Am Mittwoch sind die bestellten Ersatzkondensatoren bei mir eingetroffen, da ich aber noch anderweitig zu tun hatte habe ich erst gestern an der Musiktruhe weitergearbeitet.
Nachdem ich das Chassis auf meinen Arbeitstisch gestellt hatte, musste es erstmal eine Reinigung mit Staubsauger, Pinsel und Wasser über sich ergehen lassen. An manche Stellen kam man aufgrund der ganzen Bauteile etwas schlecht dran, aber nach einer Weile war alles soweit sauber.
Das Chassis blitzt zwar nicht, aber der ganze Staub ist verschwunden und Flecken wurden beseitigt.
Nach der Reinigung und der Entfernung des Becherelkos habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich am Besten dem Elektrolyt auf dem Chassis zur Leibe rücke - von Reinigungsmitteln und Bremsenreiniger lies es sich schon mal nicht beeindrucken. Stahlwolle wollte ich nach Möglichkeit nicht verwenden, da ich das ganze Chassis damit verkratzen würde.
Also habe ich meinen Bohrschleifer in die Hand genommen und einen feinen Bürsten-Aufsatz aufgesteckt. Mit einer Drehzahl von etwa 10.000 U/min ließ sich das Elektrolyt gut entfernen. Farblich ist das Chassis zwar an den Stellen mit dem Elektrolyt dunkler und grau, aber es befindet sich kein Elektrolyt mehr auf dem Chassis.
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Nach der Demontage der ganzen Knöpfe und der Skalenscheibe begann ich mit der Kondensatorkur, die flott von statten ging, da nicht so viele Teile zu tauschen waren. Den Doppel-Teer-Kondensator mit 2x10.000pF am Netzeingang habe ich ersatzlos entfernt und die braunen Kondensatoren habe ich, wie von Phalos empfohlen, ebenfalls ausgetauscht.
Anschließend ging es auf der Oberseite des Chassis weiter - das Gummiband, welches die Ferrit-Antenne an der Halterung halten sollte, zerbröselte schon beim anschauen. Also habe ich die Gummi-Reste allesamt entfernt und die Antenne mit zwei neuen Gummis und ein bisschen Sekundenkleber fixiert.
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Weiter ging es mit einer Ölung aller mechanischen Bauteile (Drehkondensator, Umlenkrollen...). Auch das Lautstärkepoti habe ich geölt und wieder gangbar gemacht, da es sich nicht mehr drehen ließ.
Als das erledigt war, ging es mit der Reinigung aller Potis weiter. Die Potis für die Klangfarbe liegen offen und lassen sich einfach reinigen, das Lautstärkepoti musste ich zerlegen, was aber nicht so schwierig war, da es mit Biegelaschen verschlossen war. Gereinigt habe ich die Potis mit einem Wattestäbchen, welches ich in Bremsenreiniger getränkt hatte.
Als auch das erledigt war, ging es mit der Primärseite des Netzteils weiter: Das originale Stromkabel wurde entfernt und ein neues, dreipoliges Schuko-Kabel mit 4m Länge eingebaut. Die Erdung wurde über einen Kabelschuh mit dem Chassis verbunden. Weiterhin wurde der korridierte Sicherungshalter mit meinem Bohrschleifer und einer kleinen Stahl-Bürste blank gereinigt, sodass er wieder einen guten Kontakt gab. Als Sicherung habe ich vorerst eine Sicherung mit 315mA verwendet. Zum Abschluss wurde noch ein Schuko-Stecker an dem Kabel angebracht, die einzelnen Innenleiter habe ich mit Aderhülsen versehen und so mit den Kontakten im Stecker verbunden.
Nun ging es in den Bereich der Tastenmechanik: Der Zeiger für UKW konnte nicht mehr bewegt werden, normalerweise sollte er sich aber beim drücken der UKW-Taste bewegen lassen. Der Fehler war schnell gefunden - das Stahlseil, welches die Mechanik auf die Bewegung des UKW-Zeigers umstellt, war von dem Hebel der UKW-Taste abgerissen.
