Dampfradioforum

Röhrenradioforum: Das Forum für alle Freunde alter Röhrenradios, Kofferradios und Röhrentechnik!
Ihr letzter Besuch: Mi Apr 30, 2025 13:52 Aktuelle Zeit: Mi Apr 30, 2025 13:52

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




 [ 19 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2  Nächste
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: So Sep 22, 2024 9:01 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Wahltag heute, vielleicht was Nützliches bzw. Erbauliches, Gerät und Geschichte, eine Geschichte zu Tücken alter Technik.

Dem Forumsthema nach anzunehmen, hat der eine oder andere alte Meßtechnik im Einsatz, möglicherweise sogar SEHR alte Meßtechnik.
Ok, das Uralt- Equipment kann nicht an PC oder Smartphone angeschlossen werden, und die Genauigkeitswerte aktueller Geräte der Meßtechnik, etwa von Rohde & Schwarz... Neeee, das schafft das Zeug wohl nicht.
Allerdings kriegt man es durchaus auf "ausreichende" Genauigkeit, für mich wären das unter <5%, damitr kann man in den allermeisten Fällen gut arbeiten.

Und so verwende ich solches Equipment- ich hab's, und rumstehen soll das Zeug nicht, dann "steht es sich tot".
Also tummeln sich in meinem "Labor" Geräte, die ein gutes Menschenalter hinter sich haben.

Eine Menge solcher Kisten steht bereit, eine ganze Wand voll, entweder bewege ich den Arbeitstisch dorthin, wo die benötigte Technik steht, oder ich muß die Geräte bewegen.
Den Gesundheitsminister wird's freuen- ein Beitrag zur Gesundheit des Besitzers- das Bewegen solcher Geräte ersetzt einen Besuch in der "Mucki- Bude", und das nächste "Gym" wäre auch 14 Km weiter, ich wohne auf dem Kuhdorf. (Nichts gegen Kuhdorf- ich liebe das !)

So stehen etliche Oszillographen bereit, unter anderem eine "Oszi der ersten Stunden", aus dem bekannten Berliner "Funkwerk Köpenick", Kurzwellen- Funkfreunde kennen dessen Allwellenempfänger "EKD".

Nach dem 2.Weltkrieg baute das Funkwerk bis Anfang der 50er Jahre Oszillographen, die meisten gingen als "Reparationsleistungen" an die damalige Sowjetunion.
Nur sehr wenige Geräte blieben in Deutschland, und wegen der enormen Größen und Gewichte... sind die meisten irgendwann verschrottet worden.

Ein Gerät von damals hat überlebt, ein 77 Kg- Oszi der "Schiffsanker- Klasse", über 70 Jahre alt..
Und der... funktionierte auf Anhieb nach Jahrzehnten Herumstehen in einer Garage !

Nur die Netzgleichrichterröhren, gewaltige "Poströhren" (Behörden- Röhren, meist auf Langlebensdauer ausgelegt) hatten mieses Vakuum, und fingen an zu "feuern".
Glücklicherweise konnte ich neue Netzröhren bekommen, sowie auch eine spezielle Hochspannungs- Gleichrichterröhre.
Alle Röhren geprüft- alle Leistungsröhren wie neu, die Vorröhren im "Gut"- Bereich (Funke- RPG).
Bei der Kontrolle der Eichung war der Zeitbasis- Bereich einwandfrei- nach 71 Jahren !
Die Stabilität der Zeitablenkung und Synchronisation "wackelt" gelegentlich- wahrscheinlich sollten die Vorröhren doch gelegentlich ersetzt werden.

Zu allem muß ich bemerken, daß es nur 3 Geräte dieser Serien und Baujahre nachweisbar sind !
Und... daß ich erst vor Tagen Unterlagen bekam, und zwar nicht die zum Gerät gehörenden, sondern anderer Serien, die aber glücklicherweise gleiche Schaltungen und BAUgruppen verwenden- Na klar. Hersteller erfinden das Fahhrad nicht immer wieder neu.
Die Beschaffung der Unterlagen war übrigens auch nicht einfach- ich habe Unterlagen käuflich erworben, sowie Scans bei staatlichen Archiven bestellt. Alles nicht billig.

