Hallo Joachim, ein sehr schönes Gerät. Die Frontplatte ist, so wie es aussieht, mittels Ätzverfahren hergestellt worden. So wie man Leiterplatten ätzt, kann man auch Metallplatten ätzen. Die extreme Randschärfe der filigranen Schriftzeichen lassen es zumindest vermuten. Durchgedrückte Schrift würde sich nur mit hauchdünnen Material verwirklichen lassen. Ich schätze jedoch, dass die Frontplatte des E310 mindestens 3-4 mm dick ist. Bei der damaligen Herstellung wurde die gesamte Frontplatte Lackiert und anschließend wurde der Lack von den erhabenen Schriftzeichen wieder abgeschliffen. Anschließend wurde noch eine Schicht Klarlack aufgetragen. Das Ergebnis war eine sehr edele Frontplatte. Die Geräte von Siemens hatten natürlich auch einen entspreched hohen Preis. Heute kann sich solch ein aufwendiges Verfahren kein Hersteller mehr leisten. Ich glaube, es wird schon deutlich, das eine gute Restauration dieses Gerätes sehr aufwendig wird.
Was Georg mit den Letraset Auflebern machen will, ist mir auch unklar.
Ich würde zunächst mal eine Probe mit Lackreiniger versuchen, ob du die punktförmigen Flecken damit wegbekommst. Das wäre die einfachste Methode. Ich denke, du kannst zumindest keinen Schaden damit anrichten.
Sollte der Lackreiniger nicht zum Ergebnis führen, was wahrscheinlich ist, dann hat sich unter dem Lack eine Oxydation auf dem Aluminium gebildet. Im schlimmsten Fall sind dadurch Vertiefungen (Löcher) auf der Metalloberfläche enstanden, die nicht mehr zu beseitigen sind. Das muss aber nicht sein! Jetzt muss der alte Lack runter und neuer Lack wieder drauf. Das setzt aber eines voraus. Die Frontplatte muss absolut Plan sein, sonst gelingt das Freischleifen der Schrift nicht. Vom abschleifen des alten Lackes mit Schleifpapier würde ich Abstand nehmen, denn ich glaube nicht, dass es gelingt, den Lack zwischen den Schriftzeichen zu entfernen. Die sind einfach zu fein ausgeprägt. Ich würde die Frontplatte abbeizen, in der Hoffnung, das ein Abbeitzmittel den Lack anlöst. Anschließend mit einer feinen Bürste und mit flüssigem Scheuermittel die gesammte Oberfläche abschrubben, bis eine gleichmäßige, optische Erscheinung eintritt. Sollten sich Vertiefungen durch Oxydation zeigen, musst du entscheiden, ob die bleiben können oder nicht. Man könnte solche Oxydationsspuren durch ein Strahlverfahren mit Glaspulver etwas unauffälliger bekommen. Ich glaube jedoch, das die Konturschärfe der Schriftzüge darunter leiden würde.
Wenn alles soweit gelungen ist, kommt die Lackierung. Entweder selbst machen, wie auch immer, oder lackieren lassen.
Zum Schluss kommt die Stunde der Wahrheit, nähmlich das schleifen der Frontplatte. Dazu klebst du ein wasserfestes Schleifpapier 800-1000er Körnung völlig plan auf eine weiß beschichtete Spanplatte. Etwas Wasser auftragen und die Frontplatte mit kreisender Bewegung unter leichtem Druck schleifen. Dabei ständig das Ergebnis kontrollieren. Auf keinen Fall zu lange schleifen. Nach dem Schliff eine dünne Schicht Klarlack aus der Dose auftragen und fertig. Hier wird deutlich, warum die Frontplatte absolut plan sein muss. Sollte die Frontplatte verzogen sein, ist diese Bearbeitungsmethode nicht anwendbar.
Insgesamt wird die Sache aufwendig. Was meinst du, traust du dir das zu?
Oder hat jemand noch eine ganz andere Möglichkeit parat?
Gruß Jo
_________________ schön dass es sie noch gibt, die guten alten Röhrenradios !
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