Seit einiger Zeit wollte ich mir für meine Röhrenradios eine leistungsfähigere Antenne für den Lang- und Mittelwellenbereich bauen, damit ich insbesondere Absolute Radio, aber auch die restlichen Lang- und Mittelwellensender in besserer Qualität hören kann.
Vor einiger Zeit hatte ich hierzu schon mal mit einem 10m langen Draht experimentiert. Das Ergebnis war zwar ein stärkeres Signal, allerdings auch eine etwas höhere Störempfindlichkeit: Meine LED-Deckenlampen störten das Signal hörbar. Wenn ich aber die Deckenlampen ausschaltete, hatte ich ein deutlich stärkeres und qualitativ höherwertiges Signal.
Nun gibt es ja aber auch andere Antennentypen/-arten, die sich für mein Vorhaben eignen. Neben diversen aktiven Antennen findet man auch öfters Informationen zu Rahmenantennen. Diese versprechen eine höhere Störunempfindlichkeit, da sie (überwiegend) den magnetischen Teil der Feldlinien aufnehmen. Störungen aus dem Stromnetz oder von LED-Lampen fallen somit nicht so sehr ins Gewicht. Ein weiterer Vorteil ist die Richtwirkung: Richtet man die Antenne exakt auf den Sender aus, erhält man ein deutlich stärkeres und besseres Signal. Sendet ein anderer, unerwünschter Sender geografisch in einem Winkel von 90 Grad, lässt sich dieser durch die Richtwirkung fast komplett ausblenden. Da es heute nicht mehr so viele Sender gibt, ist dieser Aspekt weniger wichtig, aber dennoch oftmals hilfreich.
Also wollte ich mir auch mal gerne so eine Antenne bauen und mal selber ausprobieren, was man damit erreichen kann. Auf der Suche nach Bauanleitungen im Internet stieß ich auf Rahmenantennen, die einfach nur an den Empfänger angeschlossen werden, wie auch auf Antennen, die mit einem Kondensator einen Schwingkreis bilden. Am Ende habe ich mich für so eine Antenne entschieden, da man sie genau auf die gewünschte Frequenz abstimmen kann.
Beim Bau der Antenne habe ich mich überwiegend an dieser Anleitung orientiert:
https://www.fading.de/antennentechnik/b ... menantenneDie Anleitung enthält zwar auch Theorie, allerdings in einem Maße, dass es auch für Laien gut verständlich und nachvollziehbar ist. Dennoch empfiehlt es sich, sich ein paar allgemeine Informationen zu Rahmenantennen anzulesen:
https://www.fading.de/antennentechnik/rahmenantenneNachdem ich mir also im bekannten Online-Auktionshaus 50m HF-Litze und einen Doppel-Drehkondensator mit 2x320pF besorgt hatte, marschierte ich zum Baumarkt und kaufte das benötigte Holz, Schrauben und Winkel. Insgesamt kam ich auf Materialkosten von ca. 35€.
Danach begann der Bau nach der oben verlinkten Anleitung. Ich muss sagen, dass die eigentliche Bau-Anleitung in meinen Augen etwas knapp geraten ist. Man findet zwar viele Zeichnungen mit Längenangaben, allerdings haben mir einfach ein paar Informationen gefehlt und man hätte gerne ein paar größere Fotos einstellen können, damit man sich besser orientieren kann. Man kommt aber trotzdem zurecht.
Einen Hinweis habe ich aber: Die Länge des äußersten Drahtes ist mit 650mm angegeben. Die Antenne soll hierbei 900mm hoch sein. Ich hatte also ein 1m langes Stück gesägt, um nach unten 10cm Luft zu haben. Dann schafft man allerdings bei einer Holzstärke von 10mm die 650mm Drahtlänge nicht mehr: nach meinen Berechnungen sollte man eine Höhe von ca. 104cm einplanen, damit man 10cm Luft lassen kann. Nur so kommt man auf die 650mm Drahtlänge.
Hier am Besten nochmal den Taschenrechner nehmen und nachrechnen.
Da ich aber schon ein Stück mit 1m ausgesägt hatte, habe ich darüber hinweggesehen und die Antenne weiter aufgebaut. Im Gegensatz zum Autor, der kleine Rillen an die Seite des Holzes gesägt hat, habe ich Löcher durch das Holz gebohrt und den Draht durchgefädelt. Das hat den Nachteil, dass es deutlich länger dauert, den Draht zu spannen, allerdings sieht es danach schöner aus und der Draht kann nicht mehr aus den Rillen gestoßen werden.
Als der Draht fertig gespannt war, habe ich die Antenne auf ein Holzbrett geschaubt und mit dem Kondensator über Aderendhülsen verbunden, um die Güte des Schwingkreises nicht durch Lötzinn zu verschlechtern. Zum entfernen der Isolation an der HF-Litze habe ich ein wenig Schleifpapier verwendet.