Dateianhang:
DSCI5321_OG2_1_Foto_1024.jpg


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Zuletzt geändert von edi am So Sep 22, 2024 13:31, insgesamt 2-mal geändert.

Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: So Sep 22, 2024 9:07 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Episode 1-Nun geht's los:

Wenn ich eine Sinus- Wechselspannung aus einem Funktionsgenerator (80er Jahre, eine kleine ungarische Transistor- Kiste aus meinem ehemaligen Betrieb) einspeise, wird sie angezeigt.
Bei Frequenzen um 1 MHz aber... gibt es "Verbiegungen" des Sinusses, an der Spitze der positiven Halbwelle..
Ein parallellaufender Oszi zeigt die aber nicht.
Hmmm... irgendwas sauer ? Röhren ? Kondensatoren ?
Tausch der Röhren- kein Ergebnis.
Also: Kondensatoren.
Das Gerät ist voll mit Papierkondensatoren.
Allerdings der "guten Sorte", Keramikröhrchen verlötet: "Sikatrop"- Kondensatoren.
Tja...Stichproben ergaben: Alle Kondensatoren im Y- Verstärker sind nach 70 Jahren absolut einwandfrei !

Dennoch der Fehler.

Aber nun:
Ein ebenfalls recht betagter Rohde & Schwarz- Röhrengenerator (SMLR) liefert einen Sinus "frisch vom Resonanzkreis", und der...
...wird vom Uralt- Oszi auch richtig dargestellt.
Eine sehr geringe Verzerrung bei voller Ausgangsspannung wird auf Uralt- und Vergleichs- Oszi ebenfalls gleich dargestellt, wie sich das gehört.

Lange gesucht, bis ich mal den Sinus des Funktionsgenerators mit dem moderneren Oszi unter die Lupe nahm.
Und: Der Funktionsgenerator- Sinus ist Mist !
Der hat unter starker Vergrößerung eine winzige "Spitze" auf dem "Hochpunkt" des Sinusses !
Und genau diese erzeugt eine Fehl- Anzeige ! Die "Spitze" bei 1 MHz vom Uralt- Oszi nicht dargestellt, dafür eben eine "Verzerrung" an anderer Stelle.

Eine wirkliche Erklärung habe ich dafür nicht.

Ich mochte (damalige) "Funktionsgeneratoren" noch nie, das sind Geräte, die aus irgendwelchen Impulsen eine Art "Sinus" zusammenrühren, wenn man die Sinüsse ausschnittweise betrachtet, ist das immer noch erkennbar.Diese Fehlersuche bestärkt mich in meiner Abneigung gegen dieses Zeug.
Ich vermutete eine Art Oberschwingungs- Einflüsse- jede Verzerrung ist ja eigentlich sowas, siehe Fourier- Analyse-, kann dies aber nicht nachweisen.

Ok, die "Spitze" bei 1 MHz wird auf dem modernen Oszi -aber auch erst in hoher Vergrößerung des Schwingungsausschnitts- gezeigt, aber vom Uralt- Oszi nicht dargestellt, dafür eben eine "Verzerrung" an anderer Stelle.
Bei niedrigen Frequenzen (im NF- Bereich) ist die "Spitze" auch auf dem Oldtimer zu sehen.

Ist das Fehlinterpretieren einer "Impulsspitze" nun ein Fehler ?
Zu der Zeit, als das Gerät hergestellt wurde, waren derartige Impulsgeneratoren noch nicht erfunden, es gab kaum Anwendungen in Richtung Impuls- Beurteilung, aber es gab "Impuls- Oszillographen", das waren Geräte in Schaltschrankgröße, wegen des Gewichts kaum mehr bewegbar, und der Preis... da bakam man schon ein Häuschen für.