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Repariert habe ich das Ganze mit einem Teil aus dem Modellbaubereich: Diese Teile werden verwendet, um die Stangen von den Servos an den Rudern zu befestigen. Dieses Teil hatte die perfekte Größe, um es an dem Hebel der UKW-Taste zu befestigen. Das Stahlseil habe ich vor dem durchführen verzinnt und auch nach dem anpassen der Länge nochmal verlötet, da sich das Seil bei mehrfacher Betätigung immer leicht gelöst hat. Nun hält die ganze Konstruktion fest und sicher.
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Damit die Zähne der Umschaltmechanik gut in das Gummi greifen können, habe ich das Gummi noch mit Silikon-Spray besprüht, wodurch es wieder sehr elastisch wurde. Das sieht man bereits auf dem Bild oben.
Zum Abschluss habe ich noch die ganze Tastenmechanik gereinigt und ein bisschen "Klavier gespielt". Danach war ich mit der Überholung des Chassis soweit fertig, allerdings hat die ganze Aktion auch fast einen ganzen Tag gedauert. Aber da ich gerade sowieso genügend Zeit habe, ist das kein Problem

. Damit habe ich es dann gestern belassen.
Heute ging es dann mit dem Gehäuse weiter: Die Truhe besteht praktisch aus drei "Stockwerken" - ganz unten findet man die Lautsprecher (zwei Hochtöner und ein Tieftöner), dann das Fach für den Plattenspieler, welches von vorne über die Klapptüre zugänglich ist und ganz oben findet das Chassis seinen Platz.
Zunächst habe ich die Truhe umgedreht und auf der Unterseite den ganzen Staub entfernt. Dabei ist mir aufgefallen, dass an einem Standfuß ein Stückchen Holz abgesplittert ist, was aber nicht weiter schlimm ist. Was aber etwas schlimmer war, waren die verrosteten Schrauben, welche die Bodenplatte mit dem Tieftöner in Position hielten. Auch die Befestigungsschrauben für den Tieftöner selbst waren schon stark verrostet.
Bevor mit das ganze auseinanderfällt, habe ich die Schrauben mit viel Druck und WD40 entfernt. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch besser das untere Fach mit den Lautsprechern und die Lautsprecher selbst reinigen und vom Dreck befreien. Zum Glück ist mir beim entfernen der Schrauben keine Schraube kaputt gegangen, das hätte das alles wesentlich schwieriger gemacht.
Auch der Stoff bei dem Tieftöner wurde von mir gereinigt und entstaubt. Am Ende habe ich alles mit neuen Edelstahl-Schrauben zusammengeschraubt, was jetzt natürlich nicht mehr original ist, dafür bekommt man die Bodenplatte aber auch die nächsten Male noch ohne Probleme entfernt. Nach dem Ankleben von vier Filzscheiben war ich mit der Unterseite soweit fertig.
Nach der Reinigung der anderen Fächer und dem entfernen der Kabel für den fehlenden Plattenspieler habe ich das Chassis in das Gehäuse gesetzt. Festgeschraubt habe ich es nicht, da ich das Radio nur testen wollte und ich es sowieso nach dem Testen wieder entfernen muss, um das Messing zu polieren und um dem Chassis den Feinschliff zu geben.
Nachdem ich die Lautsprecher mit Lüsterklemmen befestigt und die Röhren eingesteckt hatte war es endlich soweit - alles war verkabelt und bereit für den Test. Also steckte ich den Stecker in die Steckdose meiner Vorschaltlampe und diese wiederum und die Steckdose. Wie jedes Mal beim ersten einschalten eines Radios war ich aufgeregt und gespannt, was passiert. Mit leicht zitternder Hand betätigte ich die UKW-Taste und es passierte...
gar nichts.Kein Licht leuchtete auf, die Röhren glühten nicht, die Vorschaltlampe blieb komplett dunkel, kein Trafobrummen. Auch nach dem umschalten auf die anderen Wellenbereiche passierte nichts.
