Gestern Abend wurde mir mein neuestes Projekt angeliefert, ein Grundig 2117.
Wie üblich obsiegte die Neugier, und bisherige Feierabendplanungen wurden zugunsten einer sofortigen Zerlegung /techn. Überprüfung hintangestellt.
Aber der Reihe nach.
Mich faszinieren Geräte, die mit möglichst wenig Röhren und zu möglichst erschwinglichen Preisen möglichst "viel Radio" bieten sollen.
Über den Grundig 88, der 1 Beispiel der bei Grundig über viele Jahre gebauten 3-Röhren-Reihe ist, wurde hier schon berichtet:
viewtopic.php?f=32&t=3464&hilit=musikger%C3%A4t+88Nun muss ich sagen, dass dieses Gerät mir optisch nicht so sehr zusagt, wenngleich ich ein Gerät aus dieser technischen Baureihe schon haben wollte.
Angeregt durch Gery's Beitrag über den 98 AS ging ich also auf Suche im Netz und würde fündig
http://www.radiomuseum.org/r/grundig_mu ... 117_1.htmlTechnisch gesehen dürfte es sich um das Chassis des Musikgerätes 88 handeln. Optisch hat mein Gerät allerdings nicht das hier im rm.org gezeigte Nussbaumfurnier, sondern das mir besser zusagende helle "Rüster"-Gehäuse.
Und damit wären wir beim Startpunkt dieses Beitrags.
Das Gerät wurde für kleines Geld in der Bucht geschossen. Ausschlaggebend war der gute Gehäusezustand und die Einschätzung, ein komplettes, technisch unvermurkstes Gerät zu erwerben. Beides bestätigte sich beim Entpacken. Die vom Verkäufer gewählte Verpackung war vorbildlich und garantierte einen zerstörungsfreien Transport. Besonders freute mich, dass sich auf der Gehäuseoberseite mal nicht die typischen Blumentopf- oder Wasserglasränder fanden.
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Bilder muss ich noch machen, dazu fehlte mir gestern abend ob meiner technischen Neugier die Zeit.-Also frisch ans Werk, will sagen, an die technische Durchsicht. Ein probeweiser Kurzbetrieb auf der Werkbank offenbarte Funktion, allerdings "wacklig".
Konkret wurden zunächst repariert / ersetzt:
- Skalenbirnchen
- einige mit weißer Vergussmasse vergossene ERO, die bereits Auskocherscheinungen zeigten
- der Lade-Elko, der zuviel Brumm zeigte
- das Netzkabel, das nur rund 50 cm Länge aufwies (offenbar hatte da mal jemand, warum auch immer, geschnippelt).
- Verschraubungen der UKW-Box: lose, 1 Schraube fehlte ganz
Die Röhren zeigten auf dem W19 durchweg gute Werte.
Die Wiedergabe war danach besser, allerdings noch nicht stabil. Zudem stellte sich nach rund 5 Minuten Betrieb ein häßliches Pfeifen ein, das einherging mit schwindender Lautstärke und dünner werdendem Klang.
Leider konnte ich bis dato noch keine saubere Messreihe anlegen, so dass der Fehler zunächst mit Versuch-und-Irrtum eingegrenzt wurde. Als Übeltäter entpuppte sich, allem Anschein nach, die ECL86. Ein Ersatzexemplar funktioniert bis dato einwandfrei; aber das muss ich noch genauer untersuchen.
Die ECL86 gilt ja bei einigen Sammlern als "verschrieen" ob ihrer Fehleranfälligkeit.
Grenzwertig schien mir die Anodenspannung. Das Schaltbild weist hierzu 245 Volt an der Anode der ECL86 aus. Messen konnte ich 213 Volt.
UKW-Empfangsleistung ist damit brauchbar, aber nicht wirklich gut: nur 3 Stationen, die kräftig einfallen. Da leistet mein kürzlich fertig gestellter Grundig 1012 mit seinen nur 8 FM-Kreisen mehr. Aber ich stehe ja erst am Anfang der Generalüberholung.
Ich habe zwar gestern noch einen Siliziumgleichrichter verbaut, der nun an dieser Stelle 250 Volt anlegt, aber auf Grund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr weitergearbeitet. Der Originalgleichrichter verblieb im Gerät, er wurde nur abgeklemmt, der Neue daneben mit etwas Klebstoff an der Chassiswand fixiert und mit seinem Minuspol am Chassis verlötet.
Saubere Messungen sowie Testläufe stehen noch aus.
Soviel für den Anfang.
Gruß
k.
Nachtrag 1:
Generell, und das war bereits
vor Ersatz des Gleichrichters so, brummt mir das Gerät etwas zu stark, sobald die Röhren warm werden.
Wie gesagt: Defekte Kondensatoren wurden wertegleich ersetzt und an der Originalstelle eingelötet, so dass keine Änderung der Leitungsführung auftrat.
Nachtrag 2: den Schaltplan habe ich.
Aber wenn jemand eine Abgleichanleitung hat, bitte mir zur Verfügung stellen.