Bilder:
Verzerrung OG2-1
"Spitze" im EO213
"Spitze" im NF- Bereich, wird nun vom OG2-1 auch angezeigt
"Spitze" im EO213

Dateianhang:
Dsci5957b_OG2-1_Verzerrung_HF_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5959_EO2-13_Spitze_HF_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5955_OG2-1_Spitze_NF_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5956b_EO2-13_Spitze_NF_1024.jpg


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Zuletzt geändert von edi am So Sep 22, 2024 9:37, insgesamt 2-mal geändert.

Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: So Sep 22, 2024 9:16 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Episode 2:
Zum Verrücktwerden...

Als nächste Maßnahme natürlich... Überprüfung der Verstärkung/ Skalierung/ Eichung.
Dafür hat der OG2-1 "Kontroll"- Linien, die nehme ich als Maßstab.
Und da stelle ich gleich am Anfang fest, daß der EO213 korrekt anzeigt, der OG2-1 muß aber für die gleiche Anzeige immer weit aufgedreht werden, etwa auf das 1,5- fache, teilweise ist dann übersteuert.
Ist die Kiste zu schlapp ? Röhren angeblich gut, aber sind sie vielleicht doch zu sehr heruntergenudelt ?

Nach Wochen bekam ich die Unterlagen. Nicht doe originalen, sondern eines Paralleltyps, nahezu gleiche Baugruppen, aber Y doppelt, weil Zweistrahl- Oszi.

Und... Ja, verdammt- der OG2-1 ist geeicht.
Auf den Effektiv- Wert !!!

Also Spitzenwert, auf den die Skalen heutiger Oszis geeicht sind, mal 0,707.
Dann hat man auch eine gerade Anzeige in V/cm, mV/cm, usw.
Nimmt man die Anzeige, kann man statt dessen auch die Skalierung nach dem Spitzenwert verwenden.
Nur... dann hat man verdammt krumme Werte !
Z. B. Anzeite Kontrollinien 3cm = 6V, das sind 2V/ cm. Kann man gut mit rechnen, usw.
Nimmt man stattdessen den Spitzenwert, markieren die cm- Abschnitte 2,8V/cm, die Kontrollinien wären dann bei 3cm = 8,4V, das ist die Spitzenspannung = Effektivwert x 1,41 (das ist die Wurzel aus 2). Das ist ja absolut korrekt.
Nur: Mit krummen Werten ist Ablesung und Rechnen dann schon recht ungemütlich.

Dazu kommt noch die krude Berechnungsanweisung des Herstellers, um Skalenwerte in Spannungswerte umzurechnen.
Anstelle angezeigte cm nach einer Angabe V/cm in den Spannungwert umrechnen, muß man umständlich umrechnen.

Eine Kontrolle der Werte mit dem zewiten Oszi und einem Röhrenvoltmeter mit HF- und NF- Vorsatz- Tastkopf bestätigte alles, und zeigte nach Grundeinstallungen nach Anweisung, daß die der Oszi mit seiner Eichung nach Effektivwerten nach 70 Jahren noch immer "genau genug" ist.

Die Messmethode "alles in Effektivwerten" kann man machen, keine Frage- allerdings ist das eher dann angesagt, wenn hauptsächlich Sinusschwingungen beurteilt werden sollen- ein richtiger Impullsozillograph ist OG2-1 eher nicht.

Und was ich dann auch noch feststellte: Ich habe geschlafen- auf der Skale steht ganz untern Veff.

So kann es mit Geräten gehen, die so alt sind- ich vergleiche die Arbeit an den Oldtimern oft mit Forschungen an den ägyptischen Pyramiden- keiner weiß, wie man in 20 Jahren 2,5 Millionen Klamotten in Größe von Kleinwagen, dazu noch welche in zweistelligen Tonnengewichten, perfekt passend gearbeitet und auf 150m gestapelt hat.

