Moin,
vor vielen vielen Wochen konnte ich einen Seibt VE 301 G bekommen.
Ein Mobakumpel mit dem ich regelmäßig emails schreibe hat ihn auf dem Flohmarkt "geschossen".
15,00 €. Netzkabel abgeschnitten, Holzwurm (zum Glück schon wieder ausgezogen), falsche Röhren, und völlig verbastelt.
Den nahm ich ihn gleich mal ab. Per DHL wurde er geliefert und entsprechend war natürlich der Zustand. Kurzum, das Gehäuse habe ich eigentlich komplett neu zusammengeleimt.
Ansonsten hat er es aber überstanden.
Kurz ein paar Fakten:
- Hersteller Seibt
- Baujahr ~ 1938
- äußerlicher Zustand im großen und ganzen ok, Löcher durch Holzwurm, leichte Lackverluste, stellenweise fehlendes Funier (bevorzugt an den Rundungen und Kanten). Eine der beiden Leisten quer über den Bespannstoff war mal gebrochen, hat schon mal jemand geleimt. Ansonsten optisch äußerlich komplett.
Drei originale Knöpfe, originale (aber krumme) Rückwand, originaler Bespannstoff (nicht mehr ganz fest)
Technik:
- kompletter Umbau von Gleich- auf Wechselspannung (laut Herberts Aussage wohl schon deutlich vor 1950 gemacht)
- keine Originalröhren vorhanden, war bestückt mit RGN 354 (defekt), RGN 1064 (gut geprüft) und REN 904 (gut geprüft) (von links nach rechts gesehen bei abgenommener Rückwand). Funktion somit natürlich nicht gegeben
- Netztrafo vorhanden
- Netzkabel abgeschnitten
- Blockkondensator durch Volumenvergrößerung aufgerissen
- sämtliche Widerstände und Kondensatren defekt
- Sämtliche Knöpfe auf Welle festgegammelt
- Kontakte beim "Wellenschalter" oxidiert
- Antrieb des Skalenblattes/Drehkondensators defekt (wie so oft)
Hab ich was vergessen? Ich weiß nicht.
Dann ging es an die Reperatur des ganzen.
Klar war von Anfang an, das dieses Gerät nachher mit Wechselspannung aus der Steckdose läuft, und nicht ein rück-rückbau gemacht wird.
So sah es aus, bevor ich den Lötkolben überhaupt angemacht hatte.




So zeigte sich mir der Blockkondensator nach dem Ausbau. Übrigens, ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Zum Ausbau des Blockkondensators muss weder Spulenturm noch Netztrafo angerührt werden. Ich habe ihn so aus- und wieder eingebaut bekommen, und er ist auch ordentlich fest.


Backe backe Kuchen..

Da ist die ganze Suppe..

Hier neu aufgebaut. Übrigens habe ich den Blockkondensator nachher nicht verfüllt.
Im Hintergrund ist das "neue" Netzkabel, es ist ein altes Bügeleisenkabel. Mit einer stinkenden Mischung aus schwarzem Tee und Kaffee wurde die Farbe angepasst. Dort ist noch ein "neuer" Stecker dran. Jetzt werkelt ein zweipoliger ohne Ausschnitte für die Schukos. Passt natürlich nicht in eine heutige Steckdose. Deswegen erbarmte sich der Herby, und überließ mir noch eine alte Dreifachsteckdose (die kleinen, ohne Kabel, aus Bakelit) um in eine moderne Steckdose zu kommen. Ach und das Netzkabel ist übrigens dreipolig. Soo verboten, wie alles andere eben gesagte auch. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, prangt im Typenschild natürlich noch das G, obwohl es ein Wechselstromgerät ist

Das Gehäuse des Blockkondensators wurde verstärkt.

Eingebaut, jetzt alles anschließen. Auf Tarnung der neuen Bauteile habe ich verzichtet.

Nun hatte ich schon einiges abgearbeitet. Der VE wurde optisch wieder etwas verschönert, die Technik etwas überholt, aber was machen ohne die passenden Röhren?
Ich hab das gerät bei mir zuhause über Vorschaltlampe mal angeschlossen, zu erst ganz ohne Röhren. geknallt hats nicht. Gut.
Die RGN 354 reingesteckt. Glüht schön, Gleichspannung aber nicht messbar (bei Herby stellte sich heraus, das sie NULL Emission hat)
Die REN 904 dazugesteckt, warum wurde sie, schon mal gut.
Die RGN 1064 habe ich natürlich nicht anstelle der RES 164 gesteckt.
Und das war dann auch das Problem. Die Teile sind so verdammt teuer.
Durch private Umstände kam es dann dazu, das ich für drei Tage beim Herby war.
Aber nicht alleine

Meine "bessere Hälfte" war auch mit. Das war aber alles so mit unseren Eltern abgesprochen.
Und dann ging es weiter..
Als erstes wurden die Röhren mal übern Prüfer gezogen. Ergebnisse siehe oben.
Derweil wurde nochmals etwas geleimt. Das Funier oben an der Kante vorne war wellig und neigte dazu, abzubrechen/fallen. Also geleimt und mit ordentlich Gewicht gepresst.
Jetzt weiß ich übrigens, was ich vorhin oben vergessen habe.. der VE hat wohl auf der Oberseite mal etwas Wasser abbekommen.

Das Chassis im Zustand "fertig" von unten. Fast alle Widerstände sind ersetzt, dazu die Kondensatoren. Die Zugentlastung des Netzkabels wurde mit einem Kabelbinder realisiert. Muss man erstmal drauf kommen!

Die Oberseite in Zustand "fertig". RGN 354 sind "echte alte Röhren", in der Mitte sitzt eine PL 95 auf dem Sockel einer REN 904 (dieser ist ja gleich zur RES 164). Herbys letzte RES 164 konnte ich ihm nicht abschwatzen. Ging einfach nicht

Und jetzt Butter bei die Fische.
Die RGN 354 ist FAUL. Die glüht nur vor sich hin, denn gearbeitet wird unterm Sockel (Gleichrichterdiode und Widerstand). Schon unglaublich. Heute ne kleine Diode, früher brauchte man eine riiiesen Röhre dazu!

Fertig eingebaut:


Mal gucken, was so los is aufn Wellen.. Zu sehen übrigens meine Wenigkeit.

Von der Empfangsleistung tut der VE ziemlich gut. Allerdings ist ohne Erdung bei Herby im Wohnblock nur sein "haus und Hofsender" zu hören. Mit Erdung geht er richtig ab.
Und bei mir zuhause erst recht, die Niederlande sind ja nicht weit.
Teilweise knallen hier die Sender so rein, das ich nicht weiß, wie ich die auf Zimmerlautstärke runterbekomme. Dermaßen laut - fliegen einem die Ohren weg!
Was ich jetzt noch sagen muss:
Ein großes Dankeschön an Herby für ALLES, Reperatur des VEs, Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Schlafmöglichkeit.. und das alles für zwei Personen.
Und das ers so lange mit uns zwei beiden ausgehalten hat
Was mir jetzt noch einfällt, vom Gehäusezustand ist jetzt nicht s viel zusehen. Interesse an weiteren Bildern?
mfg Tim
PS: Ein kurzes Video habe ich auch noch. Empfangen wird Herbys Haus und Hofsender, der HR 1.
http://www.youtube.com/watch?v=-Td2_LF9lNg&feature=c4-overview&list=UU0WM9A3pyfId7O__3qyJLNw