Dampfradioforum

Gestern bekam ich einen Graetz Super 51W geschenkt. Dieser stand im Keller einer Gaststätte, die gerade den Besitzer gewechselt hat und renoviert wird.

Das ist eines der letzten großen Graetz-Radios im Stil der 30er Jahre. Stern Rochlitz hat ab 1949 im ehemaligen Graetz-Werk ein ähnliches Radio gebaut, aber kleiner und mit leicht geänderter Röhrenbestückung: aus der EFM11 sind eine EF11 und eine EM11 geworden.

Es ist mein siebtes Vorkriegsradio, obwohl es vielleicht gar keins ist: Baujahr 1939/40, also womöglich schon während des Krieges gebaut.

Äußerer Zustand: komplett, Skala und Lautsprecherstoff verschmutzt, aber in Ordnung, alle Bedienelemente gängig. Die Oberseite ist verkratzt, es wurden wohl öfter mal Getränkekisten oder ähnliches draufgestellt.

Innerer Zustand: komplett, normal verstaubt, auf den ersten Blick unverbastelt.

So etwas nimmt man doch gern, oder?

Nach der elektrischen Überprüfung werde ich weiter berichten.

Lutz

Hallo Lutz,

ein solches Radio gehört zu den sehr frühen Exponaten meines "Minimuseums". Vor über 30 Jahren konnte ich es auf der "Hobbytronic"-Messe in den Westfalenhallen zu Dortmund für 20DM mitnehmen. Zustand = traurig bis ganz traurig. Furnier wegen Feuchtigkeit unten rechts am Rand wellig und abgelöst, Schimmelbefall... - immerhin die Technik schaute noch ganz passabel aus. Die Rückwand fehlt allerdings bis heute.
Nach einer sehr aufwändigen Instandsetzung (technisch wie optisch) spielte es wieder wie neu. Besonders auf der Kurzwelle zeigt der Empfänger seine Stärken. So mag ich Dich ermutigen, dieses tolle Radio schon bald auf dem Arbeitstisch zu neuem Leben zu erwecken!

Ich konnte es nicht erwarten.

Das Netzkabel sah überhaupt nicht mehr vertrauenserweckend aus, die Isolation der Adern hat sich in eine körnige Substanz verwandelt. Ich habe es erst einmal provisorisch ersetzt. Samstag kaufe ich originalgetreu aussehendes stoffisoliertes Kabel (gibts hier im Lampenladen).

Die beiden Sicherungen waren durch 2 A flink ersetzt, eine davon defekt.

Lade- und Siebelko stammen aus den 70er Jahren, wurden also schon einmal (offensichtlich fachmännisch) ersetzt.

Der Einschalter und der Netzspannungswähler brauchten noch etwas Zuwendung. Dann kam der große Moment.

Röhren fingen an zu heizen, Stromaufnahme zunächst normal - und nach wenigen Sekunden gab es ein Gewitter in der AZ11. Also diese ersetzt und nächster Versuch.

Nach ungefähr 1/2 Minute war leises Netzbrummen aus dem Lautsprecher hörbar. Eine Messstrippe als Antenne angesteckt, dies bewirkte ein lautes Krachen, ein gutes Zeichen. Und tatsächlich, ein Sender ist zu empfangen, Radio France auf Langwelle. Sogar die EFM11 leuchtet noch ein bisschen.

Auf den anderen Wellenbereichen ist noch kein Empfang vorhanden. Das wird sich voraussichtlich ändern, wenn ich die Röhren geprüft, die (wohl alle noch originalen) Papierkondensatoren sowie einige Glimmer(?)-Kondensatoren verdächtiger Bauform geprüft bzw. erneuert und die Röhrenfassungen und den Wellenbereichsschalter gereinigt habe.

Lutz

So muss das, Lutz - immer ran an den Feind...

(Geht mir aber genau so - eine Neuerwerbung MUSS erst "einmal eben schnell" auf den Tisch...)

Nach einer Reinigung der Wellenschalterkontakte spielt das Radio auch auf Mittelwelle. Auf den beiden Kurzwellenbereichen auch, aber mit mangelhafter Empfindlichkeit und Aussetzern. Die Reinigung des Wellenschalters muss ich noch einmal etwas intensivieren.

Die Kondensatorbestückung ist ein Mix aus Hydra (im Glasrohr) und ERO (schwarz). Der Leckstrom der Exemplare, die ich getestet habe, hält sich in Grenzen - das ist schon mein zweites Vorkriegsgerät, bei dem das so ist. Trotzdem werde ich einige ausgewählte neu befüllen. Viele Werte stimmen nicht mit denen im Schaltplan überein. Ob das schon kriegsbedingter Mangel war?