Es ist viel Wissen verlorengegangen- es gibt nicht nur fast keine Geräte und Unterlagen mehr, auch keine Beschreibungen über die Arbeit mit solchen Geräten, über die Verwendung, usw.

Ich habe mir erst mal Umrechnungswerte auf den Handbuchseiten notiert.
So kann man viel besser arbeiten, und tatsächlich ist so ein Oldtimer noch genau genug für die Anwendungen im Rundfunk-, vielleicht auch noch im Fernsehbereich.

Bilder:
Seite 2 Beilage Meßbeispiel aus dem Handbuch, von mir ergänzt
Seite 5 Meßanweisung aus dem Handbuch, von mir ergänzt
Seite 6 Meßanweisung aus dem Handbuch, von mir ergänzt
Seite 8 Verstärkungsangaben aus dem Handbuch, von mir ergänzt


Dateianhang:
Dsci5937_Messbeispiel_OG2-3c_korr_Edi_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5953_Berechnung_Spannung_aus_Skalenwert_Seite_5_ergaenzt_Edi_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5952_Handbuch_Berechnung_Spannung_aus_Skalenwert_Seite_6_ergaenzt_Edi_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5936_notierte_Skalierungsumrechnung_Edi_1024.jpg


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: So Sep 22, 2024 9:23 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Die geschilderten Sachen haben mich tatsächlich etwa 2 Wochen gekostet, einmal ein Fehler der Meßtechnik (Funkltionsgenerator), einmal eine Skalierung, die wahrscheinlich so selten angewandt wurde, also gar kein Fehler.
Dabei hätte ich es sehen können- auf der Skale staht unten ganz klein "Veff". (Bild unten)

Nun ja- vielleicht hilft der Text, mal "über den Tellerrrand zu schauen", manchmal "sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht".
Und auch Verständnis für damals.
Man muß sich immer vorstellen, daß man damals anders dachte.
Und Z. B. den Ersteller der Handbuchseiten, Hernn Gasinsky, kann man wohl nicht mehr befragen, das HAndbuch ist von 1953, und wenn den Text ein sehr erfahrener, und nicht mehr junger, Fachmann geschrieben hat... der wäre heute über 100 Jahre alt.

Ich bin noch bei weiteren Messungen, der Frequenzgang des Verstärkers steigt bei 1 MHz an, bei 3 MHz doppelte Amplitude, und sinkt bei 6 MHz wieder auf den Normalwert- es gibt aber keine Frequenzkompensation- ich bin am Grübeln.

Dateianhang:
DSCI5939_OG2-1_Anzeige_6Veff_b.jpg

Unten ist die Beschriftung "Veff" zu erkennen.

Dateianhang:
DSCI5960_Messaufbau_1024.jpg

Etwas merkwürdige Aufstellung- der Oszi steht als Überwachungs- Oszi neben dem "Voxhaussender" in der Veranda des Hauses, andere Geräte habe ich daneben plaziert, er ist einfach zu schwer, um ihn in meine Werkstatt im Obergeschoß zu schleppen.


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: So Sep 22, 2024 14:43 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Episode 3

Heute habe ich noch Neuröhren für die Vorröhren- Bestückung gefunden, original 6AC7- diese haben alle deutlichen Vershcleiß, werden aber als "gut" angezeigt (Funke).
Nun habe ich 6sch 4 eingesetzt, das russische Vorbild, und die haben "sehr gut"- Werte.

Bis jetzt lief der Y- Verstärker mit voll aufgedrehter Verstärkung (Steller an der Seitenwand), nun mußte ich weit herunternehmen.

Genau das ist aber auch im Handbuch beschrieben:
Mit Neuröhren erreicht der Y- Verstärker eine Verstärkung von 1500, eingestellt wird auf 1000 (die ich bisher gerade erreichte).

Auch das ist nicht so üblich, daß Röhrendaten dermaßen in die Verstärkung eingehen, die gebrauchten Röhren haben 10 mA, die Neuröhren 11 mA bei Gitter Null (Funke), dennoch ist der Verstärkungsunterschied groß.

