Hallo ins Forum,
in meinem Bericht zum
Grundig 2030W/3D hatte ich ja schon erwähnt das besagtes Radio bzw. sein Gehäuse nur ein Testlauf zur Gehäuserestauration war.
Radios und Fernseher sammele ich schon seit 1992. Zu der Zeit habe ich Radio- und Fernsehtechniker gelernt. Die Problemkondensatoren waren damals kein Thema, mein Chef erzählte von früher immer nur: „Da haben wir eine WIMA-Kur gemacht“. Das waren aber wohl nur die Tropydur-Kondensatoren. Von ERO´s, Neokons usw. war nie die Rede, wobei die Dinger in den 60ern wahrscheinlich noch einigermaßen dicht waren. In der Berufsschule haben wir über diese Bauteile auch nichts gelernt, Röhrentechnik war ja auch damals schon zu lange her.
Ich habe also die Radios, die ich damals hatte nur gereinigt, poliert und soweit repariert, dass sie wieder spielten, also Teile getauscht, die definitv defekt waren, kein vorsorglicher Austausch.
Das erste Gerät, an dem ich mich versuchte war ausgerechnet unser alter Telefunken Adagio 53, der in der Sommerküche stand. Diesen Radio hatten meine Großeltern gekauft, als sie 1954 geheiratet haben. Kein technisch aufwendiges Gerät, aber für mehr hat es seinerzeit halt nicht gereicht.
Meine Mutter erzählt heute noch, dass sie in den sechzigern Radio Luxemburg auf Mittelwelle gehört hat. Als meine Großeltern dann einen ITT Schaub Lorenz Touring für die Wohnung gekauft hatten, wanderte der Telefunken in die Sommerküche, wo er ca. 20 Jahre Temperaturschwankungen und unterschiedlicher Raumfeuchte ausgesetzt war.
Als ich mit 17 Jahren im 2. Lehrjahr anfing, mich für die alte Technik zu interessieren, war das Gehäuse schon arg mitgenommen. Der Lack war rissig und blätterte ab. Also habe ich das Innenleben komplett ausgebaut und ging (ohne jede Ahnung, wie man das am besten macht) mit der Bohrmaschine und aufgesetztem Schleifpad dem alten Lack zuleibe. Viel zu spät habe ich bemerkt, dass man die Zierleisten abnehmen kann und dass auch in den fünfzigern schon das Holz furniert wurde. Die Zierleisten waren hin und das Furnier durchgeschliffen. Wenn ich mich recht erinnere habe ich mich dann entschlossen, das Furnier komplett runter zu schleifen. Ein befreundeter Schreiner hat mir dann das Gehäuse in einem braunschwarz-Ton „patiniert“. Hat mir nie wirklich gefallen, aber das war das einzige, wie er sagte, was man mit normalem Aufwand hinbekommen könnte.
Meine Mutter war natürlich überhaupt nicht begeistert.
Als sie vor 3 Jahren 60 Jahre alt wurde und ich mittlerweile schon einiges hier im Forum zur Restauration alter Radios gelesen hatte, beschloss ich, ihr zum Geburtstag den alten Radio wieder zu schenken. Da ich wusste, das Gehäuse kann eigentlich nicht mehr richtig gerettet werden, suchte ich in den Kleinanzeigen nach einem baugleichen Radio. 30km entfernt fand ich tatsächlich einen Adagio 53, der vom Gehäuse her einen guten Eindruck machte und der auch nicht verbastelt war.
Ich wollte den Radio nun elektronisch auf Vordermann bringen und da das Gehäuse noch gut aussah, es nur richtig sauber machen und aufpolieren. Man sollte ihm sein Alter schon ansehen können.
Leider kam dann beim Reinigen ein großer Lackschaden auf der rechten Seite neben Schallwand und Skalenglas zum Vorschein, der wohl mal mit irgendeinem Kitt oder Lack kaschiert wurde.
Was also tun?
Es kam dann eigentlich nur in Frage, das Gehäuse neu zu lackieren, denn geflickt sollte es dann doch nicht aussehen.
Nachdem ich viele Anleitungen hier im Forum und im Netz studiert hatte, kam ich zu dem Entschluss, das Gehäuse mit Schellack zu polieren. Das entspricht zwar nicht der Original-Lackierung, aber bei einem Fehler kann man die Politur mit Spiritus wieder abwaschen und von neuem anfangen.
Wirklich getraut, den „guten“ Radio abzubeizen und neu aufzubauen habe ich mich dann aber doch nicht und so den
Grundig 2030W/3D zum Versuchsobjekt gemacht.
Nachdem der Versuch mit dem Grundig recht zufriedenstellend war, habe ich mich an den Telefunken ran getraut.
Hier ein paar Bilder von vorher:
Den Lackschaden sieht man leider nicht, da hab ich versäumt, ein Bild von zu machen.
Dateianhang:
TFK Adagio53_1.JPG
Dateianhang:
TFK Adagio53_9.JPG
Dateianhang:
TFK Adagio53_16.JPG
Dateianhang:
TFK Adagio53_17.JPG
Dateianhang:
TFK Adagio53_18.JPG
Diese grüne Scheibe wird zwischen Skalenlampe und "Lichtleiter" der Klang-Blende zur Anzeige (Klang Hell oder Dunkel eingestellt) über dem Lautstärke/Klangblende-Poti geschwenkt. Hier war der Haken für die Feder abgerissen. Ein eingeschmolzener Nagel tut jetzt seinen Dienst.