Gerätevorstellung: Grundig Musikgerät Type 88
Dieses Grundig Radio "Musikgerät Type 88" wurde von 1961 - 1964 für 158.-DM angeboten.
Die Ausstattung des Gerätes ist, entsprechen des Preises, eher karg gehalten.
Ein billiges Plastikgehäuse, zwei Wellenbereiche (UKW + MW) und ein eher simples NF Teil.
Von aussen betrachtet, erstmal nichts besonderes.
Hier ein Blick in das Innere des Radios, der Trafo rechts ist ein Autotrafo für die Röhrenheizung.
Das Gerät hat also keine Netztrennung!
Ein Blick auf das Schaltbild und die technischen Daten zeigen aber dann doch ein interssantes
Innenleben. Grundig hat das Radio mit 3Röhren (ECC85, EBF89, ECL86) und 2 Germaniumdioden
RL233 für den Ratiodetektor bestückt.
Von einer Standardschaltung ausgehend, fehlt hier eine, eigentlich obligatorische, ECH81.
Grundig muss die Funktionen der ECH81, AM Oszillator + 1 UKW ZF Stufe, bei diesem Gerät also
anders realisiert haben.
Das Geheimis liegt in der besonderen Ausführung des UKW Mischteils. Gewöhnlich sind in einem
UKW Mischteil die Funktionen UKW Vorstufe und UKW Mischstufe mit den beiden Trioden einer
ECC85 realisiert. Beim Musikgerät 88 verwendet Gundig diese Röhre zusätzlich als 1. UKW ZF Stufe
und bei AM Betrieb als Misch- und Oszillatorstufe.
Schaltungsbeschreibung
Für UKW arbeitet das Mischteil erstmal weitgehend konventionel. Die erste Triode der ECC85
arbeitet in Gitter-Basis Schaltung als Vorstufe, die zweite Triode als selbstschwingende
Mischstufe. Abweichend von anderen Schaltungen, wird das ZF Signal danach allerdings zurück
zur UKW Vorstfe geführt. Diese arbeitetet in Zweitfunktion (Reflexschaltung) auch als 1. UKW
ZF Stufe. Das verstärkte ZF Signal wird anschließend über ein Bandfilter an die 2. ZF Stufe
(EBF89) geleitet und geht danach über ein weiteres Bandfilter an den Ratiodetektor.
Der Ratiodetektor arbeitet bereits mit Germanium Dioden.
Für MW abeitet die erste Triode der ECC85 als additive Mischstufe, die zweite als separater
Oszillator. Das MW ZF Signal wird von der Mischstufe über ein Bandfilter an die ZF Stufe
(EBF89) geführt, von dort geht es über ein weiteres Bandfilter an die Demodulatordiode.
Das NF Teil ist Standard und bietet keine Besonderheiten.
Das kombinierte Mischteil ist, inclusive der nötigen Umschaltekontakte, mit HF günstig kurzen
Leitungen in einem Kästchen untergebracht. Das Ganze ist ist sehr kompakt, aber trotzdem
erstaunlich Service freundlich, aufgebaut.
Hier ein Blick in das Innere des Mischteils:
Die Oberseite des Mischteils:
Für UKW hat Grundig dem Radio eine Behelfsantenne mit auf den Weg gegeben. Vermutlich wegen
des relativ kleinen Gehäuses, allerdings nicht in der üblichen Form als Gehäusedipol,
sondern als induktiv angekoppelte Netzantenne. Im folgenden Bild sieht man den kleinen Trafo,
mit dem die HF aus der Netzleitung gewonnen wird. Auch eine interssante Lösung.
Man sieht, manchmal ist auch in billigen Radios ohne viel Schnickschnack bemerkenswerte Technik
zu finden.
Holger