hab ich den ganz groben Dreck bei laufendem Gerät mit einem weichen Pinsel gegen die Laufrichtung gestellt abgekehrt. Anhaftenden Dreck hab ich mit einem sauberen in Waschbenzin getränkten Tuch abgerieben. PVC sollte das doch abkönnen zumal Benzin ja schnell verdampft. Mit Wasser oder Isopropanol zu reinigen habe ich mich nicht getraut. Aber Benzin dürfte doch recht schonend sein oder?

Man kann sehr gut wässrige Lösungen eines Kunststoff - oder Haushaltsreinigers verwenden. Das macht den Bändern gar nix. Nur wenn ausgetretenes Wachs im Spiel ist benutze ich Bremsenreiniger. Der ist Benzin ja sehr ähnlich. Dabei wird aber halt auch immer etwas Weichmacher aus dem Band ausgewaschen. Deshalb nehm ich Bremsenreinger nur wenn es wirklich nötig ist. Vertragen haben die Bänder das bis jetzt sehr gut.

Gruß,
Achim

Ich nehme an, das silikonhaltige Pflege aufgrund der staubanziehenden Wirkung tabu ist ebenso wie Öl. Das man nicht zum Spaß mit Benzin reinigt ist klar. Ich hab das mal mit einem Band gemacht das so dreckig war, dass sich der Belag als Klumpen auf dem Band gesammelt hatte und durchs aufrollen so in das Band eingearbeitet hatte das die Nadel aus der Rille sprang.

Ich habe im Zuge meiner Reparatur übrigens einige defekte Teile neu konstruiert und für den 3D Druck verfügbar gemacht.
Hier der Link, vielleicht helfen sie ja jemandem. https://www.thingiverse.com/thing:4920050
Da ich keine hatte, habe ich auch noch eine Fernbedienung designed. https://www.thingiverse.com/thing:4445327 Beides ist selbstverständlich gratis.

Hallo Andreas,
das ist ja cool. Noch ein Tefi-Fan und ein 3D Druckspezialist. Das Thema wird gerade hier im Nachbarforum diskutiert.
https://radio-bastler.de/forum/showthre ... ht=tefifon?
Dass Rillen blockiert sind und die Nadel springt ist leider oft der Fall. Kein Wunder da der Dreck ja regelrecht eingewalzt wird. Ich reinige nun schon seit Jahren halbautomatisch und Markus ist über der Konstruktion eines Geräts für das Ultraschallbecken.

Virle Grüße,
Achim

Halbautomatisch reinigen klingt ja interessant. Würde sich aber bei meinen 7 1-Stunde Bändern und den 2 4-Stunden Bändern nicht rentieren. Für meine Sammlung an Schellackplatten hab ich mir allerdings eine Plattenwaschmaschine (Drehteller mit Getriebemotor und Flächenabsaugung mit Wasserabscheider) gebaut. Das dürften aber auch an die 300 Stück sein. Vinyl reinigen geht damit natürlich auch. Das Gerät war in einem Wochenende fertig und ist um nichts schlechter als eine gekaufte Plattenwaschmaschine mit Flächensauger. Nur mindestens 300 € billiger halt.

Ohhh, Du weichst ja das Label mit ein......

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Gruss Nad

„Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht. Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!"

Ein Leben ohne Röhrenradios ist möglich, aber sinnlos

möge die Emission mit Dir sein...

nach dem allerletzten Radio ist vor dem allerletzten Radio

Nein, das Label ist unter einem passenden Plexiglasdeckel mit Dichtung der per Flügelschraube mit dem Drehteller verschraubt ist. Man siehts ein wenig schlecht auf dem Bild. Da wird garantiert nichts nass am Label.

Ok, ja man sieht den Schaum am Rand..dankeschön

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Gruss Nad

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Cooles Maschinchen. Hab schon lange vor so was für meine etwa 1000 Singels zu bauen. Würde bei mir aber eher auf Ultraschallreingung hinauslaufen. Das Abdichten der Labels wird da wohl das gtößte Problem.

Gruß,
Achim

so schwierig war es auch nicht. Das wichtigste ist den Deckel, ich haben 3 Größen für Singles, LPs und Schellack, groß genug zu machen. Abgedichtet habe ich Deckel mit Tesa Moll Bändern für Fenster. Das Zeug ist wasserdicht und nicht zu hart.