Und ich habe noch nicht mal die Treiberröhre der Endstufe (6J5) getauscht, die müßte auch getauscht werden, ich habe eine Röhre mit Neuwerten, aber bei der "springt" der Anodenstrom, die will ich nicht nehmen.

Bilder unten: Test bei 800 kHz:
Funktioniert nun schon mal sehr gut:
In allen Stellungen des Verstärkungsschalters des Oszis sind genau die angegebenen Spannungen beim Erreichen der Kontrollmarkierungen vorhanden, in den Bildern unten im niedrigsten Bereich (höchste Verstärkung) 30 mV eff., der Generator SMLR zeigt übrigens seine Ausgangsspannung ebenfalls in Veff.
Und hier ein sauberer SInus vom SMLR.

Dateianhang:
S7_Beschreibung_Verstaerkungsfaktor.jpg


Dateianhang:
DSCI5965_SMLR_Ausg_30mV_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5964_Verstaerkung_hoechste_1024.jpg


Dateianhang:
DSCI5963_Sinus_vom_SMLR_30mV_1024.jpg

In Stellung "X/1000" ist hier die angezeigte Spannung zwischen den Linien "Kontrolle" 60mVss = 30mV.
Unten sichtbar die Angabe für die Skalierung "Veff".


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Zuletzt geändert von edi am So Sep 22, 2024 16:52, insgesamt 5-mal geändert.

Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: So Sep 22, 2024 21:50 
Offline

Registriert: Mo Aug 27, 2012 13:47
Beiträge: 1426
edi hat geschrieben:
Lange gesucht, bis ich mal den Sinus des Funktionsgenerators mit dem moderneren Oszi unter die Lupe nahm.
Und: Der Funktionsgenerator- Sinus ist Mist !
Der hat unter starker Vergrößerung eine winzige "Spitze" auf dem "Hochpunkt" des Sinusses !


Das ist der typische kranke Sinus eines Funktionsgenerators mit dem vor Jahren verbreiteten IC XR2206.

Ralf

_________________
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Mo Sep 23, 2024 7:04 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
radioschrat hat geschrieben:
Das ist der typische kranke Sinus eines Funktionsgenerators mit dem vor Jahren verbreiteten IC XR2206.
Ralf


ICL8038, um 1980, zu der Zeit haben wohl alle Hersteller solche Funktionsgurken gefeilt.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Mi Sep 25, 2024 20:32 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Episode 4

Zum Schluß auch hier eine Sache, die sehr speziell ist.
Da half das Handbuch des Paralleltyps, ohne wäre das schon schwer gewesen.

Heute bin ich den letzten Fehler angegangen, weiter oben geschildert:

" Ich bin noch bei weiteren Messungen, der Frequenzgang des Verstärkers steigt bei 1 MHz an, bei 3 MHz doppelte Amplitude, und sinkt bei 6 MHz wieder auf den Normalwert- es gibt aber keine Frequenzkompensation- ich bin am Grübeln."

Der Frequenzgang soll -laut Handbuch des Paralleltyp- Geräts- immerhin von 4 Hz bis 7 MHz bei +/- 1 dBgehen. Flankenabfall 3dB bei 3 und 8 MHz.
Das ist für ein Meßgerät von vor 70 Jahren schon gut.

Ich habe nun den Verstärker mit dem HF- Generator und dem moderneen Oszi "durchgezappelt".
Wenn ich in den Vorverstärkerstufen eine Kapazität einbringe, die des Oszi- Tastkopfes reicht schon, dann... ist der Frequenzgang ok.
Also- eine sehr kleine Kapazität als Ankopplung, 2,2 pF vor den Oszi- Tastkopf.
Damit ist die Kapazität der Meßleitung so gering, daß die Amplitude kaum beeinflußt wird.
Und damit ist festzustellen, daß der Frequenzgang bis zu den Endstufen geradlinig ist !
Erst in der Gegentakt- Endstufe entsteht die Überhöhung bei 3 MHz !
Was läuft da also verkehrt ? Es gibt keine einstellbaren, frequenzbestimmenden Bauteile.

