holger66 hat geschrieben:
Wenn Du das schon öfter gemacht hast mit der Korrektur der gehörrichtigen LS-Regelung, kannst Du eine kleine Anleitung daraus machen, wie Du an die Sache herangehst ? Ich denke, das Problem "quält" manch einen Sammler, der aber ungerne experimentiert....
H.
Hallo Holger,
"leider" experimentiere auch ich, bis es mir gefällt.
Ich tue dies, da sich zwar Dinge berechnen lassen, ich aber mein ganz persönliches Ohrenwohlempfinden nicht in diese Berechnungen integrieren kann

.
Die einer gehörrichtigen LS-Regelung unterliegenden Gehörkurven des menschlichen Ohrs sind nun einmal zunächst theoretische Werte.
Ich hatte das Thema hier im Forum mal in Zusammenhang mit Grundig 4088 aufgeworfen. Damals wurde auch fachlich beigetragen, indem die Wirkungsweise der einzelnen Glieder beschrieben wurde. Müsste im Beitrag zum 4088 oder im Beitrag "Gehörrichtige Lautstärke" sein, bin grad zu faul zum Suchen.Konkret gehe ich wie folgt vor:
1.) Abbau aller vorhandenen Glieder der gehörrichtigen LS (meistens ist es ja nur 1 RC-Kombination). Dann Hörvergleich zu vorher. Problem: jeder Hörvergleich sollte nicht auf der Werkbank, sondern natürlich mit eingebautem Chassis am Aufstellort des Geräts erfolgen. Die Werkbank mit ausgebautem Chassis verfälscht zu viel.
2.) Ausprobieren unterschiedlicher Kondensatorwerte (oder R-Werte). Ggf. macht man dies mit fliegenden Leitungen (Brumm ist dann in Kauf zu nehmen !!), oder man verlegt
behelfsweise die Original-RC-Kombination so, dass man ohne Chassisausbau umlöten kann (in diesem Fall geringer Brumm).
Beim 163W, ich schrub es, veränderte ich den originalen 25nF hoch bis auf 50 nF, und schließlich über viele Stufen runter bis auf 1nF (ok, es sitzt auch derzeit eine andere Endröhre drin, also auch hier eine gewisse "Verfälschung"), aber es gefällt mir und meiner Frau klanglich seither ausnehmend gut. Und zwar im Leise- wie auch im Lautbetrieb.
Dies jetzt hier natürlich nur als Beispiel und mit dem oberlehrerhaft wirkenden Hinweis meinerseits: das ist natürlich extrem individuell ! Meine Frau jedenfalls möchte den anfangs wegen seiner Größe und Optik mir zuliebe im Wohn-Esszimmer nur geduldeten Graetz 163 W derzeit nicht mehr hergeben.
3.) Daneben, das weißt Du, findet man auch oftmals sehr üppig dimensionierte Kondensatoren im unmittelbaren Umfeld des AÜ, die ebenfalls gewollt die Wirkung der Endpentode "beschneiden".
Es wäre also bei jedem Modell zunächst zu prüfen, ob der Klang durch einen unentdeckten Schaden im Gerät verbogen ist, oder ob dies modelltypisch so ist und vom Konstrukteur gewollt wurde. Im letzteren Falle liegt es natürlich am Sammler, ob er diese zeitgenössische Auslegung überhaupt verändern möchte.
Auch spielt selbstverständlich das hier im Forum schon oft behandelte Thema der Basslastigkeit heutiger UKW-Abstrahlungen mit in die Thematik hinein: die Geräte mögen also bei den recht neuen UKW-Darbietungen der frühen 50er durchaus angenehm geklungen haben, nur leider müssen wir sie an den heutigen Darbietungen messen. Und da hilft es mir persönlich wenig, wenn es mal gut klang, dies aber heute nicht mehr tut.
Übrigens, Nachtrag, fiel mir gerade noch beim Schreiben ein: Kindheitserinnerung:
Das Objekt: Graetz Scerzo 56, Musiktruhe. Elterliche Instruierung des kleinen k.:
"die Regler
(gemeint sind Bassregler und Höhenregler) stehen dann richtig, wenn sie in der Mitte stehen: dann ist der Klang immer am besten!"
Wurde fortan diszipliniert verfolgt.
Witz am Rande: natürlich war die Truhe stets genau so eingeregelt, ABER: bei dem verbauten Graetz Radio sind Höhen- und Tiefenregler nur aktiv, wenn alle Klangtasten ausgeschaltet sind. War hier aber nicht der Fall, da stets "Solo" gedrückt war. Regler damit ohne Funktion, aber penibel eingeregelt, über >Jahre
Gruß
k.