Hallo,
hier der Restaurationsbericht vom Grundig 4004W mit der EL41 das ich heute bekommen habe. Und wenn Bosk Veld mit macht, seinen 4004W mit EL12 das er auch zeitgleich mit mir restauriert. Dann hat sich noch heraus gestellt, Schraubstift hat auch noch einen Grundig 4004W den er restaurieren möchte. Ich schreibe bewusst etwas ausführlich, damit auch Neueinsteiger gut folgen können.
Ich habe mir gedacht, dass wir ja alle unsere Erfahrungswerte der Restauration hier einbringen können. Es ist ja schon selten, dass 3 Leute das gleiche Radio gleichzeitig auf der Werkbank zum restaurieren stehen haben.
Der Schaltplan (beide Versionen EL41/EL12), Seillaufplan, Abgleichplan, sonstige Informationen befinden sich in der Schaltplanecke
MAUSKLICK HIER!Okay dann fange ich mal an:

Kurze Bestandsaufnahme, Netzleitung auf Isolationsschäden überprüft. Ist die richtige Sicherung eingesetzt, sind alle Röhren vollständig und am richtigen Platz. Hängt irgend wo eine Leitung herum, ist irgend was locker, lässt sich die Mechanik schön drehen ohne das etwas beschädigt wird.
Dazwischen oder danach eine Grundreinigung, mit Hilfe eines Pinsels, Zahnbürste, Pressluftspray, Staubsauger. Ich werde mir demnächst einen Kompressor zulegen, der genug Power hat um den Schmotter auserhalb des Hauses ausblasen zu können. Ich hatte zwar noch keinen Kleintierzoo entfernen müssen, aber wenn die Teile bei der Reinigung durch die Luft wirbeln, kommt es echt besser wenn man sie nach dem Freiflug gleich draußen in der Hausmülltonne beerdigt.
Wenn das Grobe weg ist, kann man endlich auch die Bauteile sehen, die sich im Radio befinden. Da schaut man mal grob drauf ob nicht schon Kondensatoren explodiert/ausgelaufen sind, oder Widerstände abgefackelt sind. Ist mit den Bauteilen alles optisch im grünen Bereich, wird es spannend und es kommt ein Probelauf zum Einsatz. Dabei kann man die hier schon öfters vorgestellte Vorschaltlampe benutzt werden, oder langsam mit einem Regeltrenntrafo die Spannung erhöhen. Die alten Elektrolytkondensatoren werden sanft geweckt, am sagt formieren dazu. Sie bilden wieder eine Oxidschicht, die isoliert wirkt und einen Kurzschluss vermeidet. Der Formierungsvorgang sollte genug Zeit mit entsprechenden Abschalt-Intervallen beinhalten.
Dieser Vorgang kann etwas dauern, dabei die Stromaufnahme beobachten. Falls das Radio nicht auf dem Speicher, Keller oder ähnlichem seinen Dornröschenschlaf gemacht hat, und vorher im Einsatz war, kann man den Formierungsvorgang natürlich weg lassen.
Nicht aber die Kontrolle über die Stromaufnahme, sie sollte bei einem unbekannten unrestaurierten Radio immer im Auge behalten werden. Auch mal schnell eine Rauchen funktioniert da nicht. Stecker raus, oder Regeltrafo ausschalten bzw. auf 0 runter drehen. Es können immer noch defekte Papierkondensatoren wegen schlechter Isolation anfangen zu brennen.
Hier am Ende der Formierung, lief das Radio im Verstärkerteil mit der Brummprobe noch sehr laut. Alle Röhren werden schön warm, Stahlröhren sieht man ja nicht glühen. Die EM11 bietet ein schön helles Leuchtbild, und die EBC41 und EL41 sieht man schön glühen. Sicher man kann auch falls vorhanden ein Röhrenprüfgerät benutzen, um ganz sicher zu gehen. Nun habe ich die Tasten für die entsprechenden Rundfunkbänder gedrückt. Der Empfang für UKW setzte erst ein als ich den Sockel und die Fassung der ECF12 gereinigt habe. Der Empfang ist nicht sehr laut, aber immerhin ich bekomme Sender rein und freue mich natürlich. Die Grundfunktion des Radios ist in Ordnung, der Oszillator schwingt, und scheinbar hat auch keiner an den Filtern gedreht. Nach dieser Grundfunktionsüberprüfung der auch die anderen Bändern beinhaltet, hier ist übrigens die Lautstärke im grünen Bereich, werden die Temperaturen vom Netztrafo, Gleichrichter und Glättungskondensator mit der Hand abgefühlt. Auch diese waren in Ordnung.
*Stromversorgung wird unterbrochen und gegen Wiederinbetriebnahme gesichert, eine Lage Isolierband um den Stecker wickeln!*
In Betrieben werden bei Anlagenwartungen die Schalter mit einem Schloss verriegelt, bestimmt gibt es auch abschließbare Steckerboxen, was ich allerdings im Radiobereich etwas übertrieben finde. Manch ein Hektischer Meister, Geselle oder AZUBI ist schuld an den immer neuen Vorschriften.
Diese Isolierbandmethode ist ganz gut wenn nun eine längere Pause eintritt. Besonders bei der Restauration von Allstromradios sehr empfehlenswert, um zu verhindern das der Stecker, der zufällig neben der normalen Steckerleiste liegt aus versehen eingesteckt wird.
Für Allstromgeräte unbedingt die erweiterten Warnhinweise im DRF durch lesen, IMMER einen Trenntrafo bei der Reparatur benutzen! VDE-Vorschriften wurden nicht nur für Weicheier geschrieben.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen, das Chassis dem Gehäuse zu entnehmen. Dazu werden die Zuleitung(en) zum Lautsprecher(n) markiert, und ab gelötet. Nervig wenn beim Zusammenbau erst mal ermittelt werden muss, wo die Feldspule und die Polarität der Membran ermittelt werden muss. Das magische Auge, wird vorsichtig vom Halter an der Schallwand demontiert, vorsichtig abgezogen und sicher verwahrt.
Genau so bin ich mit der EBC41 und EL41 vorgegangen. Die Stahlröhren, okay es gibt ja auch Stahlröhren aus Glas, habe ich stecken lassen. Besser ist jedoch alles runter, die Fassungen müssen eh noch gereinigt werden.
Nun werden die 4 Schrauben im Bodenteil vorsichtig entfernt (zu zweit geht das sicherer), und das Chassis vorsichtig herausgenommen.
Viele haben jetzt ihre eigene Methode wie sie das Chassis zur weiteren Restauration positionieren.
Ich verwende eine geniale Vorrichtung, die mir die Arbeiten am Chassis erheblich erleichtert.