Die beiden einzelnen Drehkondensatoren habe ich hierbei parallel geschaltet, um die Kapazität zu erhöhen.
Die Bananenstecker habe ich angeschraubt, nachdem ich die Koppelspule angebracht hatte.
Nach dem Aufkleben von ein paar Filz-Gleitern war die Antenne soweit fertig und bereit für den ersten Test.
Nach dem Anschluss an meine Tonfunk-Musiktruhe habe ich auf Mittelwelle geschaltet und Absolute Radio (1215 KHz) eingestellt. Danach begann ich, langsam die Antenne abzustimmen. Als der Drehkondensator auf die richtige Position eingestellt war, hörte man ein leises Ploppen und der Empfang wurde augenblicklich lauter und stärker. Das magische Auge schloss sich ein Stück weiter als bisher.
Durch das Ausrichten der Antenne lässt sich der Empfang noch weiter verbessern (aber natürlich auch verschlechtern, wenn man in die falsche Richtung dreht). Hierbei sollte man keine Wunder erwarten, aber eine kleine Steigerung ist durchaus noch möglich.
Der Empfang ist - wie bereits erwähnt - hörbar stärker und qualitativ besser. Es macht auf jeden Fall mehr Spaß, Absolute Radio zu hören als ohne die Antenne.
Die Problematik mit den starken Verzerrungen bleibt allerdings, hier stellt sich keine Besserung ein. Da dieses Phänomen aber an der Gleichwelle (gleichzeitiger Betrieb mehrerer Sender auf der gleichen Frequenz) liegt, bringt eine andere Antenne hier wenig.
Die elektrischen Störungen sind gefühlt etwas zurückgegangen, komplett verschwunden sind sie allerdings nicht. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob die Störungen nicht (teilweise) über die Zuleitung in das Gerät eingeschleift werden. Hier würde eine andere Antenne natürlich auch keine Besserung ergeben.
Das Ausschalten des Lichts hilft aber auf jeden Fall

. Damit ich nicht ganz im Dunkeln sitze, schalte ich dann meine Schreibtischlampe ein (Energiesparlampe), diese stört komischerweise überhaupt nicht..
Die Richtwirkung konnte ich bisher noch nicht testen, weil ich bisher noch nicht in die Situation gekommen bin, dass ein Sender genau um 90 Grad versetzt sendet. Als ich mal Radio Caroline getestet habe, konnte ich nur den Slowenen hören. Hier ist das Problem, dass die Sender um 180 Grad voneinander versetzt sind. Hier ist eine Rahmenantenne natürlich keine Hilfe, da kommt nur der Slowene durch.
Beim Test an einem Grundig 3035 habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Der Empfang ist bei dem Grundig-Gerät nochmal etwas besser, was aber wohl am Gerät und nicht an der Antenne liegt, die Tonfunk-Musiktruhe ist nämlich nicht extrem empfangsstark.
Etwas schade ist, dass man die Antenne immer erst abstimmen muss, bevor der Empfang besser wird. Ein Durchsuchen der Skala nach interessanten Sendern ist somit nicht ganz so einfach möglich, da man parallel immer die Antenne abstimmen muss. Das wusste ich aber davor und damit kann ich gut leben, so viele Sender gibt es ja leider sowieso nicht mehr...
Insgesamt bin ich mit dem Bau und der Antenne zufrieden. Ich hätte mir zwar ein wenig Abhilfe bei den Verzerrungen gewünscht, das wird aber wohl auch ein Wunschdenken bleiben. Dafür erfreue ich mich an dem Plus am Empfang in der verzerrungsfreien Zeit und der Tatsache, dass ich den Lautstärkeregler jetzt nicht mehr komplett aufdrehen muss, um auf Zimmerlautstärke zu kommen. Außerdem sieht die Antenne optisch schon sehr interessant aus, ich habe schon viele Fragen von Besuchern bekommen (Wofür braucht man so eine Antenne? Was ist das für ein Draht?...).
Wer Lust zum Basteln hat und einfach mal ein bisschen experimentieren möchte, dem kann ich eine solche Antenne nur ans Herz legen. Wer gerne Mittelwelle und Langwelle hört, der wird mit sowas Spaß haben.
Evtl. baue ich mir irgendwann auch mal eine Rahmenantenne für Kurzwelle, bisher habe ich aber auf Kurzwelle noch nicht wirklich interessante Sender gefunden - aber vielleicht ändert sich das mal irgendwann.
Der einzige wirkliche Nachteil der Antenne ist die Größe - ein 1m großes Kreuz kann man schlecht in die Ecke stellen. Aber wer guten Empfang will, der braucht eben ein bisschen Draht

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Im Anhang habe ich noch ein paar Fotos hochgeladen.