Wenn ich die Bestückung betrachte, fällt auf, daß die Endstufen 8 Anodenwiderstände haben, die andersfarbig sind, und keinen Aufkleber mit den Bauteilnummern besitzen.
Eine Gruppenschaltung je 4 x 800 Ohm, also resultierend 800 Ohm.
Offensichtlich sollen diese einen größeren, früheren Widerstand, 750 Ohm/ 6 Watt, ersetzen.
Das ist durchaus nicht unüblich.
Und- im Gerät sind laut Handbuch tatsächlich einige Widerstände- als Reihenschaltung von Einzelwiderständen vorgeschrieben, und einige sind auch in der Bestückung zu sehen. !
Die Anodenwiderstände aber... laut Handbuch nicht.
Die haben aber... laut Handbuch die spezielle Bemerkung: "Innenbekohlung entfernt" !
Das... kenne ich gar nicht ! Was zum Teufel... ? Ich wußte nicht mal, daß Widerstände sowas haben können....

Ich nehme das als Hinweis, daß mit dieser Maßnahme evtl. ein induktiver und/ oder kapazitiver Einfluß der "inneren Bekohlung" ausgeschlossen werden soll.
Damit wären diese Widerstände aber... frequenzbestimmend !
Die meisten Geräte des Herstellers Geräte haben eine Drosel in der Anodenleitung der Endstufen, dieser OG... nicht, er hat sie, aber in der zu den Ablenk- Platten der Bildröhre gehenden Leitung !
Dann... könnte der Einsatz der Gruppenschaltung durch die Widerstands- Wendeln in Gruppenschaltung einen Einfluß auf den Frequenzgang der Endstufen haben.

Also- Anodenwiderstände getauscht. In jeder Anodenleitung nun einen.
Eigentlich sollen 750 Ohm/ 6 Watt sein.
Habe ich aber nicht. Auch keine 700 oder 800 Ohm dieser Leistungsklasse.
Also gerade vorhandene 680 Ohm- Borkohle- Schichtwiderstände rein, die könnten von der Größe her 5- 6 Watt haben.

Und tatsächlich ! Sofort ist der Frequenzgang... gerade !
Und auch die Abweichungen in den angegebenen Grenzen.

Damit ist die Restauration abgeschlossen.
Ursache des letzten Fehlers war eine vorhergehende Reparatur, eben die Kondensatoren einfach ersetzt, möglicherweise hat der Reparateur keine Unterlagen gehabt, die Handbuchbeschreibung weist allerdings auf den Einfluß der speziellen Vorschrift für die Widerstände nicht hin.

Etliche Neuröhren -Netzgleichricher und Vorröhren- sind nun drin, einige Vorröhren werde ich allerdings noch besorgen müssen.
Die Endröhren sind alle im Bereich "sehr gut" (Funke).
Gebrauchte Röhren gehen natürlich- aber es ist ein Meßgerät, da sollten alle Werte top sein, wie es auch das Handbuch beschreibt (Punkt Verstärkung).
Übrigens sind alle Keramik- Sikatrop- Papierkondensatoren noch drin, die sind ja hermetisch geschlossen, und die Lebensdauer sehr hoch, Stichproben ergaben zu hohe, für mein Equipment ohne weiteres nicht meßbare Isolationswiderstände.
Möglicherweise wurden auch für Meßgeräte vom Werk besonders gute Bauteile selektiert.
Ich habe noch etliche Meßgeräte, voll mit Sikatrop- Kondensatoren, und alle funktionieren einwandfrei, in den ganzen Jahren meiner Praxis hatte ich keinen einzigen elektrisch defekten Kondensator dieser Bauart, lediglich bei mechanischen Beschädigungen mußten sie ersetzt werden.
Nur alle Elkos sind komplett getauscht, wegen der "feuernden" Netzgleichrichterröhren war mir das zu viel Risiko für die neuen Gleichrichterröhren, 3 NF- Elkos "liefen trocken", und insgesamt 23 Euro für die wenigen Elkos sind ja zu verkraften.
Alle Umschalter sind gereinigt, mechanisch (Eigenbau- Spezialwerkzeug) oder mit "Teslanol".
Nur die Einstellungen müssen gelegentlich nachgeeicht werden. Das ist aber nur für genaue Messungen nötig.