Jetzt kommen wir zu einem wichtigen Punkt, bei dem man manchmal Entscheidungen treffen muss. Es geht um die Skalenscheibe, ein sehr empfindliches Objekt, das wenn es nicht gerade aus Kunststoff besteht, bei seltenen Geräten über Restaurationserfolg oder Teileträger entscheidet. Unlängst bei einem seltenen französischen Radio ist mir bei der Reinigung der Innenseite ein wahrer Zahlensalat entgegen gekommen. Zum Glück war es nur die Metereinteilung in einem kleinen Skalenbereich die flöten gegangen ist.
Nach diesem ärgerlichen Vorfall möchte ich nichts mehr riskieren. Mit einem Wattestäbchen gehe ich an einem unauffälligen beschrifteten Teil der Skala, erst vorsichtig mit einem trockenen Stäbchen, verwischt nichts, dann mit einem leicht angefeuchteten.
Diesmal gab es keine Buchstabenverluste, diesmal wurde nur das O von OSLO leicht verwischt. Für mich war das eine unauffällige Stelle, allerdings sollte der Test nur ein ganz kleines Teilchen vom O bei Ergebnis negativ verwischen.
ACHTUNG! DER AUFDRUCK DER SKALENSCHEIBE VOM 4004W LÖST SICH BEI GERINGSTER FEUCHTIGKEIT AB!

Fakt ist, ihr könnt euer O von OSLO behalten. Und mein halbes 3/4 O geht in die Geschichte ein. So wie Bettina Wulff mit ihrem neuen Buch, ähm Offtonic. Wetten viele von euch denken jetzt, warum hat er nicht das M von MADRID, oder das S von SOTTENS genommen? Okay beim Sender VIGRA aus Ålesund an der norwegischen Küste fehlt ja auch das A nach dem I.
Also ist die Wischprobe positiv, lasse ich die Scheibe bei geringen Verunreinigungen lieber eingebaut, sonst natürlich raus damit und an einen sicheren Ort verwahren. Etwas Druckluftspray und vorsichtiges hantieren mit einem weichen Pinsel, (sah aus wie eine Bombenentschärfung) hat den Staub gelöst.
Tja so weit bin ich heute gekommen, und habe für den Text mehr Zeit gebraucht als bei der angefangenen Restauration.
Fortsetzung der 3 drei Tenöre ähm Restauröhren folgt. Jetzt wo ich quasi eure Skalenscheibe gerettet habe, könnt ihr auch mal was zu euren 4004´s schreiben.
Es folgen noch ein paar Fotos:



Passend zum Teppich, das Gehäuse grob gereinigt


schönen Sonntag
Gruß Gery