Moin zusammen,
hab' den Beitrag erst jetzt gelesen... Kann als "älterer Hase" nur kurz meine Erfahrungen schildern und meine Vorgehensweise.
Meine Sammlung umfasst Geräte der frühen 20er bis Ende der 60er Jahre. In jeder "Epoche" gab es unterschiedliche Oberflächenbehandlungen, von Wachs, über Celluloselacke bis hin zu Nitrolacken. Von Versiegelungen über Polituren etc.
Wenn Oberflächen von Nitrolacken rissig werden kann es passieren, dass sich die Lackfläche an den Stellen, die mit Sauerstoff und Sonneneinwirkung in Berührung kommen, ablösen. Achim hat das schon sehr gut beschrieben.
Auf der Suche nach Möglichkeiten, diese Bereiche wieder zu verfestigen und die Risse zu schließen, bin ich auf
Streichschellack gekommen. Meist verwende ich Streichschellack von Liberon. Streichschellack dringt in die Risse ein und unterwandert den Nitrolack. Dieser wird durch die Klebewirkung des Schellacks wieder an das Holz gebunden. Schellack löst die Oberfläche von Nitrolacken nicht an. Was aber passieren kann ist, dass bei stark ausgeblichenen Hölzern der Lack im Bereich der Risse leicht nachdunkelt. Es sieht dann ähnlich der "Spiderapp" bei gefallenen Smartphones aus
Nach Trocknung gehe ich mit 000 Stahlwolle über die Oberfläche, bis diese glatt ist und poliere anschließend die Fläche mit Schellackpolitur (Ballen und Baumwolltuch).
Die Methodik hat sich in vielen Jahren bewährt und funktioniert bei Nitrolacken ganz gut. Bei Lacken Mitte der 30er Jahre (SABA 446, 690, 980 und Konsorten) ist aber Vorsicht geboten. Hier die Methode vorsichtig an unauffälliger Stelle prüfen. Liberon verträgt sich mit manchen Celluloselacken nicht optimal (kräuselt sich stark; wird zwar fest, ist aber nur sehr aufwändig polierbar).
Gutes Gelingen,
Jörg