Ich finde die alten Mendes auch toll. Seit einigen Jahren habe ich ein Mende 202W in meiner Sammlung (wen es interessiert: Es ist das Gerät, was in RMorg gelistet ist) es ist mein ältestes und irgendwie auch eines der schönsten Radios, das ich habe. Es verbindet die Eleganz, die noch aus dem Art-Deco stammt mit einer wertigen Technik. Die Restauration habe ich dokumentiert und stelle hier mal den Bericht ein:
Modell: Mende MS 202 W / App.Nr.: 14491
Baujahr: 1940-43
Besonderheiten: Relativ seltenes Exportgerät für Frankreich. Aufgrund des ausgetauschten Siebelkos aus französischer Produktion dürfte es dort auch einen Teil seines „Daseins“ verbracht haben.
Kaufdatum: 21.03.04 Verkäufer: Ebay
Zustand bei Kauf: Das Gerät ist weitgehend komplett, nur die Befestigungsschrauben für die Rückwand waren nicht original. Es schien zunächst so, als sei das Gehäuse in der Vergangenheit wohl schon einmal geschliffen und lackiert worden, das Furnier ist nämlich an zwei sehr kleinen Stellen an der linken Seite durchgeschliffen. Dies stellte sich während der Restauration jedoch als Irrtum heraus, der uneinheitliche Eindruck entstand durch die Verwendung unterschiedlicher Furniere. Nur die Front ist mit Nußbaum furniert, die obere Fläche und die Seitenteile sind (wohl aus Verfügbarkeitsgründen während des Krieges) aus einfacherem, gebeiztem Holz. Viele kleinere Furnierfehlstellen im Frontbereich des Gehäuses, eine Druckstelle an der linken unteren Ecke sowie leichte Kratzer und ein runder Wasserfleck auf der Oberseite stellten den Kaufzustand dar. Der Lack sah sonst noch recht gut aus. Der Lautsprecherstoff war stark verschmutzt aber in einem noch relativ guten Zustand. Die Rückwand und die untere Abdeckung sind ebenfalls recht gut. Das Halteklötzchen der Anzeigeröhre und der rechte hintere Fuß waren lose. Die vorderen Drehknöpfe hatten Kratzer. Die Skalenscheibe ist in sehr gutem Zustand, die schwarze Hintergrundfarbe war lediglich an einer ca. 2mm2 großen Stelle im Bereich der Wellenbereichsanzeige schadhaft. Trotz aufgezogenem Skalenseil bewegte der Abstimmzeiger sich dennoch nicht. Die Widerstandsbahn des Klangregelpotentiometers war an einer Stelle verbrannt, der darüberliegende Kondensator hatte einen Riß. Das Radio wurde als nicht funktionstüchtig verkauft, der Zustand war jedoch unverbastelt und defekte Bauteile waren außer dem o.g. durch eine Sichtprüfung nicht zu erkennen. Die Funktion wurde vor der Restauration nicht geprüft
Restaurationsarbeiten
Gehäuse: Nach der Zerlegung des Gerätes und der Reinigung des Gehäuses wurden der lose Fuß und leichte Furnierablösungen im hinteren seitlichen Bereich mit Ponal geleimt. Eine Fehlstelle am vorderen linken Fuß wurde mit Clou Holzpaste gespachtelt, mit Filzstift und Buntstiften gefärbt und mit Ballenmattierung versiegelt. Die Schallwand wurde in Seifenwasser gelegt und mit einem Pinsel vorsichtig gereinigt. Anschließend wurde sie plan auf eine Fliese gelegt und an der Luft mehrere Tage getrocknet, wobei sie von oben beschwert war. Eine Erhaltung des alten Gehäuselackes war aufgrund der Beseitigung der vielen Furnierfehlstellen und der damit verbundenen Beschädigung der gebeizten Flächen nicht möglich. Größere Furnierbeschädigungen wurden mit Nußbaumholz ergänzt, kleinere mit Clou Holzpaste ausgefüllt. Nach dem Schleifen der ausgebesserten Stellen wurde der vorhandene Lack mit Nitro-Universal-Verdünnung entfernt. Die Oberfläche mit 400er Schleifpapier geschliffen, mit Clou Beize (wasserlöslich) mittels einem Ballen gebeizt und mit Clou Grundierung G1 mit breitem Pinsel grundiert. Es stellte sich heraus, das durch die dunklere Grundtönung der Nußbaumfront, diese nun im Verhältnis zum restlichen Korpus zu dunkel wirkte. Also wurde die Front mit 400er Papier erneut geschliffen und grundiert. Anschließend wurde mit 600er Papier angerauht und mit Belton Sprühdosenklarlack lackiert. Hierauf verfärbte sich die nicht gebeizte Front stellenweise gräulich. Die Front wurde daraufhin noch einmal mit 400er Papier geschliffen und erneut grundiert. Dieser Zustand wurde nach leichter Politur mit Stahlwolle (000) belassen. Die umlaufende Messingleiste wurde mit der gleichen Stahlwolle poliert, die schwarze, davor liegende Kante mittels Sprühdosenfarbe neu gefärbt. Der Zierring vor der EFM 11 sowie zwei Fehlstellen am Mende „M“ wurden mit Revell Modellbaufarbe in guten Zustand versetzt. Auch die Einstellknöpfe wurden gereinigt und mit einem frischen Goldkreis (Revell Modellbaufarbe) versehen. Die vorderen, großen Knöpfe wurden mit 400er, 600er Papier und Stahlwolle (000) geschliffen und poliert, anschließend mit Autowachs versiegelt.
