Hallo allerseits.
Obgleich mir die Schaltung etwas „verrückt“ vorkommt, lässt sie mir keine Ruhe: Der obere Endtransistor T3 arbeitet als Emitterfolger Au=1 und der untere T4 als Emitterschaltung welcher auch eine Vertsärkung bewirkt. Das heisst beide Transitoren müssen sowohl spannungsmässig als auch in der Phasenlage unterschiedlich angesteuert werden.
Dies erledigt die „Treiberstufe“ T2, welche als normale Verstärkerstufe mit Stromgegenkopplung ausgelegt ist. Diese Stufe wird einerseits als Emitterfolger benutzt, dessen Signal über C7 an T4 ausgekoppelt und weiterverstärkt wird. Andererseits wird das verstärkte Signal am Kolletktor von T2 dem Emitterfolger T3 zugeführt.
Um eine einwandfreie Arbeitsweise der Endstufe zu erreichen sollten die Verstärkungen von T2 und T4 gleiche Werte aufweisen – sie müßten, meiner Meinung, sozusagen im „Gleichlauf“ sein.
Dateianhang:
Germanium-nur Endst.JPG
Um sich jetzt eine Vorstellung bezüglich der am Ausgang verfügbaren Signalspannung und der damit zu erwartenden Leistung zu machen, schauen wir uns einmal an, was T3 tut, wenn der Kollektor von T2 "abgekniffen" ist: Die Basis von T3 wird von der (40V) Hilfspannung *) über R9 versorgt – die an R9 abfallende Spannung beträgt ca. 10V. Daher fließt ein Srom von 10V/470R=21,3mA in die Basis. Wenn man nun T3 eine Stromverstärkung B=30 zuordnet, kann ein Emitterstrom von 639mA in den Lastwiderstand fließen. Damit könnte man an einem Lastwiderstand von 25 Ohm 15,95V erwarten. Damit wäre der volle verfügbare Hub (UB/2) der Ausgansspannung von 15V zu erreichen.
Und wenn wir 1V als „Schwund“ im Transitor T3 einpalnen hätten wir an der Last 14Vs zur Verfügung. Dies entspricht einem Effektivwert von 9,9V - damit stände an
25 Ohm eine Leistung von ca. 3,9 Watt zur Verfügung. - somit war die Schaltung wohl auf 25 Ohm "abgestimmt". -Aber weshalb dann so dicke Transitoren verwendet wurden ist nich nachzuvollziehen, die waren damals doch noch sehr teuer.
Bei 8 Ohm würde eine Spannung von ca. 639mA*8R=5,11Vs am Lastwiderstand ankommen – das entspräche dann bei 3,6Veff einer Leistung von ca. 1,6Watt. Ich bezweifle, dass dieses ein solchen Aufwand rechtfertigt. Und was bei 4Ohm noch ankommt, sollte jetzt jeder selbst nachrechnen können. --- Unter den geschilderten Gesichtspunkten und Fakten sage ich ein Nachbau dieser Schaltung ist für die gängigen niederohmigen Lastwiderstände (LS)
nicht empfehlenswert.
*) Bei den modernen (üblichen) Schaltungen wird diese Hilfspannung mittels des Bootstrapverfahrens herbeigeführt.
Nachsatz: Ich weiss nicht, ob es sinnvoll ist die Beschreibung weiter zu führen - auf die neg. Halbwelle, die Verstärkung, Arbeitspunkteinstellung, die Temperaturdrift und Kompensation derselben einzugehen. Ich glaube das interessiert kaum noch Jemanden. Trotzdem bin ich gerne bereit weitere Fragen zu beantworten, soweit ich dazu in der Lage bin.
Und es ist recht interessant einmal einem GE-Transitor unter die Haube zu schauen - Dank an Phalos.

Nachdem ich jetzt auf den Quellenhinweis von Hans das original Siemens Schaltbeispiele-Buch mit der entsprechenden Schaltung fand, hier ein Zitat aus dem, als solches ohnehin schon, nichtssagenden Begleittext:
'Weil die Ausgangsspannung symmetrisch ist, wird die Spannung zwischen Pluspol und Punkt1(=Emitter T3)
immer gleich der halben Batteriespannung, also 15V sein.
Die Betriebsspannung der Vorstufe muss etwas höher sein als die der Endstufe, damit der
Gleichstromarbeitspunkt der Endstufe stabil eingestellt werden kann.'

Die Fettschrift ist von mir "nachgerüstet"