Beeindruckt war ich von einem Kondensator in flacher Bauform, die mir in anderen Radios schon durch Kapazitätsverlust unangenehm aufgefallen ist. Aufgedruckter Wert: 530 pF, gemessen: 532 pF.

Leider ist der Bowdenzug für die Bandbreitenverstellung gerissen.

Lutz

Eine nochmalige intensive Reinigung des Wellenschalters brachte zwar eine weitere Steigerung der Empfindlichkeit, die jetzt in Ordnung ist. Der Wackelkontakt auf den beiden Kurzwellenbereichen ist aber immer noch da.

Der Wellenschalter ist so konstruiert, dass die Blattfederkontakte teilweise in einen Abschirmbecher, ähnlich einem großen ZF-Filter, ragen. Darin befinden sich die Vorkreisspulen. Der Wackelkontakt muss irgendwo darin liegen. Mal sehen, ob ich es mir antue, diese Einheit zu zerlegen, denn das sieht sehr aufwendig aus.

Was mir aufgefallen ist: Das Radio hat einen gewaltigen Tiefbass. So etwas habe ich auf den AM-Bereichen noch nicht gehört.

Lutz

Hallo Lutz,

das liest man doch gerne, dass der Apparat langsam wieder gesund wird - prima! Stößsche...

Das Klangbild ist wirklich eine Wucht für einen reinen AM-Empfänger - ist mir bei meinem Gerät auch schon aufgefallen. Die Leute haben sich mit der Schaltung und Röhrenbestückung eben noch richtig Mühe gegeben. Auch der AÜ ist verhältnismäßig großzügig dimensioniert. Der verwendete LS ist auch nicht gerade klein, was die Membranfläche angeht. Der "schiebt" richtig was, hehe^^.
Was allerdings meiner Meinung nach bei dem Gerät vollkommen überflüssig ist, ist die "Sparschaltung". Wie siehst Du das?

Die habe ich noch gar nicht ausprobiert. Das werde ich nachholen und dann berichten.

Wenn ich bei meinem 153W die Sparschaltung aktiviere, spielt er kaum noch brauchbar. Die Empfindlichkeit und die Lautstärke sinken stark ab und die Verzerrungen nehmen deutlich zu. Ich frage mich, ob die Sparschaltung seinerzeit jemals ernsthaft genutzt worden ist.

Lutz

Eben, Lutz, das wollte ich mit der Aussage vorhin indirekt auch zum Ausdruck bringen.

So, jetzt habe ich das ausgebaute Chassis einmal betriebsbereit angeschlossen und die Sparschaltung getestet. So übel ist sie bei diesem Radio gar nicht. Der Ton wird deutlich leiser, aber die Empfangsleistung bleibt weitgehend erhalten, das Grundgeräusch (Rauschen/Netzbrummen) ist kaum noch hörbar, und störende Verzerrungen gibt es auch nicht. Dafür ist die Stromaufnahme nahezu halbiert (Leistungsmesser habe ich gerade nicht da). Um mit geringer Lautstärke zu hören, ist die Sparschaltung bei diesem Radio eine sinnvolle Einrichtung.

Warum sie bei dem 153W so schlecht funktioniert? Na ja, es ist über 30 Jahre her, dass ich das Radio instandgesetzt habe. Wer weiß, was da inzwischen überholungsbedürftig geworden ist.

Lutz

Ohohhh... - dann sollte ich vielleicht meinem Gerät noch einmal etwas Zuneigung zukommen lassen - wer weiß, was nach all den Jahren daran mittlerweile nicht mehr so ganz knusper ist, hehe^^

Wow, Sparschaltung in Röhrenradio lese ich das erste Mal
@Lutz: Auf jeden Fall nutzen, "Mutti" will ja schließlich bis 2012 alle AKW's abschalten.

David

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http://youtube.com/omcadorf

Fehlt eigentlich nur noch eine Umschaltmöglichkeit auf Öl, Gas oder Kohle, hehe

Oder Windkraft, Solarenergie???

... Kurbelinduktor? Reicht auf jeden Fall für die Anodenspannung


... is mir auch vollkommen neu ... Witzig!


... vieleicht haben wir ja Glück und die schaltet sich aus versehen gleich selber ab (ja ne doch, ich kann die nicht ausstehen...)

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baba
Micha

Der Wunsch blieb unerfüllt, denn wir schreiben ja schon das Jahr 2016, oder habe ich da etwas verpasst. Zurück in die Zukunft? Mc Fly... hilf mir...!