Technik: Ausgewechselt: Nach einer Überprüfung der Röhren auf dem Röhrenprüfgerät stellte sich heraus, daß zwar alle Röhren gute bis sehr gute Werte aufwiesen, der Heizfaden der Endröhre jedoch gebrochen war. Diese wurde daraufhin ausgetauscht. Ferner wurde der 10 nF Kondensator über dem Klangregler, dieser selbst, der Koppelkondensator und die beiden 5 nF Kondensatoren im Netzteil gewechselt. Die Netzschnur wurde durch eine neue ersetzt, da die Isolation der Litzen brüchig geworden war. Beide Skalenlampen wurden durch solche mit 7V 0,3A ersetzt. Die originale 0,7A-Sicherung (auch für 110V-Betrieb gedacht) wurde sicherheitshalber durch eine mit 0,4A ersetzt.
Repariert: Grundreinigung des Chassis durch absaugen des Staubes und reinigen der Oberflächen durch leichte Seifenlösung (Ledertuch und Wattestäbchen). Ölen der drehenden Teile mit wenig Balistol. Die Nockenwelle der Bereichsumschaltung wurde nach der Reinigung dünn mit Vaseline eingerieben, die Kontakte mit Kontakt 60 gereinigt und dann mit Tuner 600 gründlich nachbehandelt. Beim ersten Betrieb brummte und zirpte das Gerät mit maximaler nicht regelbarer Lautstärke, gleichzeitig waren aber auch schon Sender zu empfangen. Es stellte sich heraus, daß das die Masseverbindung des aus dem Chassis herausgeführten Lautstärkepotentiometers defekt war. Diese wird zunächst provisorisch mit Krokoklemmen hergestellt.
Zustand nach Rest.: Der Gesamtzustand ist recht befriedigend. Der Korpus ist sehr gut gelungen, nur der Glanzgrad der Front ist etwas geringer. Abhilfe wäre hier durch ein erneutes Grundieren und anschließendes Lackieren des gesamten Gehäuses mit der oben erwähnten Clou Grundierung sowie eines passenden Lackes der gleichen Firma zu schaffen. Die ausgebesserten Furnierfehlstellen fallen nur bei genauem hinsehen auf. Die Anzeigeröhre leuchtet noch mit etwa 70% der originalen Leuchtkraft. Es fehlen noch die originalen Muttern für die Befestigung der Rückwand. Der Empfang ist auf MW und KW gut, auf Langwelle sind neben sehr leisem Empfang auch Sender zu empfangen die dort nicht sein dürfen. Das Lautstärkepotentiometer verursacht bei Gebrauch im Bereich der meistgehörten Lautstärke beim Verstellen ein Krachen. Die ausgewechselten Teile bis auf die Netzschnur und die EL11 sowie ein Schaltplan und dieser Bericht sind dem Gerät beigefügt.
Kosten: Radio incl. Versand: 76 Euro. Ersatzteile und Material: ca. 12 Euro.
Zeitaufwand: etwa 50 Stunden innerhalb von 2 Monaten.
Da das Radio nicht für den täglichen Betrieb gedacht ist möchte ich, so lange es so wie jetzt funktioniert, keine große Kondensatorkur machen, um möglichts viel Originalität zu bewahren. Das Langwellenproblem könnte ich bei Zeiten mal angehen.
Helmut
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