So ist der Oszi jetzt echt fit, und auch verdammt genau für das hohe Alter.

Warum habe ich das hier beschrieben ?
Es gibt eben Sachen, die man in solchen Geräten findet, die heute vergessen sind, solche, die sehr speziell sind, und die man vielleicht kennen sollte, wenn man so alte Geräte repariert.
Vielleicht hilft dies dem einen oder anderen Radiofreund.

Edi

Dateianhang:
Anodenwiderstaende_Y-Endstufe_1024.jpg


Dateianhang:
Dsci5972b_Anodenwiderstande_neu_1024.jpg


Dateianhang:
Dsci5973b_Anodenwiderstande_alt_1024.jpg


Dateianhang:
Frequenzgangfehler_Ausschnitt_SP_1024.jpg


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Do Sep 26, 2024 9:43 
Offline

Registriert: Mo Aug 27, 2012 13:47
Beiträge: 1426
Sehr gut gemacht und beschrieben. Chapeau!

Ralf

_________________
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Do Sep 26, 2024 9:44 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mi Jan 12, 2011 22:02
Beiträge: 966
Wohnort: Stolberg/Rheinland
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Hallo Edi,
ich glaube, alle sind geplättet angesichts dieses super restaurierten Oszilloskops!
Vielen Dank für die ausführliche Darstellung alter funktionierender Röhrentechnik.

Ich glaube mich zu erinnern, dass dieser Typ Widerstände eine auf der Oberfläche wendelartig gedreht aufgebrachte Widerstandsschicht aufweist. Wenn ich mich nicht irre, konnte man das bei gutem Licht durch die oberflächliche Lackschicht hindurch sehen. Ist es so? Das würde die störende Induktivität erklären.

Gruß
Georg

_________________
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Do Sep 26, 2024 10:39 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
radioschrat hat geschrieben:
Sehr gut gemacht und beschrieben. Chapeau!Ralf

Danke für den Zuspruch !

radio-hobby.de hat geschrieben:
Ich glaube mich zu erinnern, dass dieser Typ Widerstände eine auf der Oberfläche wendelartig gedreht aufgebrachte Widerstandsschicht aufweist. Wenn ich mich nicht irre, konnte man das bei gutem Licht durch die oberflächliche Lackschicht hindurch sehen. Ist es so? Das würde die störende Induktivität erklären.

Das hatten die zu der Zeit fast alle, ausgenommen induktionsfreie Widerstände für UKW- Tuner und Spezialanwendungen.

Die erwähnten Widerstände haben eine Wendel und Lack drüber, wie üblich- bemerkenswert ist die genannte "Innenbekohlung", und das bei normalen DIN- genormten Widerständen, das bedeutet also, daß die Keramikröhrchen auch innen eine Kohleschicht hatten- was ich bis vor Tagen nicht wußte.
Und das muß ja eine Wirkung gehabt haben, sonst hätte der Oszi- Hersteller nicht auf die Entfernung dieser Innen- Schicht hingewiesen.

Und auch eine vorgeschriebene Reihenschaltung von Widerständen kannte ich bisher nicht.