Ich prüfte alle Steckverbindungen und vergewisserte mich, dass ich die Sicherung nicht vergessen hatte und die Glühbirne in meiner Vorschaltlampe intakt war. Als ich dort keinen Fehler finden konnte, habe ich das Chassis nochmal ausgebaut und geprüft, ob Spannung anliegt und die Sicherung Durchgang hatte. Beides war der Fall, also bewaffnete ich mich mit einem Durchgangsprüfer und klingelte alle Kabel durch. Lange musste ich nicht suchen, meine Suche endete am Schalter. Egal, auf welchen Wellenbereich ich schaltete - der Schalter hatte keinen Durchgang, war also kaputt.
Da ich das Radio ausprobieren wollte, habe ich nicht lange überlegt und den Schalter einfach überbrückt. Also nochmal alles zusammengebaut, den UKW-Schalter gedrückt und das Radio in die Vorschaltlampe gesteckt. Jetzt tat sich auch etwas - die Glühbirnen leuchteten auf und die Röhren begannen zu heizen. Es steig kein Rauch auf und der Trafo schien normal zu arbeiten - ein gutes Zeichen. Auch die Vorschaltlampe sah normal aus.
Nach ein paar Sekunden hörte man ein leises rauschen, welches immer lauter wurde. Die Röhren waren also auf Betriebstemperatur und die Lautsprecher funktionieren.
Nach dem Drehen am Regler für die Abstimmung fand ich auch schnell einen Sender, welcher anstandslos abgespielt wurde. Da sich das Radio nun bewährt hatte, wurde es zur Belohnung an die normale Steckdose angeschlossen. Nun spielte das Radio etwas lauter, aber beim Versuch, es noch lauter zu stellen, stellte ich fest, dass der Lautstärkeregler nicht funktionierte - man konnte das Radio weder lauter noch leiser stellen, egal, wie weit man den Regler drehte. Die beiden Regler für die Klangfarbe funktionierten hingegen anstandlos.
Meine Miene erhellte sich aber gleich wieder, da ich erst jetzt einen Blick auf die EM80 warf, welche noch gut erkennbar ihr grünes Schimmern von sich gab. Sie schloss sich problemlos bei starken Empfang und öffnete sich, wenn man den Sender wegdrehte. Diese EM80 ist auf jedem Fall noch in einem guten Zustand und ich werde ihr einen Schalter spendieren, mit dem man sie ausschalten kann, um die Leuchtschicht zu schonen.
Nachdem ich noch ein bisschen mit den Drehreglern gespielt hatte und ein paar Sender eingestellt hatte, steckte ich das Radio wieder aus und beendete den Test. Auf jeden Fall war das zumindest mal ein Teilerfolg.
Jetzt werde ich mir noch Gedanken über den Schalter machen müssen. Als ich diesen nach dem Ausprobieren geöffnet habe, fielen mir diverse Kleinteile und eine zerbrochene Feder in die Hand, den Schalter kann ich wohl vergessen. Mal schauen, was ich in meiner Schalter-Kiste rumliegen habe, evtl. finde ich ja etwas, das passen könnte.
Außerdem werde ich mich nochmal mit dem Lautstärke-Poti beschäftigen müssen - evtl. habe ich da beim Reinigen etwas beschädigt. Vielleicht liegt der Fehler aber auch bei einem der Widerstände am Poti, diese habe ich noch nicht durchgemessen, vielleicht ist da einer hochohmig geworden. Mir wurde ja auch dazu geraten, auf die Widerstände ein Auge zu werfen.
Für heute reicht das aber erstmal und ich werde morgen weitermachen.