Darf man hier noch antworten ?
Klar, was man selber hat, ist einem stets das Beste. Geht mir auch so, bin die letzten Tage am Keller Räumen gewesen, um den Tektronix Fans hier im Forum geben zu können, was ich großmündig versprochen hatte. Die letzten Tage standen bei mir somit ganz im Zeichen des Oszilloskops, wenn auch auf anderer Ebene (gute Meßtechnik muß schwergewichtig sein ...)
Ich weiß jetzt nicht, wie gut Ihr seid, will auch keinem auf die Füße treten.
Wie wär's mal mit Grundlagen ? Das Beste Scope ? Das teuerste Scope ? Wofür ?
Qualität = Eignung für den Anwendungszweck !
Fange mal an:
Freiläufer oder Getriggert ?
... lohnt nicht mehr zu diskutieren, es sei denn, man findet einen Freiläufer und kann den Preis drücken mit dem Argument, die Triggerung sei defekt.
Low Voltage oder High Bandwith (superempfindlich oder große Bandbreite)
... paßt nicht in ein Gerät. Ein breitbandiges Scope rauscht sehr stark in den empfindlicheren Spannungsbereichen. Daher geht nur entweder - oder.
Analog oder Digital ?
... die Vergangenheit von "Anna Lügt" - "Dünne Berg oder Dicke Tal" - Für den Austausch im Internet ist es ausgesprochen praktisch, wenn das Scope wenigstens einen USB hat, und Schirmbilder an den PC liefern kann. Ansonsten - klar - Digitalscope sind durch die Digitalisierung limitiert, machen "neue" Meßfehler, an den Umgang damit muß man sich als alter Analogie ersma gewöhnen.
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Wir hatten an der Uni unsere Vorlesung Messtechnik 2, in der es fast ausschließlich um das Oszi ging, und kennen es aus der Folgepraxis in- & auswendig. Wenn ich den Themenstarter richtig einschätze, braucht er Grundlagen in demjenigen Sinne, daß ihm jemand höflichst erklärt, welches Scope und wofür zu gebrauchen ist.
Ich habe leider keinen Internet Link zum Thema. Sorry. Garantiert gibt es irgendwo ein Uni-Skript zu diesem Thema und zum freien Download. Vielleicht könnte das helfen ?
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Mein eigenes Zeux ? Meine eigenen Erfahrungen ?
Angefangen habe ich als bastelnder Schüler mit einem Hameg HM 108-3. Baujahr ca. 1966, Röhrengerät, 3 mal ECC 85, 3 mal ECC 88, Bildrohr DG 7-32. Sowas gab es zeitweise unsagbar günstig. Man mußte nur bereit sein, sich von so einem alt-68-er beleidigen zu lassen nach dem Motto "Der alte Schund ist genau richtig für dich", und dann gab's das beinahe für Umme.
Wenn ich es spezieller brauchte - noch Jahre nach dem Studiumsende kein Problem - dem Labormeister der Schule einen Zehner in die Kaffeekasse, und ich hatte die feinsten Meßgeräte auf dem Tisch. Alle meine HiFi Klassiker dieser Zeit sind so entstanden.
Hameg 108-3, einkanalig, klassischer Freiläufer (triggert nicht, sondern synchronisiert) ca. 5 MHz Bandbrteite (lt. Manual), 50 Millivolt / Div maximale Empfindlichkeit, maximale Ablenkfrequenz ca. 500 kHz. Ein sehr robustes Service Oszilloskop. Hat mich nie im Stich gelassen. Ideal für Service Arbeiten aller Art, Fernseh Service, HiFi Service, Einmeßarbeiten im NF Bereich (Bandmaschinen einmessen, Tonabnehmer einmessen, usw.) läßt sich durch getrennten X-Eingang (in dieser Klasse nicht alltäglich) auch als Sichtgerät für Wobbler und Testsender (ZF Abgleich) verwenden. Auch komplexe Kurvenformen werden exakt dargestellt. Spannungen lassen sich im calibrierten Zustand auf etwa 5% bis 10% genau ablesen, mangels Zeitbasis ist aber keine vernünftige Frequenzmessung möglich.
Das Tektronix 502 (ca. 1963) ist ein echter Zweistrahler zwei mit zwei Differenzeingängen (also 4 Tastköpfe insgesamt). Der zweite Kanal läßt sich wahlweise auch als X-Eingang mit allen Extras eines Y-Eingangs verwenden. Ich konnte mir aus 2 Schrottgeräten (je etwa 20 Deutschmark) ein funktionierendes zusammenbauen. Typischerweise ist der Netztrafo defekt (Durchschlag der Hochspannung / Heizwicklung fürs Bildrohr), kann man mit einem zusätzlichen Heiztrafo retten. Eingangsempfindlichkeit 0,1 Millivolt / div (!), 1 MHz Bandbreite, Zeitbasis bis 1 Mikrosekunde / div, zusätzlich 20-fach "Magnifier". Die Empfindlichkeit reicht, um bildschirmfüllend die Ausgangsspannung eines Cassettenrecorder Tonkopfes (oder MC Tonabnehmers oder oder) präzise darzustellen. Mit den Differenzeingängen kann man auch "Voodoomessungen", etwa Übergangsspannungen an Cinch Steckverbindern, präzise und zuverlässig messen. Als echter Zweistrahler kann man Eingangs- und Ausgangsspannung (oder Stereo Vergleich) übereinander schreiben, und sehr genau ablesen. Es gibt keinerlei Interferenzen zwischen den beiden angezeigten Kanälen (echter Zweistrahler). Die Meßgenauigkeit bei calibriertem Gerät betrifft 2% absolut. Die Bandbreite war mir für NF Messungen stets ausreichend. Aufgrund der zwei Differenzeingänge sehr gut auch für erdfreie Messungen im Bereich der Energietechnik zu gebrauchen.
Das Tektronix 516 (ca. 1960) ist ein klassisches zweikanaliges Laboroszilloskop mit 15 MHz Bandbreite. UKW ZF sowie deren Begrenzereinsatz lassen sich noch gut anzeigen. Eingangsempfindlichkeit 50 Millivolt /div. (mindestens 0,3 Volt für Bildschirmfüllung, in der Praxis oft etwas wenig) Zeitbasis bis 0,2 Mikrosekunden /div. Zusätzlich 5-fach "Magnifier". Genauigkeit im calibirierten Zustand ca. 3% absolut. Ich verwende es in erster Linie für HF Messungen, oder für Laboreinsatz, wenn die "Konkurrenten" mit einem "modernen" Scope ankommen. Ansonsten in etwa das Niveau der hier oft geposteten, sehr beliebten Hameg 4**, halt als klassisches Scope nach meinem ganz besonderen persönlichen Geschmack

Heute noch ein weiteres Oszilloskop dazukaufen ?
Wenn man ein Tektronix vor der Mülltonne bewahren kann, sicherlich. Ansonsten vielleicht mal etwas, was mit dem PC kommunizieren kann, das manuelle abfotografieren eines Oszillografenbildschirms gelingt nicht immer befriedigend, und macht zusätzliche Mühe.