Dateianhang:
Anodenwiderstaende_Innenbekohlung_entfernt.jpg


Dateianhang:
Widerstande_in_Reihe_vorgeschrieben.jpg


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Do Sep 26, 2024 12:40 
Offline

Registriert: Do Jan 19, 2023 21:10
Beiträge: 50
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Diese Ersatzschaltungen für unübliche Widerstände sind in einigen Messgeräten zu finden. Zu bestimmten Herstellungsjahren hat man je nach Hersteller sämtliche Widerstände darin selbst gefertigt. Bifilare Wicklung mit Widerstandsdraht war lange gängig und erlaubte jeden noch so krummen Wert selbst herzustellen.
In diesem Fall könnte man noch etwas dichter am Original sein, wenn man 68 Ohm (oder 100 Ohm parallel 220 Ohm) in Reihe zum jetzt eingebauten Widerstand schalten würde. Diese Widerstände können sehr klein und unauffällig sein. Smd-Widerstände mit kleinen Ohm-Werten sind oft gar nicht gewendelt und taugen bis etliche hundert MHz. Bedrahtete Widerstände haben fast immer eine messbare Induktivität und sind daher nur in Parallelschaltung für HF zu brauchen.

MfG. Andreas


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Do Sep 26, 2024 13:35 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
andreas6 hat geschrieben:
Diese Ersatzschaltungen für unübliche Widerstände sind in einigen Messgeräten zu finden. Zu bestimmten Herstellungsjahren hat man je nach Hersteller sämtliche Widerstände darin selbst gefertigt. Bifilare Wicklung mit Widerstandsdraht war lange gängig und erlaubte jeden noch so krummen Wert selbst herzustellen.

Die gezeigte Rieihenschaltung ist aber kein krummer Wert, und hat eine höhere Induktivität, als ein einzelner 700 KOhm.
Was der Hersteller sich dabei gedacht hat...


andreas6 hat geschrieben:
In diesem Fall könnte man noch etwas dichter am Original sein, wenn man 68 Ohm (oder 100 Ohm parallel 220 Ohm) in Reihe zum jetzt eingebauten Widerstand schalten würde.

Dann hätte ich den Widerstandswert, aber wieder eine zusätzliche Induktivität, es sei denn, die Wendelung wäre gegenläufig.
Oder eine Kapazität, oder sonstwas.
:-x

Ich denke, ich versuche, 2 Stück 750 Ohm, 6 Watt in der alten Bauform zu bekommen.

Ich muß sowieso noch einige Teile beschaffen, die Glasröhren 6L6 sind von den Werten her top, aber müssen unbedingt getauscht werden, die Lampen haben mechanische Mängel innen.
Nun- ist eben ein Meßgerät, da muß man doch schon einige Neuteile * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*, aber erstaunlicherweise gibt es alles, die Oktalröhren gibt es noch heute, 70 Jahre später, noch immer, und nagelneu, von Sovtec !


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Do Sep 26, 2024 16:21 
Offline

Registriert: Sa Jan 26, 2008 2:19
Beiträge: 3234
Wohnort: Mecklenburg- Vorpommern
Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
edi hat geschrieben:
Nun- ist eben ein Meßgerät, da muß man doch schon einige Neuteile * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt*, aber erstaunlicherweise gibt es alles, die Oktalröhren gibt es noch heute, 70 Jahre später, noch immer, und nagelneu, von Sovtec !


Was ist hier los ??? Das stand das Wort i.n.v.e.s.t.i.e.r.e.n- was ist daran verbotene Werbung ??? Der Firmenname am Ende wurde nicht bemängelt.


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: Sa Sep 28, 2024 16:05 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Sa Feb 26, 2011 19:44
Beiträge: 2527
Wohnort: NRW
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Hi,

das dürfte daran liegen, dass huer vor einiger Zeit reichlich Spammer eingefallen sind und man sollte Geld für verschiedene Dinge anlegen.
Christoph hat daraufhin den Wortfilter angepasst.

Gruß
Oliver

_________________
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

ollisTubes bei Youtube
ollisTubes bei odysee


Nach oben
  
 
 [ 19 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: claudebot, Google [Bot] und 1 Gast


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Sie dürfen keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Gehe zu:  
POWERED_BY
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de

 
Impressum