Hallo,
Bezüglich des Asbestes möchte ich einmal folgendes anmerken: 1.) variiert je nach Hersteller, nach Gerätegrösse und auch nach Land die Verwendung von Asbest in Radios. 2.) muss man auch schauen, in welcher Form der vorgefundene Asbest zu finden ist (schwach gebunden, fest gebunden) und zum 3.) muss man auch schauen, wie hoch die Gefahr der Faserfreisetzung ist.
Viele mögen vergessen, dass uns heute in vielen Lebenslagen, oft unbewusst, noch Asbest begegnet und dieses nur wegen des Verarbeitungsverbotes sich noch lange nicht in Luft aufgelöst hat. Ein gutes Beispiel mögen die vielen Fussböden sein, über die wir heute noch laufen, ohne zu erkennen, dass diese zum Teil (die berühmten grauen Fliesen

) direkt Asbestlastig sind und durch die reine Abnützung Asbestfasern freigesetzt werden. Das Thema Nachtspeicheröfen (ui da findet sich meist auch einiges an ungebundenen Asbest drinnen) sind sicher auch noch lange Thema, auch wenn diese ersetzt werden sollten. Ebenso bei alternden Welleternit-Dacheindeckungen, die man oft zu sorglos "gerade einmal mit einer Drahtbürste" reinigt...
Um nun auf die Radios zu kommen: Im Betrieb stellen die wenigsten dieser Asbest Teile eine potentielle Gefahr da - diese sind seit Jahrzehnten verbaut und solange man nicht daran kratzt oder bewusst eine Faserfreisetzung betreibt sollte das kein Problem sein. Problematisch könnte das ganze bei einer Reperatur werden, wenn man hier mit diesen Sachen direkt in Kontakt kommt, vielleicht diese sogar bearbeitet. Nur wer bearbeitet die Sachen schon direkt. Hier soll man abwägen denke ich. Schwach gebundenes Asbest sollte man sich aufgrund der potentiellen Gefahr grösserer Mengen an Faserfreisetzung sicher ersetzen, bei festgebundenen Asbest denke ich wird die Ersetzung auf jeden Fall mehr Fasern freisetzen (die ja danach in der Atemluft schwirren) als dies je beim Betrieb möglich wäre. Das sollte man bitte auch bedenken und sich damit fragen, ob ein Ersatz nicht schädlicher ist, als das Verbleiben eines jahrzehntealten Asbestes (soferne es nicht durch Alterung zur Zersetzung neigt). Was viele hier vergessen mögen ist, wo und wie oft uns Asbest in Radios unbewusst begegnen mag: ich sage nur Bakelit! Neben Sägespänen als Füllstoff wurde meines Wissens v.a. im Bakelit der Kriegszeit auch Asbest als Füllstoff verwendet! Soweit problemlos, es sei denn man bohrt scheift oder bearbeitet sonst irgendwie das Material.
Neben dem Aspekt Asbest finden sich in Radios und Fernsehern viele weitere "Problemstoffe" deren Gefahren und Umgang man sich durch den Kopf gehen lassen sollte und dementsprechend handeln sollte. Panikmache ist jedenfalls sicher nicht angesagt und man darf anmerken, dass viele dieser Stoffe "problemlos" 60-70 Jahre im Gerät verbaut waren. Solange ich keinen Elko aufschneide (Stichwort PCB), solange ich keinen Urdox bewusst runterwerfe und solange ich nicht bewusst am Asbest kratze und gleichzeitig einen tiefen Lungenzug mache ist die Gefahr in einer durchwegs abschätzbaren Bandbreite. Auch heute sind wir Umwelteinflüssen ausgesetzt und gerade bei der Luft sei angemerkt, dass diese gerade in Städten auch heute noch eine Grundbelastung an Asbestfasern hat. Solange die Grenzwerte nicht überschritten werden (dann gilt das als Asbestfrei) würde ich mich keine grossen Sorgen machen. Und wie gesagt: solange ein Stoff verbaut ist und seine Ruhe hat wird dieser sicher nicht mutwillig eine grössere Anzahl an Fasern freisetzen, dies passiert erst durch (mechanische) Einwirkung, wie diese zum Beispiel bei einem Ausbau entsteht...
Man sieht alles hat zwei Seiten... Und Asbest muss nicht krebsauslösend sein, es kann... genauso wie Rauchen... Beides zusammen allerdings ergibt meistens einen tödlichen Mix...
LG
P.S.: Noch zu den Krankheitsbildern: Asbestose ist eine typische Berufskrankheit damaliger Asbestarbeiter (Staublunge), von der wir in unserem Hobby sicher nicht betroffen sein werden (alleine der Menge wegen!). Wenn schon betrifft das die diversen Krebsarten (Lungenkrebs, Bauchfellkrebs usw...), wobei diese eine teilweise sehr lange Latenzzeit von 20-40 Jahren aufweisen, was wiederrum den Beweis sehr erschwert, was schlussendlich der Auslöser war...
P.P.S.: Was mir auffällt ist, dass in österreichischen Geräten wesentlich seltener Asbest zu finden ist, als in deutschen Geräten, wohlgermerkt das gilt für Radios, bei Fernsehern könnte (sieht) die Sache m.W. schon wieder anders aus(sehen)...
P.P.P.S.: Wen es noch interessiert ein sehr interessanter (und ernüchternder) Literaturtipp: Maria Roselli, die Asbestlüge: Geschichte und Gegenwart einer Industriekatastrophe